Mögliche Rückkehr der Kernkraft: Solltest du jetzt in Uran investieren?
Eigentlich wollte man nicht nur in Deutschland weg von Energie aus Kernkraft. Der Ukrainekrieg rückt dieses Vorhaben nun in ein neues Licht. Und Anleger fragen sich: Lohnt sich jetzt ein Investment in Uran?
Der Einmarsch der Russen in die Ukraine hat gravierende Folgen für das Land und täglich erreichen uns Bilder, die nur schwer zu ertragen sind. Doch darüber hinaus hat der Krieg auch das Thema Energieversorgung und -preise in Europa stark in den Fokus gerückt. Deutschland und andere Staaten waren bislang sehr abhängig von russischem Gas und Öl und überall sind nun Diskussionen ausgebrochen, wie man diese Abhängigkeit beenden kann – ohne im kommenden Winter frieren zu müssen.
Kernkraft wieder im Spiel
Belgien hat bereits verkündet, den Atomausstieg um zehn Jahre zu verschieben. Ursprünglich sollten die letzten Atomkraftwerke 2025 abgeschaltet werden. Doch der Krieg und die steigenden Energiepreise haben die belgische Regierung dazu bewogen, den Ausstieg zu verschieben.
Diskutiert wird das nun auch in anderen Ländern. Und dabei zeigt sich nun einmal mehr, dass sich der Westen stark von Russland abhängig gemacht hat, auch jenseits von Öl und Gas. Denn das Land spielt eine große Rolle bei der globalen Versorgung mit Uran. Und der größte Uran-Markt Kasachstan ist wichtiger Verbündeter Russlands.
Angst vor Uran-Engpass
Viele Atomkraft-Unternehmen fürchten daher steigende Preise und Engpässe bei der Versorgung. Wie bei Gas und Öl wird aber bisweilen auch bereits ein Boykott von russischem Uran gefordert. Die USA etwa sind aber stark abhängig von diesem Uran und so hat Joe Biden aktuell einen Boykott auch ausgeschlossen. Denkbar ist aber auch, dass Putin aufgrund der Sanktionen des Westens einen Lieferstopp verhängt. Experten gehen davon aus, dass der Westen unter einem einem solchen Lieferstopp zunächst stärker leiden würde, als Russland selbst. Und so wird Uran nun gerade wieder zu einem äußerst gefragten Gut.
Preise schießen in die Höhe
Kein Wunder also, dass die Preise für Uran so hoch sind, wie zuletzt vor elf Jahren. Im Februar 2022 sind sie um 31,4 Prozent gestiegen. Ähnlich sieht es am Aktienmarkt aus. Während sich Weltmarktführer Kazatomprom zwar seitwärts bewegt, legten die Aktien von Cameco, Energy Fuels, Uranuim Energy und Denison Mines im zweistelligen Bereich zu. Die Aktie von Cameco, Uranproduzent aus Kanada, stieg um mehr als 50 Prozent. Der Wert einer Aktie des US-amerikanischen Uranbergbau-Unternehmens Energy Fuels sogar um satte 80 Prozent.
Stoppt Russland nun seine Uranexporte, könnte etwa Cameco laut der Wirtschaftswoche die Uranproduktion deutlich erhöhen – allerdings wäre dies mit einem gestiegenen Uranpreis verbunden.
Einige Experten sagen, die Kurse der Uran-Produzenten werden mittel- bis langfristig weiter steigen, da weiterhin Atomkraftwerke gebaut und geplant werden. Dennoch ist ein Investment ein Risiko, denn auch die Krise mit Russland ändert nichts an der Tatsache, dass Atomkraft in der aktuellen Form eine große Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt und es bislang keine Lösung zur Endlagerung gibt.
Das langfristige Ziel ist immer noch die Umstellung auf saubere Energie – auch im Bezug auf die Geldanlage. Atomkraft gilt als Brückentechnologie auf dem Weg zur Energiewende. Wie lange sie noch Bestand hat, ist schwer vorhersehbar. Daher muss ein Investment gut überlegt sein – und sollte in jedem Fall nur einen sehr kleinen Teil eines ausgewogenen Portfolios ausmachen.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.