Mid- und Small-Caps schlagen langfristig die Standardindizes
Mit klassischen Standardindizes setzt man auf die marktkapitalstärksten Unternehmen einer bestimmten Region. Dabei kann sich auch ein Blick in die zweite oder dritte Reihe lohnen.
Noch vor ein paar Wochen sah die Börsenwelt ganz anders aus. Da eilten viele Börsenindizes wie der amerikanische S&P 500, der Dow Jones oder nicht zuletzt der DAX von einem zum nächsten Allzeithoch. Doch die politische Zuspitzung im Ukraine-Russland sowie dem Nahostkonflikt, negative Konjunkturaussichten für Deutschland und Europa, die Pleite der portugiesischen Banco Espirito Santo sowie zwischenzeitliche Befürchtungen vor einer raschen US-Zinswende schickten die Märkte vor allem in Europa auf Tauchstation.
Manchmal sind auch die Kleinen ganz groß
Auf langfristiger Sicht jedoch haben die Aktien kleinerer oder mittlerer Unternehmen die Nase vorn. Hat sich der Börsenwert der insgesamt 160 größten in Deutschland notierten AGs seit dem Jahr 2003 verdoppelt, so hat er sich allein bei den SDAX-Mitgliedern in diesem Zeitraum verdreifacht. Das ergab eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC). Das machte sich auch langfristig bezahlt in den Aktienkursen, wie eine andere Studie von Allianz Global Investors Ende 2013 ergab. Danach verzeichneten Nebenwerte (Small- und Mid-Caps) weltweit in zehn der vergangenen 13 Jahre eine bessere Wertentwicklung als die großen Standardwerte (Large Caps). Nur in den Jahren 2007-2008 und 2011 hinkten die Aktien kleinerer Unternehmen denen der großen hinterher. Während der MSCI Welt Large Cap TR Index zwischen Januar 2001 und September 2013 um rund 80 Prozent stieg, konnte sich der entsprechende Small Cap Index im gleichen Zeitraum nahezu verdreifachen. Und diese Überrendite wurde in nahezu allen Regionen erzielt. So lag die durchschnittliche Wertsteigerung von Aktien kleinerer Unternehmen in Europa und Nordamerika jährlich um etwa sechs Prozentpunkte über der von Large Caps. Selbst für Japan in Zeiten der Deflation traf dieses zu. Während die großen Werte ein jährliches Minus von 0,5 Prozent verbuchten, erwirtschafteten Small Caps eine durchschnittliche Rendite in Höhe von 3,5 Prozent.
Gleiches gilt übrigens auch für deutsche Nebenwerte. Der SDAX, der Ende Juni seinen 15. Geburtstag feierte, erzielte seit Bestehen 160 Prozent Wertzuwachs. Der DAX dagegen schaffte es gerade einmal auf ein Plus von knapp 90 Prozent. Noch besser als der SDAX war in Deutschland jedoch der Mid Caps-Index MDAX, er hat mit +330 Prozent die Nase mit weitem Abstand vorn.
Kleinere Unternehmen sind häufig innovativer
Besonders in Aufwärtsphasen des Aktienmarktes erzielen Unternehmenspapiere kleinerer Firmen in der Regel eine höhere Rendite. Denn viele dieser Nebenwerte befinden sich noch im Wachstumsstadium. Viele von ihnen sind in der jeweiligen Nische Marktführer und fahren hohe Gewinne ein. Entscheidungen und Neuorientierungen am Markt sind aufgrund häufig geringerer bürokratischer Erfordernisse als bei den ganz großen Unternehmen schneller umzusetzen. Zudem gelten mittelgroße Unternehmen als ideale Übernahmekandidaten. Mit vergleichsweise noch geringen finanziellen Aufwendungen können Großunternehmen zusätzliche Nischen besetzen. Das treibt die Kurse zusätzlich.
Allerdings unterliegen Aktien von Mid- und Small-Caps in turbulenten Börsenzeiten meist auch einer höheren Wertschwankung. In Krisenzeiten verkaufen Investoren häufig solche Werte, da Small- und Midcaps über eine geringe Marktkapitalisierung verfügen und somit weniger liquide sind. Zudem erfordern gezielte Investments in Einzelwerte ein hohes Know-how, da die Transparenzanforderungen für diese Unternehmen weit geringer sind als bei Blue-Chips. Bei großen Indizes macht sich dieser Nachteil durch die breite Diversifizierung allerdings weniger bemerkbar.
Deshalb macht es zwecks Diversifizierung durchaus Sinn, nicht nur auf eine breite Streuung der Anlageregionen und Anlageklassen, sondern auch der Unternehmensgröße zu achten. Die kostengünstigste Art und Weise ist ein Investment über börsengehandelte Indexfonds (ETFs) mit denen man mittlerweile auch in viele mittelständische Unternehmen der unterschiedlichsten Regionen investieren kann.
ETFs auf Mittelstands-Indizes
- Deutscher Mittelstands-Index ist der bereits mehrfach erwähnte MDAX. Er besteht aus 50 Mid-Cap-Werten, die in Größe und Umsatz dem Leitindex DAX folgen. Nur 85,94 Prozent sind dabei übrigens deutsche Werte. 9,27 Prozent der Unternehmen sind aus den Niederlanden, 4,97 Prozent sind in Luxemburg beheimatet. Größte Sektoren sind Industriegüter und Dienstleistungen, Medien und die Chemieindustrie. Am stärksten gewichtet sind die Airbus Group, ProSiebenSat1 Media AG und Brenntag. Auf den MDAX gibt es verschiedene ETFs. Mit Abstand fondsvolumenstärkster und damit liquidester ETF ist der iShares MDAX UCITS ETF (WKN: 593392).
- Der STOXX Europe Mid 200 umfasst die größten mittelständischen Unternehmen aus 17 europäischen Staaten. Stark im Index gewichtet im Index sind aktuell Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Spanien und Deutschland. Größte Sektoren sind Industriegüter und Dienstleistungen, Versorger und Gesundheitsversorgung. Zu den Top-Holdings zählen Actelion, Whitbread und die Caixabank. Größter ETF auf diesen europäischen Mittelstands-Index ist der iShares STOXX Europe Mid 200 UCITS ETF (WKN:593399).
- Auf US-Mittelstandswerte setzt man am besten mittels des SPDR S&P 400 US Mid Cap UCITS ETF (WKN: A1JSHV) von State Street, der 400 Unternehmen umfasst. Größte Sektoren im Index sind Finanzen, Industrie sowie Informationstechnologie. Zu den Top-Holdings zählen Equinix, SL Green Reality und Henry Schein.
ETFs auf Small Caps
- Mit dem ComStage SDAX TR UCITS ETF (WKN: ETF005) können Anleger in 50 kleinere deutsche Unternehmen investieren. Stark im Index vertreten sind die Bereiche Industrie, Finanzen und Gebrauchsgüter. Die am stärksten gewichteten Unternehmen sind die Deutsche Annington Immobilien SE, CTS Eventim und die KION Group.
- Europäische Small-Cap-Werte sind unter anderem über den db x-trackers MSCI Europe Small Cap Index UCITS ETF (WKN: DBX1AU) investierbar. Der Index umfasst aktuell 917 Werte aus 28 europäischen Ländern. Stark im Index vertreten sind Großbritannien, Deutschland und die Schweiz. Die am stärksten gewichteten Sektoren sind Industrie, Finanzwesen und Nicht-Basiskonsumgüter. Zu den Top-Holdings zählen die Ashtead Group, Symrise und die St. James Place Plc.
- Der db x-trackers Russell 2000 UCITS ETF (WKN: DBX1AB) setzt auf die 2000 wichtigsten Small Caps der USA. Stark im Index vertreten sind die Sektoren Finanzwesen, IT und Industrie. Zu den Top-Holdings zählen Puma Biotechnology, InterMune und Kodiak Oil & Gas Corp.
- Der SPDR MSCI Emerging Markets Small Caps (WKN: A1JJTF) ermöglicht sogar ein Engagement in kleinere Unternehmen der Schwellenstaaten. Stark im Index vertreten sind aktuell Small Caps aus Taiwan, China, Korea, Südafrika und Indien. Die am stärksten gewichteten Sektoren sind IT, Finanzen und Gebrauchsgüter.
Gleichgewichtet in Standardindizes, Small- und Mid-Caps investieren
Möglich ist die Umsetzung der Size-Strategie allerdings auch über einen einzigen ETF auf die jeweilige Region, indem man sogenannte Equal Weights-Indizes nutzt. In diesen sind die großen Standardwerte nicht stärker gewichtet als die der kleineren Unternehmen.
- Mit dem Ossiam STOXX Europe 600 Equal Weight NR (WKN: A1JH12) investiert zum Beispiel der Anleger gleichgewichtet in alle Werte des STOXX Europe 600, der die wichtigsten europäischen Titel umfasst.
- Auch auf US-Werte kann man gleichgewichtet investieren. Am besten macht man dies über den db X-trackers S&P 500 Equal Weight UCITS ETF (WKN: A1106A), der alle 500 größten US-Aktientitel, darunter natürlich auch vieler mittelständischer Unternehmen, mit jeweils 0,2 Prozent gleichgewichtet im Portfolio hat.
Allerdings handelt es sich bei diesen beiden Equal-Weights-Indizes nicht um reine Small- und MidCap-Indizes. Hier sind nur die kleineren Blue ChipWerte, die sonst nur marginal gewichtet sind, stärker im Index vertreten.
Fazit:
Das ETF-Angebot auf breit diversifizierte Mid- und Small-Cap-Indizes ist groß. Über Equal-Weight-Indizes kann man mit einem einzigen ETF gleichgewichtet sowohl in die großen als auch kleineren Aktiengesellschaften investieren. Egal, über welche Art der Anleger auf die Size-Strategie setzt: mit Produkten auf Small und Mid-Caps erkauft er sich in Aufwärtsphasen des Aktienmarktes in der Regel eine höhere Rendite. Das macht sich langfristig bemerkbar, wie zahlreiche Studien belegten. Dafür sind solche Werte anfälliger in unsicheren Börsenzeiten.
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