13. Oktober 2022
Klein aber fein: Deshalb solltest du Nebenwerte an der Börse nicht unterschätzen

Klein aber fein: Deshalb solltest du Nebenwerte an der Börse nicht unterschätzen

Nebenwerte haben es gegenüber Standardwerten an der Börse nicht leicht. Gerade jetzt setzen viele Anleger ausnahmslos auf Bluechips. So sehen das aktuell selbst viele Börsianer: Nebenwerte sind gegenüber Standardwerten zu vernachlässigen. Dabei lassen sich mit der vermeintlichen zweiten Reihe Chancen nutzen und eine größere Diversifikation umsetzen.

Auf den ersten Blick gibt die Wertentwicklung den Nebenwerte- Skeptikern recht. Der DAX, Deutschlands erste Börsenliga der Standardwerte, hat sich auf kurze und mittlere Sicht besser entwickelt als die Nebenwerte aus der zweiten Reihe. Diese sind vor allem im MDAX und im SDAX gelistet.

Zwar sieht auch der DAX angesichts eines historisch schwachen ersten Halbjahres nicht wie ein strahlender Gewinner aus. In den vergangenen zwölf Monaten haben MDAX und SDAX jedoch deutlich mehr an Wert verloren. Das gibt denen Rückenwind, die ohnehin der Meinung sind, dass etwa der MDAX Werte enthalten würde, die es in den DAX nicht geschafft haben. Oder, was fast noch schlimmer wäre, Werte, die wegen schlechter Performance in den MDAX abgestiegen sind.

Nervosität beflügelt Entscheidungen

Hinter der schwächeren Entwicklung von MDAX und SDAX in der jüngeren Vergangenheit steckt allerdings einer dieser Mechanismen, wie es sie am Aktienmarkt zuhauf gibt. In Zeiten erhöhter Nervosität strahlen große Unternehmen mehr Sicherheit aus als kleine und mittlere. Angesichts der Kombination aus hoher Inflation, steigenden Zinsen, dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und einer an Fahrt verlierenden Wirtschaft ist die Nervosität bei Unternehmen wie Marktteilnehmern gleichermaßen überdurchschnittlich hoch. In einem solchen Umfeld gelten die Dickschiffe der Börse, also Bluechips wie sie im DAX vertreten sind, als bessere Wahl. Die viel zitierte Self-fulfilling-prophecy spielt hier eine Rolle.

Es gibt auch echte Schwergewichte im MDAX

Solche selbst erfüllenden Prophezeiungen sind aber nicht immer rational. Übertreibungen sind fast vorprogrammiert. Zumal die Grenzen etwa zwischen DAX und MDAX mitunter fließend sind. Anfang September waren gleich 25 MDAX-Werte von der Marktkapitalisierung größer als der kleinste Titel im DAX, HelloFresh (WKN: A16140). Für den größten MDAX-Titel, die mit gut 13 Milliarden Euro bewertete Vantage Towers (WKN: A3H3LL), hätte es immerhin zu Platz 30 im mittlerweile 40 Titel umfassenden DAX gereicht. Mit anderen Worten: Wer auf der Suche nach Schwergewichten an der Börse ist, wird im MDAX ebenfalls fündig.

Nicht zu kurz denken

Erwiesenermaßen haben SDAX und MDAX auf lange Sicht eine deutlich bessere Performance als der Leitindex. Die jüngste Schwäche der Nebenwerte bedeutet daher, dass die aktuellen Kursniveaus gut aufgestellter SDAX-und MDAX-Unternehmen sich als interessante Einstiegsmöglichkeiten erweisen könnten. Anleger sollten dabei langfristig planen, denn es wird volatil bleiben. Idealerweise kauft man seine Favoriten daher in mehreren Etappen, um am Ende einen Durchschnittskurs zu haben.

Über den Autor: Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber ist Geschäftsführender Gesellschafter der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft Dr. Markus C. Zschaber mbH in Köln