Es ist noch Ausschüttungssaison. Viele Anlegerinnen und Anleger schwören darauf. Doch ist die Dividende wirklich so wichtig für den Anlageerfolg?
Die hundert größten deutschen Unternehmen werden nach ersten Schätzungen die Rekordsumme von 62 Milliarden Euro ausschütten. Anleger sollten die Dividendenhöhe bei Unternehmen nicht überbewerten. Wer allein auf die Dividendenrendite schielt, kann als Anleger böse Überraschungen erleben.
Für viele Privatanleger ist die Dividendenrendite einer Aktie ein entscheidendes Auswahlkriterium. Viele bevorzugen Dividenden-Fonds oder Dividenden-ETFs. Dass sich Depots mit besonders dividendenstarken Aktien automatisch besser entwickeln, ist jedoch ein weitverbreiteter Irrglaube. Auch ein Ersatz für den sicheren Zins taugt die Dividende nicht. Denn es gibt einige wichtige Unterschiede, die Sparer immer berücksichtigen sollten.
Dividende versus Zins
Der wichtigste Unterschied: Dividenden sind keine kurzfristige Lösung. Während es bei den Zinsen möglich ist, nach einem Jahr zumindest die Zinsrendite einzustreichen, ist das bei Dividendenaktien für gewöhnlich nicht ganz so leicht. Denn die zugrunde liegenden Aktien können sehr stark im Wert schwanken. Die Dividendenrendite ist demnach kein Zahlungsversprechen, sondern ein börsentäglich schwankender Wert, der sich aus dem Verhältnis der Dividende zum aktuellen Aktienkurs ergibt. Entsprechend sollten Dividendenaktien lediglich für mittel- bis langfristig orientierte Investoren als Zinsersatz herhalten. Diese sollten bereit sein, auch mal eine schwächere Marktperiode auszusitzen und mehr als eine Dividendensaison mitzunehmen.
Es gibt bei Dividendenaktien keine Garantie für die Ausschüttung. Gerade in Krisenzeiten schrecken selbst die zuverlässigen Dividendenaristokraten nicht davor zurück, Dividenden zu kürzen oder ausfallen zu lassen.
Wer sich bei der Aktienauswahl zu sehr auf die Dividendenrendite fokussiert, kann in eine teure Falle tappen. Denn die veröffentlichte Dividendenrendite bezieht sich in der Regel auf die zuletzt gezahlten Dividenden. Diese wird in das Verhältnis zum aktuellen Kurs des Unternehmens gesetzt. Es handelt sich um eine rein rechnerische Größe, die mit der wirtschaftlichen Realität des Unternehmens nichts mehr zu tun hat. Sollte der Kurs in den letzten Monaten aufgrund wirtschaftlicher Probleme eingebrochen sein, erscheint die Dividendenrendite hoch. Somit kann eine hohe Dividendenrendite eher ein Warnzeichen sein.
Ausschüttungsquote ist wichtiger
Anleger sollten beachten, dass eine Dividende im Einklang zu der Geschäftsentwicklung des Unternehmens steht. Dabei sollte man die Ausschüttungsquote (Payout Ratio) betrachten. Das ist jener Prozentsatz der Erträge, der an die Anleger ausgezahlt wird. Sie ergibt sich aus dem Verhältnis der Dividende je Aktie zu dem Gewinn je Aktie.
Eine hohe Ausschüttungsquote bedeutet, dass ein Unternehmen einen höheren Prozentsatz seiner Erträge an die Aktionäre ausbezahlt. Umgekehrt bedeutet eine niedrige Auszahlungsquote, dass die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen bleiben. Diese Gewinne können für zukünftiges Wachstum eingesetzt werden. Eine hohe Ausschüttungsquote kann darauf hindeuten, dass die Dividende nicht nachhaltig ist. Liegt sie sogar über 100 Prozent, bedeutet dies, dass das Unternehmen nicht genügend Gewinne erwirtschaftet, um seine Dividende auszuschütten. Die Zahlungen werden dann aus der Substanz oder möglicherweise durch die Aufnahme von Verbindlichkeiten geleistet.
Über den Autor: Markus Richert
Markus Richert ist Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.
Autor Redaktion
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