Ist „Big Beautiful Bill“ – eine Rechnung ohne den Rentenmarkt?
Durch „Big Beautiful Bill“ wird die Staatsverschuldung wieder zum großen Thema. Reale Vermögenswerte bieten den wirksamsten Schutz.
„Am Freitag, 4. Juli, unterzeichnete US-Präsident Donald Trump das Gesetz ‚One Big Beautiful Bill Act‘, das viele wirtschafts- und investitionsfreundliche Elemente enthält. Der vielleicht wichtigste Punkt ist die Deregulierung. Aus meiner Sicht wird sie bislang als Ausgleich zu den Kosten der Zölle unterschätzt und dürfte sich positiv auf den operativen Leverage und die Bewertungen auswirken. Dennoch gibt es immer noch Risiken für die Zukunft: schwächeres Wirtschaftswachstum, steigende Arbeitslosigkeit und eine höhere Inflation. Alle diese Faktoren sind in den Prognosen der Fed enthalten – und ich neige dazu, ihnen zuzustimmen“, sagt Jim Caron, Chief Investment Officer der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management.
Die geplanten Steuererleichterungen für Unternehmen werden nach Schätzungen des unabhängigen Congressional Budget Office die Verschuldung der USA in den nächsten zehn Jahren um zusätzlich rund 3,3 Billionen US-Dollar in die Höhe treiben.
„Die USA sind – wie einige andere Staaten auch – der Meinung, dass immer weiter ansteigende Staatsschulden offenbar kein Problem darstellen. Doch machen sie die Rechnung womöglich ohne den Wirt, in dem Fall den Rentenmarkt“, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Denn die Unsicherheit der Investoren sei, insbesondere mit Blick auf die weitere Entwicklung der Zinssätze, deutlich spürbar. Reale Vermögenswerte wie Aktien, Immobilien und Infrastruktur, könnten aus Gallers Sicht Anlegerinnen und Anlegern den besten Schutz gegen die Politik der steigenden Schulden bieten.
Durch „Big Beautiful Bill“ rückt die Staatsverschuldung in den Fokus
Die Aussicht auf höhere Staatsdefizite und Emissionsvolumina alarmiere inzwischen die Staatsanleihenmärkte in der ganzen Welt. Aktuell haben die USA ein Budgetdefizit von mehr als sechs Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), das Staatsdefizit ist 2024 auf 120 Prozent des BIP gestiegen. „Die ‚Big Beautiful Bill‘ würde das Defizit bis 2034 auf über 140 Prozent des BIP ansteigen lassen. Die Herabstufung der Bonität der USA von Moody’s Mitte Mai war deshalb nur eine Bestätigung dessen, was die Märkte schon längst befürchtet und eingepreist haben“, so Galler. Seit dem Renditetief im Sommer 2020 seien die Anleihenrenditen kräftig nach oben geschossen und verharrten trotz Konjunktursorgen auf erhöhtem Niveau, so Galler.
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Nachdem die Notenbanken die Anleihenkäufe zurückgefahren haben, sind das Inflationsniveau und die Bonität der Staaten wieder bestimmende Faktoren für das Renditeniveau. Doch findet dieser Umstand nach Meinung von Tilmann Galler zu wenig Beachtung bei den Befürwortern der umfangreichen staatlichen Ausgabenpolitik. „Möglicherweise wirkt das Jahrzehnt der Null- und Niedrigzinspolitik immer noch nach. Das Bewusstsein, dass Haushaltsdisziplin an den Märkten durch niedrigere Finanzierungskosten belohnt wird, scheint verloren gegangen zu sein“, erklärt Galler.
Neuverschuldung von heute sind die Steuern von morgen
Aus Sicht von Kapitalmarktexperte Galler stellt sich die Frage, wie handlungsfähig die US-Regierung angesichts der zunehmenden Schulden sein kann. Für das laufende Jahr müssen bereits knapp 14 Prozent des Bundeshaushaltes für den Schuldendienst aufgewendet werden. Der Anteil könnte bei Fortsetzung der Schuldenpolitik nach Einschätzung von Tilmann Galler auf über 17 Prozent anwachsen. „Hier wird deutlich, dass zukünftig immer weniger Geld für Investitionen und Sozialleistungen zur Verfügung stehen wird. Alternativ müssten die Steuern erhöht oder noch mehr Schulden gemacht werden. Diese Politik ist deshalb nur dauerhaft tragbar, wenn die Zinsen niedrig bleiben“, stellt Galler fest.
Eine Notenbank, die verstärkt auf Wachstumsförderung setzt, könnte zwar helfen, doch nur um den Preis einer höheren Inflation, die wiederum die reale Kaufkraft der Haushalte dezimieren würde. „Wie man es auch dreht und wendet: Die Neuverschuldung von heute sind die Steuern von morgen. Entweder als klassische Steuer oder als ‚Inflationssteuer‘“, führt Galler aus.
Es überrasche daher nicht, dass die Laufzeitprämie für zehnjährige US-Treasuries nach vielen Jahren im negativen Bereich wieder positiv geworden sei. „Für das Investieren in langlaufenden Anleihen wollen die Investoren wieder mehr Rendite. Das ist ein Indiz dafür, wie unsicher die Investoren bezüglich der weiteren Entwicklung der Zinssätze geworden sind“, sagt Galler. Das größte Hindernis für den Erfolg der „Big Beautiful Bill“ sieht der Ökonom deshalb in steigenden Zinsen. So verwundere es auch nicht, dass Präsident Trump bereits harsche Kritik an der US-Notenbank geübt hat.
Reale Vermögenswerte können den besten Schutz bieten
Inzwischen wächst die Sorge an den Kapitalmärkten, dass die Verschuldungspolitik womöglich mittelfristig zu einer Rückkehr der quantitativen Maßnahmen der Zentralbank und damit zu einer „Kultur des Gelddruckens“ führen könnte. Der starke Anstieg der Kryptowährungen und des Goldpreises ist aus Sicht Gallers schon ein erstes Misstrauensvotum der Märkte gegen die langfristig negativen Folgen der Verschuldungspolitik für den Geldwert. Der Kapitalmarktstratege sieht deshalb reale Vermögenswerte wie Aktien, Immobilien und Infrastruktur als sinnvolles Mittel an, um Portfolios gegen die Auswirkungen der immer umfangreicher werdenden Verschuldungspolitik zu wappnen.
Globale Aktien
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