Home Bias: Zu viele deutsche Aktien schaden deinem Depot
Wer in Aktien einsteigt, fängt meist mit deutschen Einzelwerten an. Was so naheliegend erscheint, ist aber ein häufiger Anlegefehler – der Home Bias.
Wenn du in ETFs investierst, hast du wahrscheinlich schon mal von Diversifikation gehört – und davon, wie wichtig es ist, dein Geld breit zu streuen. Trotzdem gibt es einen hartnäckigen Fehler, den viele Anleger machen, selbst Profis: den sogenannten Home Bias.
Was ist der Home Bias?
Home Bias beschreibt die Tendenz von Anlegern, überdurchschnittlich stark in den eigenen Heimatmarkt zu investieren. Als deutscher Anleger heißt das oft: ein großer Anteil im Dax oder MDax, vielleicht noch ein paar europäische Titel – und das war’s. Dabei gibt es auf der Welt so viel mehr zu entdecken! Denn das optimiert dein Chance-Risiko-Verhältnis.
Warum ist Home Bias ein Problem?
Doch europäische Aktien und gerade auch der Dax scheinen aktuell blendend dazustehen. „Selbst wenn Ihr Heimatmarkt die stärkste Wirtschaft der Welt sein sollte, sind Sie als Anleger gut beraten, nicht alles auf eine Karte zu setzen“, warnte Colin Fitzgerald bereits im Jahr 2021 in seiner damaligen Funktion als Vertriebsleiter der EMEA-Region bei Invesco. Denn wer zu stark auf den Heimatmarkt setzt, verpasst Chancen – und erhöht sogar sein Risiko. Schließlich reduziere eine gute Diversifikation potenziell das Gesamtrisiko und könne helfen, längerfristig höhere Renditen zu erzielen.
Tipp: Hier gelangst du zu den fünf häufigsten Anlegerfehlern. |
Warum passiert das trotzdem?
Viele Anleger fühlen sich einfach wohler mit dem, was sie zu kennen glauben. Ein deutsches Unternehmen wie Siemens oder BMW ist zunächst „vertrauter“ als ein Tech-Konzern aus Südkorea oder ein Konsumgüterhersteller aus Brasilien.
Dazu kommt die psychologische Komponente: Was fremd ist, erscheint vielen automatisch riskanter. Und bis vor ein paar Jahren war es tatsächlich schwieriger, in ausländische Märkte zu investieren – höhere Gebühren, weniger Zugang, Sprachbarrieren. Diese Hürden sind heute aber kaum noch relevant. Zumal du einfach auf weltweit streuende ETFs setzen kannst.
Tipp: Hier gelangst du zu unseren Aktien-ETF-Empfehlungen für den globalen Aktienmarkt. |
„Wie diverse Studien zeigten, hat sich diese Erkenntnis unter den Anlegern jedoch immer noch nicht durchgesetzt“, so Fitzgerald. Doch keine Sorge, selbst Fondsmanager, also Profis mit Zugang zu allen Informationen, sind anfällig für den Home Bias.
Auch Fondsmanager sind nicht immun gegen Home Bias
Eine aktuelle Studie des Fondsverbands BVI zeigt: Fondsmanager investieren gern in Unternehmen aus dem Land, in dem sie arbeiten. Bei eigentlich „global“ anlegenden Aktienfonds beträgt dieser sogenannte „Manager Home Bias“ ein bis zwei Prozentpunkte im Portfolio.
Der BVI macht deutlich: Wenn mehr Fondsmanager direkt in der EU arbeiten würden, könnten 2 bis 3 Milliarden Euro zusätzlich in der EU investiert werden. „Die Studie zeigt, wie wichtig Standortpolitik im Wettbewerb der Finanzplätze auch für die Realwirtschaft ist“, sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI.
Was kannst Du konkret tun?
Du hast heute die besten Voraussetzungen, global zu investieren – und zwar mit Welt-ETFs. Fitzgerald empfiehlt: „Das große Ganze erkennen – also langfristig, thematisch und global denken.“ Und ergänzt: „Genauso wie die Diversifikation über verschiedene Anlageklassen ist auch die regionale Diversifikation keine abstruse Theorie, sondern entspricht einfach dem gesunden Menschenverstand.“
Fazit: Global denken – klüger investieren
Auch wenn der Dax und andere Heimatmärkte dir vertraut erscheinen und derzeit gehypt werden – lass dich nicht blenden. Der Home Bias kann deine Rendite schmälern bzw. dein Risiko erhöhen. Nutze die globalen Möglichkeiten, die dir ETFs heute bieten – und trau Dich raus aus der Komfortzone. Denn wer weltweit streut, steht auf stabilerem Fundament.