Geldanlage und Moral: So kann die Gratwanderung gelingen
Anleger können frei entscheiden, in welche Branchen sie investieren möchten. Doch welche Rolle spielen dabei Fragen nach der Moral?
Wenn man mit Menschen darüber spricht, wie sie zu privaten Börsengeschäften stehen, gibt es eigentlich nur zwei Lager. Diejenigen, die Aktien, Aktienfonds oder ETFs als einzige Möglichkeit sehen, eine gute Rendite zu erzielen und fürs Alter vorzusorgen. Und die, die alles was mit der Börse zu tun hat, als moralisch fragwürdig ansehen, weil sie darin den Gipfel des Kapitalismus und des gesellschaftlichen Verfalls zu erkennen glauben.
Schließlich können Anlegerinnen und Anleger mit ihrem Investment Unternehmen unterstützen, die ihr Geld mit Branchen machen, die gesellschaftlich kein hohes Ansehen haben. Egal ob Waffen, Drogen, Glücksspiel oder Erwachsenenunterhaltung – wer in eine oder mehrere dieser Branchen investieren möchte, kann das tun. Und auch Unternehmen, die aus ethischer oder umwelttechnischer Sicht zu den Sündern gehören, sind an der Börse vertreten und werden somit durch private Gelder mitfinanziert.
Geht Geldanlage und Moral überhaupt zusammen?
Hinzu kommt für Kritiker der Punkt, dass man mit Börseninvestments Arbeiter ausbeute, die Reichen reicher mache und Börsenrenditen leistungsloses Einkommen sei, welches sich niedrigere Einkommensklassen gar nicht leisten könnten.
Wer sich über sein Investment keinerlei Gedanken macht und nur eine möglichst hohe Rendite erzielen möchte, kümmert sich wahrscheinlich tatsächlich nicht um diese Dinge. Doch auch an der Börse sind die Themen Nachhaltigkeit und Ethik längst angekommen. Anlegerinnen und Anleger können inzwischen aus einer Reihe von ETFs wählen, die ESG- oder SRI-Kriterien entsprechen.
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Was ist ethische Geldanlage und wie findet man den richtigen ETF?
Allen Anlegerinnen und Anlegern pauschal zu unterstellen, sie würden sich nicht für den moralischen Aspekt ihrer Investments interessieren, ist also falsch. Diverse Studien belegen immer wieder, dass nachhaltige ETFs sich wachsender Beliebtheit erfreuen und das nicht nur für junge Anlegerinnen und Anleger gilt, sondern durchweg für Privatinvestoren aller Alters- und Berufsgruppen. Und auch die Vermutung, die Rendite sei leistungsloses Einkommen stimmt so nicht. Jede Anlegerin und jeder Anleger geht ein Verlustrisiko ein, wenn sie oder er an der Börse investiert. Und es sind nicht nur reiche Erben, die das tun – die meisten Anlegerinnen und Anleger arbeiten für das Geld, welches sie dann investieren.
Doch was bedeutet ethische oder nachhaltige Geldanlage überhaupt? In erster Linie müssen die persönlichen Werte von Anlegern mit der gewählten Investition zusammenpassen. Das ist höchst individuell. Jemand, der etwa von der medizinischen Wirkung von Cannabis überzeugt ist und deshalb in die Branche investieren möchte, schließt somit Drogen aus dem Portfolio nicht mehr aus – kann aber dennoch strenge Vorstellung bezüglich Umweltschutz haben. Wer vor der Frage steht, in welche Aktien oder ETFs investiert werden soll, muss sich also zunächst mit den eigenen Wertvorstellungen auseinandersetzen und auf Basis dessen das richtige Produkt finden.
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Eigener Kompass und Moral Label
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste hierbei ist, Unternehmen, die den eigenen Werten nicht entsprechen, aus der Geldanlage auszuschließen, also schlicht keine Aktien bestimmter Unternehmen zu kaufen. Wer in ETFs investiert, muss etwas recherchieren, um entsprechende Produkte herauszufiltern und ETFs zu finden, die beispielsweise Nestlé oder BP nicht enthalten.
Etwas einfacher ist es, einen ETF zu wählen, welcher ein ESG- oder gar SRI-Label hat. Bei diesen ETFs haben die Anbieter bereits bestimmte Branchen und Unternehmen herausgefiltert. Viele dieser Produkte performen ebenso gut, wie die klassischen Pendants. Es gibt also keine Gründe, nicht an der Börse zu investieren, wenn man gewisse Dinge beachtet und weiß, was einem wichtig ist.
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Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.