Ethische Geldanlage: Wie schwierig ist es, den passenden ETF zu finden?
Rendite ist für viele Anleger nicht mehr der einzig wichtige Punkt bei der Geldanlage. Das solltest du über ethische Geldanlage wissen.
Immer wichtiger wird die Frage, wie nachhaltig ETFs investieren – doch was heißt das eigentlich und wie finden Anleger das richtige Produkt? Wenn wir über Nachhaltigkeit in der Geldanlage sprechen, denken wir oft vor allem an das Thema Klima- und Energiewandel. Doch ESG steht nicht nur für Environment, also Umwelt, sondern auch für Social und Governance, also für Soziales und Unternehmensführung.
Die ethische Geldanlage achtet also nicht nur darauf, wie „grün“ Unternehmen arbeiten, sondern beziehen auch mit ein, wie sie beispielsweise Lieferanten und Angestellte behandeln und wie transparent sie arbeiten oder mit Interessenskonflikten umgehen. Da es aktuell keine einheitlichen Kriterien dazu gibt, was in der Finanzwelt als nachhaltig gilt, kommt es immer wieder vor, dass auch Unternehmen als nachhaltig gelten, die in der Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen werden. Wie können Anlegerinnen und Anleger damit umgehen?
Ethische Geldanlage: Wo sind die Grenzen?
Immer wieder gern genommenes Beispiel: Nestlé. Der Schweizer Konzern ist in einigen vermeintlich nachhaltigen ETFs und Fonds enthalten, doch die Chefetage gilt nicht unbedingt als Posterboys in Sachen Fairness, etwa bei fairer Behandlung von Lieferanten. Auch Verkaufspraktiken in Dritte Welt-Ländern stehen stark in der Kritik, wie etwa der Verkauf von abgefülltem Trinkwasser in Regionen, in denen sauberes Wasser ohnehin schon knapp ist. Warum findet man das Unternehmen dann dennoch in ETFs mit ESG-Label? Unter anderem, weil es sich verpflichtet hat, bis 2030 die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erfüllen oder weil Nestlé erneuerbare Energien in der Produktion nutzt.
Durch den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise rückten auch die Themen Waffen und Atomkraft wieder stärker in den Fokus von Anlegern und Anlegerinnen. Ob man ruhigen Gewissens in die Rüstungsindustrie investieren kann, ist eine individuelle Entscheidung. Ethisch ist es aber nicht – wer darauf wert legt, sollte also ETFs mit entsprechenden Positionen nicht in die Auswahl nehmen. Auch die Frage, wie nachhaltig Atomkraft – auch im Vergleich mit Gas aus problematischen Ländern – ist, lässt sich nicht ultimativ für alle Anleger beantworten.
Wie erkennt man ethische ETFs?
Da es, wie bereits angesprochen, derzeit keine einheitlichen Kriterien dafür gibt, müssen Anlegerinnen und Anleger sich zunächst darüber klar werden, wo ihre Grenzen liegen, in welche Branchen oder Unternehmen sie nicht investieren möchten. Während für den einen ausreicht, Waffen und Drogen auszuschließen, legt die andere strengere Kriterien an und möchte vielleicht jedes Unternehmen ausschließen, das in irgendeiner Form vom Leid anderer profitiert.
Möglicherweise sind kleinere ETFs oder auch Einzelpositionen hier aktuell die bessere Wahl – zumindest, bis es einheitliche Kriterien gibt, die intensive Recherche überflüssig macht. Wer etwa „nur“ Waffen ausschließen möchte, hat eine recht gute Auswahl an ETFs, etwa den Lyxor Net Zero 2050 S&P 500 Climate PAB ETF (WKN: LYX05J), der die Wertentwicklung von Aktienunternehmen aus den USA abbildet, die auf den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ausgerichtet sind.
Die ETF erfüllt die Mindestanforderungen der EU-Klimaziele und des Pariser Klimaschutzabkommens. Dabei werden Unternehmen aus dem jeweiligen Referenzindex ausgewählt, die im Einklang mit dem langfristigen Ziel des Pariser Klimaabkommens der Vereinten Nationen stehen, die Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu begrenzen. Rüstungsunternehmen sind ausgeschlossen, doch der ETF enthält beispielsweise Amazon, was für viele auf ESG-Kriterien bedachte Anleger ein Problem sein könnte.
Wer großen Wert auf Umweltschutz legt, könnte sich den BNP Paribas Easy ECPI Global ESG Blue Economy UCITS ETF (WKN: A2QCJJ) anschauen. Der ETF investiert in nachhaltige Industrieunternehmen der Blue Economy. Hierbei steht die Verwertung von Abfällen und die Nutzung von erneuerbaren Ressourcen im Mittelpunkt, um Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch zu optimieren und deren Produktivität zu steigern. Dazu zählen Unternehmen, die sich für den Schutz der Weltmeere einsetzen.
Unternehmen mit erheblichen Geschäftsaktivitäten in Tabak, Kraftwerkskohle, Öl- und Gasförderung sowie gentechnisch veränderten Organismen sind ausgeschlossen.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.