Fidelity International: Aktive ETFs – Wegbegleiter in unsicheren Zeiten
Eine Krise jagt die nächste, ihre Auswirkungen überschneiden und verstärken sich teils sogar. Welche Rolle können aktive ETFs in dieser „Polykrise“ spielen? Darüber haben wir mit Tim Breitbach gesprochen, Head of ETF Distribution DACH bei Fidelity.
Herr Breitbach, haben die Anleger derzeit denn Appetit auf eine Prise „Extra-Ertragschancen“, wie aktive ETFs sie anstreben?
Aktive ETFs könnten tatsächlich zu den Gewinnern der aktuellen Marktlage gehören. Sie sind ähnlich einfach und günstig wie rein passive Indexfolger. Doch durch die Einbeziehung von Research-Ergebnissen streben sie eine Überrendite an. Und meiner Erfahrung nach haben viele Anleger durchaus Appetit auf ein mögliches Renditeplus.
Welche Trends sollten ETF-Anleger derzeit im Blick behalten?
Das hängt sehr von den persönlichen Anlagezielen ab und auch von der Risikobereitschaft. Persönlich finde ich derzeit thematische Anlagen, Dividenden und Anleihen besonders interessant. Themen-ETFs beispielsweise haben den Fokus oft auf technologischen Innovationen. Da ist viel Wachstumsphantasie drin – und natürlich sind auch die Risiken höher. Je nach Schwerpunkt eignen sich solche ETFs daher meist weniger als Basisinvestition. Sie sind eher eine Ergänzung in einem breit gestreuten Anlageportfolio.
Und wie findet man als Anleger den „passenden“ Themen-ETF?
Die meisten thematischen ETFs sind auf Wachstumsbranchen ausgerichtet. Doch die Themenfelder sind unterschiedlich breit – ein erster wichtiger Orientierungspunkt für Anleger. Einige Produkte zielen auf Nischenthemen wie Wasserstoff oder Solar. Andere sind auf breitere Themen ausgerichtet, die oft auch mehrere Branchen berühren. Denken Sie beispielsweise an erneuerbare Energien, das Metaverse, Cloud Computing, die Mobilität der Zukunft oder digitale Gesundheit. Thematische Anlagen mit solchen ETFs ermöglichen es, direkt an der Dynamik von technologischen Innovationen teilzuhaben.
Sie sprechen von Orientierungspunkten: Gibt es davon weitere für Anleger?
Ein wichtiger Punkt ist der Blick darauf, in was konkret investiert wird: Wie sieht das Anlageuniversum aus? Welche Firmen sind beispielsweise für die Entwicklung des Metaverse besonders wichtig? Und wo sind die „Pure Player“, für die das Metaverse nicht nur ein Randgeschäft ist? Das ist deutlich schwieriger zu ermitteln als etwa bei Branchen- oder Länder-ETFs. Darum haben wir eigene Indizes für solche Themen entwickelt. Und wir überprüfen im Zeitverlauf, ob deren Zusammensetzung das Thema noch umfassend abbildet.
Sie hatten vorhin das Stichwort „Dividenden“ angesprochen: Warum ist das aktuell interessant?
Weil dividendenstarke Aktien gerade in inflationären Zeiten einen interessanten Vorteil bieten können: Denn Dividenden können durchaus mit der Inflation steigen – anders als die meisten festverzinslichen Anlagen. Doch die besten Dividendenaktien finden sich nicht immer in denselben Branchen oder Sektoren wie in der Vergangenheit. Unmittelbar vor dem Ausbruch der Pandemie wuchsen die Dividenden beispielsweise bei Finanzwerte am schnellsten. Jetzt könnte der Energiesektor die Pole-Position einnehmen.
Und noch etwas sollten Anleger im Blick haben: die „Dividendenfalle“. Aktive ETF-Strategien können eine solche unattraktive Übergewichtung von Sektoren mit geringen strukturellen Wachstumschancen vermeiden. Auch dafür sind entsprechend gewichtete Indizes eine gute Basis.
Sie hatten vorhin noch Anleihen angesprochen. Sehen Sie da ein Comeback?
Die Rückkehr der Zinssätze auf ein historisch „normales“ Niveau könnte eine lang erwartete Chance darstellen – gerade für diejenigen, die regelmäßige Erträge bei hohem Kapitalschutz suchen. Natürlich haben die Zinserhöhungen der Fed die fast 40 Jahre andauernde Hausse der Anleihekurse beendet. Die Folge war 2022 ein regelrechter Ausverkauf. Aber das Jahr 2023 könnte sich zu einem Umfeld mit hohen Gesamtrenditen für Anleihen entwickeln. Dazu könnte auch der „Pull to par“-Effekt beitragen: Anleihegläubiger erhalten bei Fälligkeit den Nennwert der Anleihe. Bei abnehmender Laufzeit kann dies zu Kursgewinnen führen, durch die schrittweise Annäherung an den Nennwert. Das kann für Anleger spannend sein, die eher an planbaren Erträgen als an möglichen Kapitalzuwächsen interessiert sind.
Mehr Informationen zu den aktiven ETFs von Fidelity gibt es hier.
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