Festverzinsliche Wertpapiere: Das spricht für Team Rente
Team Aktie oder Team Rente? In den Jahren ohne Zinsen fiel die Antwort klar für die Aktienseite aus. Das hat sich nun geändert.
Aktien waren lange alternativlos. Das hat sich mit steigender Inflation und steigenden Zinsen geändert. Die Antwort auf die Frage, ob Aktie oder Rente, lautet: Grundsätzlich und langfristig immer beide Teams. In der jetzigen Marktphase ganz klar Team Rente!
Team Rente holt auf
In den Jahren mit kontinuierlich fallenden Zinsen bis hin zur Phase der Negativzinsen war die Entscheidung in der Regel sehr einfach: Festverzinsliche Wertpapiere aus „alten“ Zeiten wurden bis zur Fälligkeit gehalten. Neuinvestitionen ergaben in der Regel keinen Sinn. Dann folgte das Jahr 2022. Das Jahr des Grauens für beide Anlageklassen. Die Notenbanken begannen, die Zinsen zur Inflationsbekämpfung deutlich und sehr schnell anzuheben. Dies bescherte sowohl den Aktien- als auch den Rentenmärkten zweistellige negative Ergebnisse. Besonders gebeutelt wurden die Anlegerinnen und Anleger in den vermeintlich sicheren festverzinslichen Wertpapieren.
Jetzt, zum Ende des dritten Quartals 2023, sind die Aktienmärkte in den USA und in Europa sehr ordentlich gelaufen. Allerdings wurde die positive Kursentwicklung nur von den größten Aktiengesellschaften und durch den Run in alles, was irgendwie nach künstlicher Intelligenz riecht, getragen. Viele Mid- und Small Caps in Europa und in den USA haben diese Bewegung nicht nachvollzogen und sind günstig bewertet.
Allerdings sind wir in Europa mitten in der Rezession. Die USA bewegen sich langsam, aber sicher in diese Richtung. So lange in den USA die Rezession nicht spürbar sein wird, wird unseres Erachtens die Notenbank die Zinsen nicht senken. Dieser Umstand birgt großes Enttäuschungspotenzial für diese Aktienmärkte. Viele Investoren rechnen mit baldigen Zinssenkungen und damit mit Rückenwind für die Aktienmärkte.
Aktien nur als Rezessionsdepot
Wir raten aktuell dazu, die für Aktien vorgesehenen Gelder nur zur Hälfte im sogenannten Rezessionsdepot mit Unternehmen aus unverzichtbaren Branchen wie Telekommunikation, Versorger, Konsumgüter des Grundbedarfs und Gesundheit zu investieren. Die andere Hälfte halten wir verzinst liquide. Wie schön, dass es wieder Zinsen gibt. Der Satz gilt ebenso für die gebeutelten festverzinslichen Wertpapiere. Es kristallisiert sich heraus, dass wir in den USA und in Europa auf dem Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus angekommen sind. Vielleicht bewegt sich der Zins noch ein wenig nach oben. Im Großen und Ganzen sollte es das aber gewesen sein. Deshalb können Anleger diese Anlageklasse intensiv in Augenschein nehmen und beherzt und mit Kalkül investieren.
Tipp: Mit unserem Risikorechner ermittelst du den für dich richtigen Mix aus Aktien und Anleihen.
Mit qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen lassen sich aktuell wieder Renditen von über 4,5 Prozent erzielen. Das liegt schon jetzt leicht oberhalb der aktuell gemessenen Inflationsrate von 4,3 Prozent in Europa. Selbst wenn die Inflation innerhalb der kommende 24 Monate noch nicht das Ziel von zwei Prozent erreichen sollte, ist nach vielen Jahren der Tristesse wieder eine ordentliche reale Rendite realisierbar. Sollten die Zinsen schneller als erwartet sinken, ergeben sich zusätzlich zum aktuell eingekauften Renditeniveau Chancen für Kursgewinne. Festverzinsliche Wertpapiere minderer Qualität, die bei Verschlechterung der Schuldnerbonität durch die Auswirkungen der Rezession im Kurs rutschen werden, gilt es dagegen zu meiden.
Heiko Löschen ist Vermögensverwalter bei der GSP asset management GmbH in Münster
Autor Redaktion
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