FED reagiert auf Inflation und hebt Leitzins an – EZB will im Sommer nachziehen
Die US-Notenbank Federal Reserve Bank (FED) hat, wie bereits länger erwartet, den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben und somit der hohen Inflation den Kampf angesagt. Eine Zusammenfassung.
Der Leitzins in den USA liegt somit bei einer Spanne von 0,75 bis 1 Prozent – es ist die stärkste Erhöhung seit 22 Jahren. Die Inflation lag in den USA zuletzt bei 8,5 Prozent – so hoch war sie seit 1982 nicht mehr.
Balanceakt für die FED
Bereits im März hatte die FED den Leitzins in einem ersten Schritt um 0,25 Prozent angehoben. Für die US-Notenbank kommt das einem Balanceakt gleich – man müsse die viel zu hohe Inflation wieder senken, so Zentralbankchef Jerome Powell, ohne zeitgleich die Wirtschaft zu schwächen.
Wie reagiert die EZB?
Auch die EZB will nun offenbar handeln. Direktorin Isabel Schnabel zeigte sich gegenüber dem Handelsblatt besorgt über den Anstieg der Verbraucherpreise, der sich nicht mehr nur auf Energiekosten und Lebensmittel beschränke, sondern sich immer weiter verbreitere. „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln“ sagte sie im Interview. Im Sommer sollen die Zinsen angehoben werden – konkret halte sie eine Zinserhöhung im Juli für möglich.
Damit widerspricht sie EZB-Chefin Christine Lagarde, die einer Zinserhöhung bislang negativ gegenüber stand und stets erklärte, weitere Daten abwarten zu wollen. Mit dieser Haltung verärgerte sie zuletzt nicht nur wachsende Teile der europäischen Bevölkerung, sondern auch immer mehr Experten. „Die EZB hat sich der neuen Realität bislang trotzig verweigert“, äußerte etwa der frühere Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn.
Folgen für die Wirtschaft
Für traditionelle Sparer hatte die Nullzins-Politik der Zentralbanken wenig Vorteile: Für Erspartes auf Giro-, Tages- oder Festgeldkonten gab es wenig bis keine Zinsen, auch für Sparbuchguthaben sah es mau aus. Freuen konnten sich hingegen Kreditnehmer, denn sie konnten oft günstige Kredite ihrer Banken erhalten. Selbiges galt auch für Unternehmen – so sollte die Konjunktur angekurbelt werden. Die Sorge vor einem gebremsten Wirtschaftswachstum bremst die Bereitschaft, den Leitzins zu erhöhen. Doch um die Inflation zu bremsen, ist der Schritt unumgänglich.
Ob in der Folge die Wirtschaft tatsächlich stark ausgebremst wird und es im schlimmsten Fall zu einer Stagflation kommt, bleibt abzuwarten.
Dow Jones haussiert
Zumindest am amerikanischen Börsenmarkt kam die Entscheidung der FED gut an. Der Dow Jones stieg um 2,8 Prozent, der Nasdaq 100 konnte sogar um 3,4 Prozent zugewinnen.
Generell gelten steigende Zinsen am Aktienmarkt eigentlich nicht als günstig, insbesondere Tech-Werte haben in diesem Jahr bereits unter Inflation und Zinsangst gelitten – dass der Nasdaq nun so einen Sprung macht, lässt also hoffen. Dennoch gilt für vorsichtige Anlegerinnern und Anleger: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, baut in einem unsicheren Umfeld weiterhin auf Value-Titel, die zwar weniger große Wachstumssprünge versprechen, aber auch weniger risikoreich sind.
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Bitcoin im Plus
Auch am Kryptomarkt gab es nach der Entscheidung zunächst keine bösen Überraschungen. Bitcoin konnte einen Anstieg von 4,7 Prozent im Tagesvergleich verzeichnen. Aber: Erfahrungen, wie sich der Kryptomarkt bei steigenden Zinsen verhält, fehlen bislang.
Seit es digitale Währungen gibt, gab es in der Eurozone nur Zinssenkungen, in den USA lediglich einen Anhebungszyklus, in dessen erster Hälfte Kryptowährungen noch gut abschnitten und anschließend in einen Bärenmarkt abrutschten. Da der Markt damals jedoch noch im Aufbau war, ist unklar, ob die Zinsen dabei tatsächlich eine entscheidende Rolle spielten.