E-Autos: Keine Panik trotz US-Zölle gegen chinesische Hersteller

E-Autos: Keine Panik trotz US-Zölle gegen chinesische Hersteller

US-Präsident Joe Biden schraubt Zölle gegenüber China im Bereich der E-Autos auf 100 Prozent. Als Anleger solltest du gelassen bleiben.

Fällt das Stichwort „E-Autos“ schießt dir vermutlich sofort ein Name in den Sinn: Elon Musk. Doch jüngst sorgte ein anderer Mann für Aufsehen – und der sitzt im Weißen Haus. Der US-amerikanische Präsident Joe Biden hat Mitte Mai erklärt Sonderzölle von 100 Prozent zum Nachteil chinesischer E-Auto-Herstellern zu erheben. Der neue Zoll wird chinesische Elektrofahrzeuge praktisch vom US-Markt ausschließen. „Kurzfristig dürften die Auswirkungen auf US-Verbraucher und chinesische Hersteller gering sein, da Elektroautos aus dem Reich der Mitte derzeit kaum in die USA exportiert werden“, sagt Tom Bailey, Head of Research bei HANetf. Bisher lag der Satz bei 25 Prozent. „Damit setzt der jetzige Präsident auf eine noch protektionistischere Handelspolitik als sein Vorgänger Trump“, sagt Rahul Bhushan, Managing Director von ARK Invest Europe.

Das sind auch Gründe, weshalb chinesische E-Autos in den USA weniger Fuß fassen konnten als in Europa. Die amerikanische Regierung fürchtet wohl auch, dass die Chinesen ihnen den Rang ablaufen könnte. Denn die chinesischen Elektroauto-Exporte seien 2023 um 70 Prozent gestiegen – und das gefährde die Investitionen in anderen Ländern, argumentiert die US-Regierung. Anleger sollten sich aber aus mehreren Gründen nicht allzu viel Sorgen machen.

E-Autos in Europa

Da es mittlerweile so rar geworden ist, beginnen wir mit aus Anlegersicht erfreulichen Entwicklungen aus Deutschland. „Die gute Nachricht ist: Die Elektromobilität ist weiter auf einem guten Weg in Deutschland. Insbesondere der Ausbau des öffentlichen Ladeangebots geht mit großen Schritten voran: Im vergangenen Jahr konnten die Rekordwerte von 2022 sowohl bei der Anzahl als auch bei der Leistung sogar übertroffen werden. Die Branche baut trotz der geringen Belegung beherzt weiter aus“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Das Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2030 rund 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren zu sehen. Allein im Jahr 2023 stieg laut dem BDEW die Zahl der Ladepunkte um fast 40 Prozent auf 118.163.

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Werden wir nun globaler und blicken nach Brüssel. Die entsprechende EU-Verordnung sieht vor, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos und leichte Nutzfahrzeuge neu zugelassen werden dürfen. Das gibt perspektivisch Rückenwind für die E-Mobilität.

Deshalb solltest du dir keine Sorgen machen

Die Welt ist natürlich weit mehr als Europa oder gar Deutschland, womit wir die Brücke zu den eingangs erwähnten US-Strafzöllen schlagen. Solche Maßnahmen dürften für ETF-Anleger kaum eine Auswirkung haben. Das hat zwei Gründe. Grund eins: Strafzölle verpuffen in einer globalisierten Welt. Grund zwei: Die Gewichte im E-Mobilitäts-ETF würden sich einfach nur verschieben.

Beginnen wir mit dem ersten Grund. In einer globalvernetzten Wirtschaftsordnung haben Strafzölle oder sogar Sanktionen zwar eine gewisse Wirkung, diese ist aber meist weniger dramatisch als landläufig angenommen wird. Das zeigt das jüngste Beispiel Russlands recht gut. So kletterte die russische Wirtschaft im Jahr 2023 um 3,6 Prozent. Und selbst im Jahr 2022 als westliche Länder Sanktionen gegen Russland erhoben hatten, sank die russische Wirtschaftsleistung lediglich um 1,2 Prozent. Mit den beiden bevölkerungsmäßig größten Ländern der Welt China und Indien hat Russland starke Abnehmer ihres Öls.

Oder sehen wir uns der Brexit an. Auch hier konnte sich die Politik und Wirtschaft relativ schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen. Nach dem kurzfristigen Brexit-Einbruch kletterte die britische Wirtschaft 2021 so stark wie seit 80 nicht mehr. Das Vereinigte Königreich wird in den nächsten 15 Jahren Europas leistungsstärkste große Volkswirtschaft sein, den Abstand zu Deutschland verringern und seinen Vorsprung vor Frankreich ausbauen, so lautet die Prognose des Centre for Economics and Business Research (CEBR). Laut Pushpin Singh, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei CEBR, seien die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union „entweder übertrieben oder noch nicht ausreichend erforscht.

Was hat das alles mit den US-Strafzöllen auf chinesische E-Autos zu tun?

Ganz einfach: Wir wollen dir damit zeigen: Diese Maßnahme fallen für dich als (thematischer) Anleger wohl weniger dramatisch aus als befürchtet. China wird weiterhin Kostenvorteile in der Produktion haben und hat mit Europa und dem gesamten asiatischen Raum genug Wachstumspotential. Ganz langfristig betrachtet könnten sich die Amerikaner vielleicht sogar ins eigene Fleisch schneiden, den Konkurrenz belebt das Geschäft bzw. die Innovation.

E-Mobilitäts-ETFs passen sich an

Das zweite Argument lautet: ETFs sind dynamisch. Selbst, wenn es chinesische E-Auto-Hersteller kurz- oder sogar langfristig schwerer haben, würden sich entsprechende Themen-ETFs anpassen. „Sollte sich die restriktive Handelspolitik in den USA fortsetzen und auch in europäischen Staaten Nachahmer finden, könnten davon amerikanische Fahrzeugproduzenten, aber auch jene aus Europa, Südkorea und Japan profitieren“, so Bhushan. Im schlimmsten Fall sinkt eben einfach nur der China-Anteil im ETF und USA und Europa nehmen ein höheres Gewicht ein.

Themen-ETFs nur zur Beimischung

Kurzfristig können sich bei thematischen Investments, also etwa E-Mobilität, durchaus relevante Risiken auftun. Diese Tatsache erhöht zwar im Umkehrschluss das Renditepotential, aber auch die Verlustwahrscheinlichkeit. Wir raten dir also grundsätzlich zu einem neutralen ETF-Welt-Depot. Dann kann dir politisches Geplänkel zumindest aus Anlegersicht nahezu egal sein. Themen-ETFs solltest du, wenn überhaupt, lediglich als Beimischung ansehen.

Tipp: Hier findest du unsere ETF-Empfehlungen für den globalen Aktienmarkt.