Das musst du beachten, wenn du in Agrar-Aktien investieren willst
Nun ist es amtlich – die deutsche Inflationsrate kletterte im September auf 10,0 Prozent p.a. und bewegt sich damit auf dem höchsten Stand seit über 70 Jahren. Lebensmittelpreise kletterten sogar um 18,7 Prozent. Lohnt sich jetzt ein Investment in Agrar-Aktien?
Gegenüber dem Vorjahr haben sich an den internationalen Terminmärkte Agrarrohstoffe wie zum Beispiel Weizen (22,7 Prozent), Käse (22,7 Prozent), Milch (22,2 Prozent), Orangensaft (60,3 Prozent), Reis (21,1 Prozent), Butter (51,1 Prozent), Kartoffeln (37,1 Prozent) und Mais (34,5 Prozent) überdurchschnittlich stark verteuert. Deren Preise sind derzeit allerdings aus folgenden Gründen besonders schwierig zu prognostizieren.
Wachsende Risiken an den Agrarmärkten
Erstens: Negative Wetterereignisse wie Frost, Dürren oder Überschwemmungen in wichtigen Anbauregionen beeinflussen in hohem Maße die künftigen Ernten und somit auch das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels dürften sich diese Einflüsse immer stärker bemerkbar machen. Zweitens: Die russische Invasion in der Ukraine führte in diesem Jahr – insbesondere bei Mais und Weizen – zu erheblichen Verwerfungen, schließlich gehört die Ukraine bei diesen beiden Agrarrohstoffen zu den weltweit wichtigsten Exporteuren. Drittens: Corona-bedingte Lockdowns sowie explodierende Energiekosten verstärkten in der Vergangenheit die Lieferketten-Problematik.
Mittlerweile gibt es zahlreiche ETCs, die sich auf unterschiedliche Agrarrohstoffe bzw. Indizes auf diesen Sektor beziehen. Wichtig zu wissen: Eine physische Besicherung liegt hier in der Regel nicht vor, da sich die ETCs auf Terminkontrakte oder Rohstoff-Subindizes beziehen. Man investiert sozusagen in „Papierrohstoffe“, die auf funktionierende Finanz- bzw. Terminmärkte angewiesen sind. Außerdem genießen solche Investments in der Öffentlichkeit keinen sonderlich guten Ruf, weil steigende Lebensmittelpreise die weltweite Hungersnot verschlimmern und man aus moralischer Sicht nicht davon profitieren sollte. Außerdem weisen Agrarrohstoffe häufig eine erhöhte Kursschwankungsintensität (Volatilität) auf, was auf der einen Seite zwar hohe Renditechancen eröffnet, zugleich aber auch zu erhöhten Verlustrisiken führt. Deshalb sollten sich in diesen Bereich nur erfahrene Privatanleger wagen, die sich der bestehenden Risiken bewusst sind.
Agrar-Aktien fürs Depot
Angesichts all dieser Unwägbarkeiten bietet sich an, über ein Investment in Agrar-Aktien nachzudenken. Bei der Suche nach einem passenden ETF stößt man zwangsläufig auf ein Produkt, das sich durch seine Historie und seine Performance von der Konkurrenz positiv abhebt: der iShares Agribusiness UCITS ETF USD (WKN: A1JKQK ). Als Pluspunkte sind insbesondere dessen physische Replikation und die Diversifikation auf aktuell 74 Agrartitel hervorzuheben. Beim Index erfolgt im halbjährlichen Rhythmus ein Rebalancing, was eine ausgewogene Mischung gewährleisten soll. Aktuell weisen lediglich drei Aktien einen Indexanteil im zweistelligen Prozentbereich aus. Dabei handelt es sich um Archer Daniels Midland, Deere und Corteva. Insgesamt repräsentieren die zehn am stärksten gewichteten Aktien ein Gesamtgewicht von rund 64 Prozent.
Überzeugen kann der ETF vor allem durch die starke Performance seit seiner Auflage vor mehr als elf Jahren. Allein in den vergangenen zwölf Monaten verteuerte er sich nämlich um 22,6 Prozent. Auf Sicht von drei (fünf) Jahren ergibt sich eine annualisierte Rendite in Höhe von 17,3 Prozent (11,8 Prozent). Und bei einem Betrachtungszeitraum von einem Jahrzehnt stellt sich ein Wert von 9,6 Prozent p.a. ein. Gemessen daran scheint die jährliche Gesamtkostenquote mit 0,55 Prozent ein angemessener Preis zu sein. Außerdem kann in den ETF bei einigen Banken via Sparplan angelegt werden, was sich insbesondere für Anleger anbietet, die von den langfristigen Perspektiven dieses Sektors besonders stark überzeugt sind.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
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