7. Februar 2013
Brasilien

Brasilien setzt wieder auf Wirtschaftswachstum

Brasilien gehört als BRIC-Staat zu den großen Schwellenländern mit dem größten Wirtschaftswachstumspotenzial. Doch in den beiden zurückliegenden Jahren enttäuschte Brasilien die Anleger. Laut verschiedensten Prognosen könnte die Wirtschaft 2013 jedoch wieder an Geschwindigkeit zulegen.

Brasilien ist der fünftgrößte Staat der Erde und zählt mit seinen knapp 200 Mio. Einwohnern zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Mit einem Durchschnittsalter von 27,4 Jahren ist es zudem ein sehr junges Land. Brasilien verfügt über große Rohstoffvorkommen in Erdöl, Erdgas, Eisen, Mangan, Kohle, Bauxit, Gold, Silber oder Diamanten und wies lange Zeit hohe Wachstumsraten auf. Im Jahr 2010 wuchs Brasiliens Bruttoinlandsprodukt um 7,5 Prozent. Doch seit zwei Jahren scheint der Wachstumsmotor ins Stottern geraten zu sein. 2011 betrug das Wirtschaftswachstum 2,7 Prozent, im vergangenen Jahr ging es auf 1,5 Prozent zurück. Der teure Real, eine unzureichende Infrastruktur, die Rohstoffabhängigkeit und Korruption machen dem Land zu schaffen. Kritiker befürchten, dass Brasilien die beiden großen Herausforderungen der näheren Zukunft, die Austragung der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016, wirtschaftlich überfordert. Manch ehemaliger BRIC-Enthusiast hat das lateinamerikanische Land als Anlageregion bereits abgeschrieben.

Positive Wirtschaftsprognosen

Geht es jedoch nach den Prognosen der meisten Analysten, dürfte diese Konjunkturdelle bereits in diesem Jahr überwunden sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sowie die Regierung des Landes rechnen für 2013 schon wieder mit einem Plus von 4,0 Prozent, 2014 könnten es dann 4,2 Prozent sein. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet damit, dass Brasilien bis zum Jahr 2060 die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt wird nach China, Indien und den USA. Deutschland rutscht dagegen auf Platz 10 ab.

Erste Wirtschaftsreformen

Noch gibt es jedoch einige Herausforderungen anzugehen. So steht Brasilien derzeit vor dem größten Korruptionsskandal seiner Geschichte. Dabei steht auch der ehemalige Präsident Lula de Silva im Verdacht, Abgeordnetenstimmen gekauft zu haben oder zumindest von diesen Machenschaften gewusst zu haben. Bereits im November 2012 wurden 37 Angeklagte aus Lulas Arbeiterpartei (PT) zu langen Haftstrafen verurteilt. Wahrscheinlich ist aber, dass nun das Korruptionsproblem des Landes ernsthaft angegangen wird. Und auch die Konjunkturdelle wurde genutzt, um dringende Reformen einzuleiten. So traten ab Oktober 2012 umfangreiche Arbeitsmarkt- und Sozialreformen in Kraft. Dadurch soll der Arbeitsmarkt flexibler gemacht werden, so dass Unternehmen ihre Personalpolitik flexibler an die konjunkturellen Schwankungen anpassen und somit die Lohnstückkosten senken können. Stand bisher die Bekämpfung der Inflation im Vordergrund, setzt die Regierung nun wieder voll auf Wirtschaftswachstum. Dazu wurde der Leitzins stufenweise von 12,5 auf 7,25 Prozent gesenkt. Für Optimismus sorgt auch der Umstand, dass die Investitionen wieder anziehen. Experten erwarten ein Plus von 8 bis 10 Prozent, für einige Bereiche wie Erdöl-, Erdgas-, Energie- oder Infrastrukturprojekte könnte der Zuwachs nach gtai-Angaben sogar 20 bis 25 Prozent betragen. Die Kapazitätsauslastung der Industrie lag im Oktober 2012 bei 84,3 Prozent, dem höchsten Wert seit Mai 2011. Großer Wirtschaftsimpuls ist auch die Binnenkonjunktur infolge einer immer wohlhabenderen Mittelschicht, die mittlerweile auf 100 Millionen Menschen geschätzt wird. Angesichts der jungen Bevölkerung dürfte diese weiter wachsen.

ETFs für Investments in Brasilien

Für Anleger, die am prognostizierten Wirtschaftsaufschwung partizipieren möchten, bieten die ETF-Anbieter zahlreiche börsengehandelte Indexfonds an. Mit dem Lyxor ETF Brazil (WKN: LYX0BE) bietet der französische ETF-Anbieter ein Produkt auf den brasilianischen Leitindex BOVESPA. Der Index repräsentiert mindestens 80 Prozent der Orders und 70 Prozent der Marktkapitalisierung des Landes. Im Index sind aktuell 66 Aktien enthalten. Am stärksten gewichtet sind die Sektoren Rohstoffgewinnung, Energie und Banken. Die größten Werte sind das Bergbauunternehmen Vale, der halbstaatliche Erdölproduzent Petrobras sowie das Finanzinstitut Itau Unibanco. Die Kosten des ETFs liegen bei 0,65 Prozent.

Meistgenutzter Basiswert von ETFs auf die brasilianische Wirtschaft ist jedoch der MSCI Brazil. In den Index werden diejenigen Aktien aufgenommen, die den Kriterien von MSCI für Größe, Liquidität und Freefloat- Marktkapitalisierung entsprechen. Fondsvolumenstärkster ETF darauf ist der iShares MSCI Brazil (WKN: A0HG2M), der den Index vollständig replizierend abbildet. Im Index sind aktuell 81 Aktien enthalten. Am stärksten gewichteter Sektor ist der Finanzbereich, gefolgt von den Bereichen Rohstoffe und Energie. Die drei größten Werte sind mit dem zuvor genannten Produkt identisch, auch wenn sich die Gewichtung ein wenig davon unterscheidet. Die Kosten liegen hier bei 0,74 Prozent pro Jahr. Als Alternative bietet sich der db x-trackers MSCI Brazil (WKN: DBX1MR) an, der den gleichen Index via besicherten Swaps abbildet.

Fazit:

Noch gibt es im Land größere wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. Die Korruption muss bekämpft, wirtschaftliche Reformen forciert und die Infrastruktur muss weiter ausgebaut werden. Eine Wende der Regierung zu mehr Wirtschaftsreformen, die Einleitung erster Reformen sowie positive Wirtschaftsprognosen lassen hoffen, dass die Konjunkturdelle wieder vorüber ist und Anleger schon bald wieder höhere Renditen erwirtschaften werden.

Ausgewählte ETFs um in den brasilianischen Aktienmarkt zu investieren

Index  KAG TER Volumen
WKN
BOVESPA Lyxor 0,65 % 486,91 Mio EUR LYX0BE
MSCI Brazil iShares 0,74 % 632,01 Mio EUR A0HG2M
MSCI Brazil db x-trackers 0,65 % 224,46 Mio EUR DBX1MR