7. Januar 2015

Alternativen in Zeiten des Zinstiefs

Bei Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten zehrt die Inflationsrate oft die komplette Rendite auf. Eine interessante Alternative für Investoren können Unternehmensanleihen, sogenannte Corporate Bonds, sein.

2014 ist das Jahr der Fixed Income-ETFs

ETFs auf festverzinsliche Papiere sind in diesem Jahr beliebt wie selten zuvor. Mehr als 14 Milliarden Dollar (elf Milliarden Euro) sind in Europa bis zur Jahresmitte in sogenannte „Fixed Income-ETFs“ geflossen – fast viermal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Das geht aus Daten des Informationsdienstleisters ETFGI hervor. Gefragt sind neben Staatsanleihen-ETFs insbesondere ETFs auf Unternehmensanleihen, auch Corporate Bonds genannt.

Auf der Suche nach sinnvollen Investmentmöglichkeiten rücken Corporate Bond-ETFs immer stärker in den Fokus von Investoren. Das hängt mit der wachsenden Nervosität an den Aktienmärkten zusammen. Die Zuspitzung der Krise in der Ukraine, die Kämpfe im Nordirak, die Konfrontationen im Gaza-Streifen und der Zahlungsausfall Argentiniens sorgen an den Börsen zunehmend für Verunsicherung. Diese spiegelt sich beispielsweise in den Kursen des DAX wider. Der deutsche Leitindex zeigte sich zwar lange Zeit resistent gegen solch negative Schlagzeilen und erreichte noch im Juni ein neues Allzeithoch bei mehr als 10 000 Punkten. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Risiken fiel der DAX im August allerdings erstmals seit März dieses Jahres wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 9000 Punkten. Ablesen lässt sich die zunehmende Nervosität auch am Anstieg des VDAX New, der die erwartete Schwankungsbreite, also die implizite Volatilität des DAX, für die kommenden 30 Tage angibt. Er stieg von weniger als 13 Prozentpunkten im Juni mittlerweile auf mehr als 20 Prozentpunkte.

Kommt bald die Zinswende?

Bei Staatsanleihen sollte man höhere Achtsamkeit walten lassen. Schuldtitel von Staaten mit guten oder sehr guten Bonitätsnoten wie den USA oder Deutschland bieten nur sehr geringe Renditen. Die Verzinsungen von Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten liegen sogar meist unterhalb der Inflationsrate, fallen also real gesehen negativ aus. Um mit erstklassigen Staatsanleihen auf positive Renditen hoffen zu können, müssen Investoren deshalb auf längere Laufzeiten setzen. Diese bergen allerdings die Gefahr relativ starker Kursverluste im Fall steigender Zinsen. Setzt sich zum Beispiel in den USA das zuletzt starke Wirtschaftswachstum fort, könnte dort die Zinswende näher rücken. Auch in anderen Ländern sieht es nach einer strafferen Geldpolitik aus. So wird etwa von der Bank of England erwartet, dass sie als eine der ersten der großen Notenbanken eine Zinsanhebung nach der Krise wagen wird. Wann es dazu kommen wird, ist zwar noch unklar – aber die gute wirtschaftliche Entwicklung Großbritanniens spricht für eine Zinswende.

Möglichkeiten für Anleger

Wie können sich Anleger angesichts der Unsicherheit an den Aktienmärkten, der niedrigen Zinsen sowie der sich abzeichnenden Zinswende positionieren? Eine Alternative können in diesem Umfeld Unternehmensanleihen mit Rating im Investmentgrade- Bereich sein – insbesondere Corporate Bonds, die eine geringere Laufzeit haben und deshalb weniger anfällig für Kursverluste infolge von Zinserhöhungen sind. Investmentgrade- Unternehmensanleihen sind weniger riskant als Corporate Bonds aus dem High-Yield-Bereich und bieten dennoch die Möglichkeit von Renditen, die oberhalb der Inflationsrate liegen.

Wer direkt in Unternehmensanleihen investieren möchte, sollte sich jedoch der möglichen Risiken bewusst sein. Anders als etwa Pfandbriefe sind diese in der Regel nicht durch zusätzliche Sicherheiten unterlegt. Zahlungsschwierigkeiten oder gar die Insolvenz eines Unternehmens können deshalb zu Problemen führen. Zudem muss während der Laufzeit mit einer potenziellen Verschlechterung des Ratings gerechnet werden, wodurch der Kurs der Unternehmensanleihe fallen kann. Deshalb ist es sinnvoll, sein Investment auf mehrere Unternehmensanleihen zu streuen – am einfachsten mit einem ETF.

Der Barclays US Liquid Corporates Index setzt sich zum Beispiel derzeit aus mehr als 300 USUnternehmensanleihen mit einem diversifizierten Laufzeiten- und Branchenprofil zusammen, wobei die Anleihen Restlaufzeiten von mehr als einem Jahr aufweisen. Ein ETF auf diesen Index ermöglicht Investoren eine breite Streuung, ohne unnötige Risiken in Bezug auf einzelne Emittenten eingehen zu müssen. Ein weiterer Vorteil: Weil Anleihen vor ihrer Fälligkeit aus dem Index entfernt und durch neue ersetzt werden, bleibt das Laufzeitenprofil über die gesamte Anlagedauer relativ konstant – und die Notwendigkeit der Neuanlage von Geldern entfällt.

Das Angebot an ETFs auf Investmentgrade- Anleihen ist in den vergangenen Wochen weiter gewachsen, sodass Investoren ihre Erwartungen für die Entwicklung verschiedener Märkte optimal umsetzen können. ETFs, die in einer Fremdwährung notieren, gibt es dabei meist auch in einer währungsgesicherten Variante. So verlieren nicht nur die gestiegene Volatilität an den Aktienmärkten und das Zinsumfeld, sondern auch die Wechselkursrisiken ihren Schrecken.