Digitaler Nachlass – So regelt man das Online-Erbe

Dein digitaler Nachlass – einfach geregelt


Im digitalen Zeitalter hinterlassen Anleger nicht nur Immobilien, Bargeld oder klassische Wertpapierdepots, sondern auch eine Vielzahl digitaler Vermögenswerte. Dazu gehören E-Mail-Konten, Social-Media-Profile, ETF-Depots, Bankkonten, Kryptowährungen und andere digitale Investments. Doch was passiert mit diesen digitalen Assets, wenn der Inhaber plötzlich nicht mehr da ist?

Ohne klare Regelungen drohen jedenfalls Verluste oder unnötige Kosten. Ein strukturierter digitaler Nachlass ist ein wichtiger Bestandteil der Nachlassplanung – er schützt das Vermögen und sorgt dafür, dass es den gewünschten Erben zugutekommt. 

In diesem Ratgeber zeigen wir auf, wie man seinen digitalen Nachlass rechtzeitig und sinnvoll regelt.

Das Wichtigste in Kürze:
Alles zum Thema digitaler Nachlass

  • Sorgfältige Planung: Anleger sollten frühzeitig festlegen, wer auf digitale Vermögenswerte zugreifen darf. Ohne klare Regelungen bleiben viele Konten unzugänglich.

  • Rechtliche Absicherung: Eine Vorsorgevollmacht oder ein Testament schützt digitale Investments. Professionelle Anbieter bieten spezialisierte Beratung für Anleger an.

  • Zugangsdaten dokumentieren: Alle Zugangsdaten zu Bankkonten, Krypto-Wallets, ETF-Depots und anderen digitalen Vermögenswerten sollten sicher dokumentiert werden. Ohne Private Keys oder Passwörter gehen Kryptowährungen unwiederbringlich verloren.

  • Kosten vermeiden: Ungekündigte Abonnements, Verträge oder laufende Gebühren können schnell zur Belastung werden, wenn sie nicht rechtzeitig geregelt werden.

  • Verantwortung übernehmen: Wer seine digitalen Investments rechtzeitig organisiert, vermeidet Verluste und Konflikte unter den Erben.

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Merkblatt: Nachlass regeln: So gehst du richtig vor

Spätestens beim Renteneintritt sollte man das Erbe regeln, um den Ehepartner und die Familie finanziell abzusichern. Das kostenfreie Merkblatt zeigt, wie man mit vorausschauender Planung Konflikte vermeidet, Steuern spart und sicherstellt, dass das Vermögen wie gewünscht weitergegeben wird.

Warum ist der digitale Nachlass wichtig?

Warum ist der digitale Nachlass wichtig?

Digitale Vermögenswerte wie Guthaben in PayPal-Konten, Kryptowährungen oder laufende Abonnements, die weiterbezahlt werden, können Erben bares Geld kosten. Ohne Planung bleiben diese Werte ungenutzt oder gehen verloren. 

Konflikte entstehen nicht nur zwischen direkten Erben, sondern auch, wenn digitale Werte an Freunde oder entfernte Verwandte vererbt werden sollen. Wenn keine Regelung getroffen wird, entsteht nach dem Tod ein unübersichtliches Chaos, das für die Erben oft schwer zu bewältigen ist. Konten oder Zugänge, für die es keine klaren Regelungen gibt, können schlichtweg verloren gehen.

Grundlagen in Deutschland

Auch digitale Güter wie Online-Konten, Kryptowährungen oder Cloud-Dienste gehen nach den allgemeinen erbrechtlichen Regeln auf die Erben über – sei es durch gesetzliche Erbfolge oder durch Testament. Das Problem liegt jedoch oft in der praktischen Zugänglichkeit: Viele Plattformen haben eigene Regelungen für den Todesfall, was den Zugriff erschwert. Wer verhindern will, dass digitale Assets verloren gehen oder es zu Streitigkeiten kommt, sollte rechtzeitig vorsorgen – etwa durch Dokumentation und klare Anweisungen im Testament.

Erben oder Vermächtnisnehmer haben rechtlich Anspruch auf den digitalen Nachlass. Doch ohne Zugangsdaten oder explizite Vollmachten verweigern Dienstanbieter oft den Zugriff – insbesondere bei ausländischen Plattformen wie Kryptowährungsbörsen oder PayPal.

Was gehört zum digitalen Nachlass?

Was gehört zum digitalen Nachlass?

Der digitale Nachlass umfasst alle digitalen Vermögenswerte, Konten und Daten, die online oder auf digitalen Speichermedien hinterlassen werden. Diese sind oft genauso wertvoll wie materielle Güter und sollten sorgfältig geregelt werden.

Typische Bestandteile den digitalen Nachlass

Nicht alle digitalen Inhalte sind vererbbar. Manche sind nur Nutzungsrechte, die nach den AGB der Anbieter erlöschen. Das betrifft vor allem Streaming-Dienste, E-Books und Software-Lizenzen. Auch auf persönlichen Geräten gespeicherte Daten müssen separat gesichert werden, damit sie zugänglich bleiben.

Herausforderungen bei Social Media & E-Mail

Die Verwaltung von Social Media Konten wie Facebook, Instagram oder TikTok und E-Mail-Diensten stellt oft eine besondere Herausforderung dar, wenn es um den digitalen Nachlass geht. Viele dieser Plattformen verfügen über eigene Regeln, was mit Konten im Todesfall geschehen soll.

Video-Tipp: Testament verfassen: Darauf gilt es zu achten

Die Nachlassplanerin Dr. Tatjana Rosendorfer vom VZ VermögensZentrum erklärt, worauf man achten muss, wenn man ein Testament verfasst. Sie zeigt ausserdem auf, warum es wichtig ist, ein bestehendes Testament regelmässig zu überprüfen.

Digitalen Nachlass regeln – Schritt-für-Schritt-Anleitung

Um sicherzustellen, dass deine digitalen Vermögenswerte nach deinem Tod gemäß deinen Wünschen verwaltet werden, ist es essenziell, frühzeitig Vorkehrungen zu treffen.

Welche Gesetze regeln den digitalen Nachlass?

Welche Gesetze regeln den digitalen Nachlass?

Der digitale Nachlass ist ein rechtliches Minenfeld. Grundsätzlich gilt das Erbrecht nach § 1922 BGB: Alle digitalen Vermögenswerte gehen im Todesfall auf die Erben über. Allerdings verhindern oft Datenschutzgesetze und Nutzungsbedingungen von Online-Diensten den Zugriff.

Um Streitigkeiten und Datenverluste zu vermeiden, ist es wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu kennen.

  • Erbrecht: Digitale Vermögenswerte wie Online-Banking-Zugänge, ETF-Depots oder Kryptowährungen werden vererbt, sofern sie rechtlich Eigentum des Erblassers waren.
  • Datenschutzrecht: Viele Online-Plattformen verweigern Erben den Zugriff mit Hinweis auf Datenschutzgesetze, insbesondere bei E-Mail-Konten und persönlichen Nachrichten.
  • Urheberrecht: Rechte an selbst erstellten digitalen Inhalten (z. B. Blogs, Fotos) können vererbt werden.
  • Nutzungsbedingungen internationaler Dienste: Viele Anbieter wie Facebook, Google oder Kryptobörsen haben eigene Regelungen für den Todesfall, die oft den Zugriff auf Konten einschränken oder nur eine Löschung erlauben.

Was ist zu beachten?

Besonders wichtig ist es, klare Regelungen durch eine Vorsorgevollmacht und ein Testament zu treffen, um den Erben den Zugriff auf digitale Konten und Vermögenswerte zu ermöglichen. Internationale Plattformen wie Facebook, Google oder Kryptowährungsbörsen haben oft spezielle Regelungen, die den Zugriff auf Konten im Todesfall einschränken oder nur eine Löschung erlauben.

Besonders bei Kryptowährungen ist es entscheidend, Private Keys und Zugangsdaten sorgfältig zu dokumentieren. Ohne diese Informationen sind digitale Vermögenswerte unwiederbringlich verloren. Zusätzlich stellen Datenschutzgesetze eine weitere Hürde dar. Ohne explizite Vollmachten bleibt der Zugriff auf viele Konten verwehrt und potenzielle Erben stehen später vor rechtlichen Schwierigkeiten.

Das sagt die Rechtsprechung

Ein wichtiges Urteil des Bundesgerichtshofs (Az. III ZR 183/17) stellte klar, dass Erben grundsätzlich Zugriff auf digitale Konten erhalten dürfen – auch wenn diese in den Gedenkzustand versetzt wurden. Das Urteil stärkt die Rechte von Erben gegenüber Dienstanbietern, die den Zugriff auf Konten aus Datenschutzgründen verweigern.

Merkblatt: Den digitalen Nachlass regeln

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  • was genau zum digitalen Nachlass gehört – von E-Mail bis Social Media
  • welche gesetzlichen Regelungen du kennen solltest
  • wie du deinen digitalen Nachlass in vier einfachen Schritten planst
  • wie du deine Erben entlastest und für klare Verhältnisse sorgst
  • warum eine rechtzeitige Planung vor Datenverlust und unnötigem Stress schützt

Steuerliche und finanzielle Aspekte

Digitale Vermögenswerte wie Kryptowährungen, NFTs, Online-Banking-Konten, Aktien, Wertpapiere und ETF-Depots stellen für Anleger ein erhebliches Risiko dar, wenn sie nicht rechtzeitig erfasst und geregelt werden. Diese digitalen Assets müssen im Erbfall vollständig und korrekt bewertet werden, um steuerliche Nachteile zu vermeiden. Ein großes Problem ist, dass der Zugang zu Kryptowährungen nur mit den Private Keys möglich ist. Gehen diese verloren oder werden sie nicht dokumentiert, ist das Vermögen unwiederbringlich verloren.

Auch klassische digitale Investments wie Aktien, Wertpapiere und ETF-Depots müssen korrekt erfasst und in der Erbschaftssteuererklärung angegeben werden. 

Besonders wichtig: Kursgewinne, die nach der Vererbung realisiert werden, unterliegen der Abgeltungssteuer. Ohne korrekte Dokumentation kann es hier schnell zu steuerlichen Nachteilen kommen. 

Zusätzlich sollten Anleger laufende Verträge und Abonnements wie Streaming-Dienste, Cloud-Speicher oder kostenpflichtige Finanzplattformen überprüfen. Solche Verträge sollten im Erbfall entweder rechtzeitig gekündigt oder korrekt übertragen werden, um unnötige Kosten zu vermeiden.

Wer ein komplexes digitales Vermögensportfolio mit vielen Assets besitzt, sollte die Nachlassregelung unbedingt mit einem Experten absprechen. Ein Fachmann kann im Rahmen einer Nachlassplanung helfen, steuerliche Nachteile zu vermeiden und die korrekte Bewertung aller Vermögenswerte sicherzustellen.

So regelst du deinen digitalen Nachlass richtig

Auch digitale Vermögenswerte wie Online-Konten, Passwörter oder Kryptowährungen gehören zur Nachlassplanung. Wer frühzeitig Dokumente erstellt, Zugangsdaten sichert und klare Verfügungen trifft, sorgt dafür, dass im Ernstfall alles geregelt ist – und Angehörige nicht im digitalen Chaos zurückbleiben.

Mit dieser Checkliste von extraETF behältst du den Überblick und sorgst dafür, dass deine digitalen Vermögenswerte auch nach deinem Tod sicher verwaltet werden.

Checkliste: Digitaler Nachlass: rechtzeitig regeln, Klarheit schaffen

Erstelle eine Liste aller digitalen Vermögenswerte und Onine-Konten.

Sammle alle Zugangsdaten zu deinen digitalen Konten.

Lege fest, was mit deinem digitalen Nachlass geschehen soll.

Bestimme eine Person, die deine digitalen Angelegenheiten regeln darf.

Dein digitaler Nachlass braucht klare Regeln

Bild von extraETF Gründer Markus JordanMarkus Jordan, Gründer extraETF
Wer seinen digitalen Nachlass nicht rechtzeitig plant, überlässt wertvolle Daten und Vermögenswerte dem Zufall. Der beste Schutz ist eine klare und rechtzeitige Regelung.
Markus Jordan, Gründer extraETF

Digitale Nachlassverwaltung in der Praxis

Die Verwaltung des digitalen Nachlasses wird immer wichtiger, da immer mehr Menschen digitale Vermögenswerte besitzen. Verschiedene Dienstleister bieten hierfür spezialisierte Lösungen an, um sicherzustellen, dass digitale Daten und Konten auch nach dem Tod ordnungsgemäß verwaltet werden.

Anbieter wie das VZ VermögensZentrum (VZ) unterstützen bei der Erstellung eines Testaments oder Erbvertrags und geben Empfehlungen zum sicheren Umgang mit E-Mail-Konten, Social Media und digitalen Vermögenswerten wie Kryptowährungen. Das VZ bietet auch ein kostenloses Merkblatt mit Checkliste an, das die erforderlichen Schritte zur digitalen Nachlassverwaltung erklärt.

Ein weiteres Beispiel ist Userwill, ein Start-up aus Heilbronn, das sich auf einfache und effiziente Lösungen zur Verwaltung des digitalen Nachlasses spezialisiert hat. Der Dienst ermöglicht es Nutzern, ihre digitalen Vermögenswerte schon zu Lebzeiten gezielt zu regeln und an vertrauenswürdige Personen zu übertragen.

Vom Verbraucherschutz wird empfohlen, bereits zu Lebzeiten alle wichtigen Zugangsdaten zu notieren und einer Vertrauensperson zu übergeben. Zudem sollte festgelegt werden, welche Konten gelöscht oder weitergeführt werden sollen.

Häufige Fehler bei der digitalen Nachlassplanung

Auch bei der besten Planung können Fehler passieren. Umso wichtiger ist es, typische Stolperfallen zu kennen und zu vermeiden.

Eine lückenhafte Planung kann dazu führen, dass digitale Vermögenswerte verloren gehen oder unerreichbar bleiben. Daher ist es essenziell, frühzeitig alle wichtigen Daten zu dokumentieren und rechtlich abzusichern.

Unser Tipp: Nutze dafür dieses  kostenlose Merkblatt mit Checkliste.

Fazit:
Digitalen Nachlass frühzeitig regeln

Eine rechtzeitige Planung des digitalen Nachlasses ist für Anleger unverzichtbar. Neben klassischen Vermögenswerten wie Immobilien oder Bankkonten gehören heute auch digitale Werte wie Kryptowährungen, Aktien, ETF-Depots, Online-Banking-Zugänge und Social-Media-Profile dazu. Ohne klare Regelungen können diese Vermögenswerte für die Erben unzugänglich bleiben oder verloren gehen.

Wer zu Lebzeiten seinen digitalen Nachlass sorgfältig dokumentiert und rechtlich absichert, schützt sein Vermögen vor dem vollständigen Verlust. Besonders bei Kryptowährungen oder Online-Banking-Konten gilt: Fehlende Zugangsdaten oder unklare Regelungen führen schnell dazu, dass Vermögenswerte im digitalen Raum verschwinden. Der beste Schutz ist daher eine klare und rechtzeitige Nachlassplanung.

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Wichtige Fragen zum Thema Digitaler Nachlass

Hinweis: Steuergesetze ändern sich regelmäßig - neue Regelungen kommen hinzu, andere fallen weg, manche haben sogar rückwirkende Kraft. Das betrifft nicht nur ETFs, Aktien und andere Anlagen, sondern auch Themen wie Erben und Vererben. Hier spielen individuelle Faktoren wie Verwandtschaftsgrad, Wohnort oder Nachlassgestaltung eine große Rolle. Die Redaktion von extraETF.com kann daher keine Gewähr dafür übernehmen, dass alle steuerlichen Aspekte vollständig und richtig berücksichtigt sind. Dieser Beitrag ersetzt keine steuerliche Beratung - wir empfehlen dringend, sich bei Fragen an einen Steuerberater oder vergleichbar qualifizierte Fachleute zu wenden.