23. Juni 2025
Karim Chatti (Triodos): "Es sind nicht gut aus für den Klimaschutz unter Trump"

"Investitionen in nachhaltige Unternehmen haben attraktive Renditeperspektiven"

Kinder sind unsere Zukunft. Warum investieren wir also nicht mehr aus ihrem Blickwinkel? Ein Gespräch mit Karim Chatti, Senior Relationship Manager Institutional Clients DACH bei Triodos IM.

Warum ist langfristiges Investieren gerade jetzt so entscheidend – und welche Rolle spielt dabei die nächste Generation?

Langfristiges Investieren war schon immer entscheidend, doch leider ist die Welt um uns herum unglaublich kurzfristig ausgerichtet. Dies ist ein wichtiger Treiber für die großen globalen Herausforderungen wie Klimawandel oder auch weltweite Ungleichheit. Die nächste Generation hilft uns dabei, dies zu vergegenwärtigen. Indem man sich auf deren Bedürfnisse konzentriert, ist man gezwungen langfristig zu denken und man überlegt sich, was unsere Kinder und Enkel für ein Leben in einer nachhaltigeren Gesellschaft brauchen werden.

Wie beurteilen Sie den aktuellen politischen Kurs im Klimaschutz – insbesondere im Hinblick auf den Koalitionsvertrag – und welche Folgen hat ein Mangel an Planungssicherheit für Investoren?

Die neue Bundesregierung steht vor der gewaltigen Aufgabe, die globalen Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig den Umweltschutz zu sichern, doch der Koalitionsvertrag bleibt leider in vielen Punkten unkonkret und setzt eher auf kurzfristige als auf nachhaltige Maßnahmen. Während positive Ansätze wie Bürgerbeteiligung und Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel erkennbar sind, gibt es auch Rückschritte bei den Klimazielen, während stärkere Klimainvestitionen die Weltwirtschaft laut OECD- und UNDP-Studien langfristig stärken könnten.

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Planungssicherheit ist für Investoren von großer Bedeutung, da sie die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen und die Minimierung von Risiken bildet. Ein Mangel an Planungssicherheit führt zu einem Investitionsstau und wirkt sich negativ auf die Wirtschaft und die nachhaltige Entwicklung aus.

Warum werden die Bedürfnisse und Interessen von Kindern in wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen so häufig übersehen – und was bedeutet das für die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems?

Dies liegt zum Teil daran, dass Unternehmen und Regierungen sich einfach nicht bewusst sind, dass Kinder eine eigene Interessengruppe mit spezifischen Bedürfnissen bilden. Es spiegelt aber auch wider, dass Politiker in Wahlzyklen denken und Unternehmen in der Regel in Quartalsergebnissen. Zur traurigen Wahrheit gehört es auch festzustellen, dass Kinder nun mal keine zählbaren und relevanten Wählerstimmen für Politiker sind.

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Wie kann ein Perspektivwechsel – also das Investieren durch die Augen unserer Kinder – konkrete Veränderungen bei der Kapitalallokation bewirken? 

Stellen Sie sich die Welt vor, die unsere Kinder von uns erben werden. Wie sollte diese Welt aussehen? Für viele Menschen lautet die Antwort wohl: Ein blühender gesunder Planet sowie eine gerechtere Gesellschaft. Wenn wir dies wollen, sollten wir in die Themen und Bereiche investieren, die dies auch ermöglichen. Für den Triodos Future Generations Fund sind daher eine sichere sowie saubere Umwelt plus Gleichberechtigung und Inklusion zwei wichtige Anlagethemen.

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Welche Auswirkungen hat kurzfristiges Denken auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel oder die soziale Ungleichheit?

Wie bereits erwähnt, ist kurzfristiges Denken eine der Hauptursachen dieser Herausforderungen und es steht deren Lösung oft im Wege.

Was bedeutet es konkret, kinderzentriert zu investieren – und welche Sektoren oder Themen sind dabei besonders relevant? 

Wir investieren anhand von fünf Themen, die von der langfristigen Strategie der UNICEF inspiriert sind. Neben den beiden bereits erwähnten Themen Umwelt und Gleichberechtigung sind dies Gesundheit und Sicherheit, Bildung sowie Schutz vor Gewalt und Ausbeutung. Was die Sektoren angeht, so sind wir relativ stark in den Bereichen Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter, aber auch Industrie engagiert. Letzteres liegt daran, dass viele Unternehmen die im Bereich sauberes Trinkwasser tätig sind, zum Industriesektor zählen.

Wie trägt die Triodos IM Future Generations-Strategie dazu bei, Portfolios langfristig resilienter gegenüber makroökonomischen Schwankungen zu machen?

Wir investieren vor allem in lebenswichtige Güter wie Lebensmittel, Bildung, Gesundheitsversorgung. Im Allgemeinen wird die Nachfrage nach diesen Produkten und Dienstleistungen weniger von Veränderungen des makroökonomischen Umfelds beeinflusst. Wir stellen außerdem fest, dass die Strategie einen niedrigen Beta-Wert (zwischen 0,75 und 0,80) aufweist und sich in Zeiten volatiler Märkte gut behauptet.

Wie gelingt es Ihrer Meinung nach, Renditeziele mit den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) in Einklang zu bringen – insbesondere im institutionellen Anlagebereich? 

Generell sehen wir, dass Investitionen in Unternehmen, die zu einer nachhaltigeren Welt und Gesellschaft beitragen, auch aus Renditeperspektive sehr attraktiv sein können. Das liegt ganz einfach daran, dass wir von einer solchen „idealen“ Welt und gerechten Gesellschaft noch weit entfernt sind. Für Unternehmen bieten sich daher große Wachstumschancen. Das aktuelle politische Klima ist für solche Investitionen vielleicht weniger förderlich, aber unser Anlagehorizont ist langfristig. Und wenn überhaupt, wird der Bedarf an Lösungen, die zu einer nachhaltigeren Welt beitragen, nur noch größer.