Jesper Wahrendorf (Vanguard): Unsere Reise am Finanzmarkt hat erst begonnen
Jesper Wahrendorf, Head of Vanguard Invest, erläutert im Interview die Vorteile des neuen Vanguard Invest Direkt und erzählt uns außerdem, welches Finanzthema uns aus seiner Sicht 2023 besonders beschäftigen wird.
Herr Wahrendorf, wo sehen Sie den Unterschied zwischen klassischen Robo-Advisors und dem neuen Vanguard Invest Direkt?
Es gibt hier einige wichtige Unterschiede. Der klassische Robo-Advisor legt basierend auf dem Risikoprofil des Kunden automatisch für ihn an. Bei Vanguard Invest Direkt legen unsere Kunden selbst für sich an. Dabei können sie aus allen in Deutschland verfügbaren Vanguard ETFs und Indexfonds auswählen. Anleger werden nicht von einer unübersichtlichen Produktpalette sprichwörtlich erschlagen, sondern können sich auf die bewährten Kernprodukte von Vanguard verlassen, die sich an unseren vier Anlageprinzipien aufstellen: klare und realistische Ziele setzen, das Vermögen ausgewogen anlegen, Kosten kontrollieren und minimieren und langfristig anlegen und seine Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Ein weiterer klarer Vorteil der Vanguard Invest Plattform ist folgender: sie ist ein von der BaFin lizenziertes Wertpapierinstitut und führt auch die Depotverwahrung aus. Anleger können dadurch Produkte nicht nur direkt beim Produzenten erwerben, sondern auch direkt verwahren. Dies führt natürlich auch zu weiteren Kostenvorteilen.
Welche Zielgruppe sprechen Sie mit dem neuen Angebot vor allem an?
Das sind ganz klar die Selbstentscheider, also Anleger, die bereits genau wissen, wie sie ihr Geld anlegen möchten. Es ist ja so, dass mit Markttrends, Wirtschaft und Börsenkursen die Geldanlage voller Themen steckt, die ständig die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen. Und diese können sich mit Vanguard Invest Direkt ihr eigenes Portfolio nach ihren eigenen Vorstellungen zusammenbauen und gegebenenfalls auch selbst rebalancen. Und um unser Angebot abzurunden, haben wir für Kunden, die den Bedarf erkannt haben, ihr Geld anzulegen aber eben nicht so recht wissen wie, den Vanguard Invest Anlageservice. Er hilft ihnen bei der Produktauswahl und unterstützt sie automatisch beim Rebalancing des Portfolios.
Wie kam es zu der Entscheidung, Vanguard Invest zu erweitern?
Vanguard’s weltweite Mission, unser Motto, wenn man es so nennen will, ist es allen Anlegern die besten Chancen auf Anlageerfolg zu ermöglichen. Damit ist es selbstverständlich, dass wir unsere Produkte, aber eben auch unsere Vanguard Invest Plattform, stetig verbessern und das Angebot erweitern. Kurzum: wir wollen allen deutschen Anlegern einen direkten und vor allem kostengünstigen Zugang zu unseren Produkten bieten.
Eins liegt auf der Hand: in Deutschland sind immer noch viel zu wenig Menschen im Kapitalmarkt investiert. Dabei wird das immer wichtiger, um sich zum Beispiel über diesen Weg die Altersvorsorge zu sichern oder auch das nötige Kapital für ein Haus, Studium oder ähnliches anzusparen. Es ist spannend, denn die Deutschen sind zwar die besten Sparer in Europa aber gehören mit zu den schlechtesten Anlegern. Hier gilt es alle Hebel in Bewegung zu setzen und dies zu ändern, gerade in Zeiten von Niedrigzins und Inflation. Und genau hier setzen wir an.
Was sind die größten Vorteile der Plattform?
Wir haben unser Angebot bewusst schlicht und transparent gehalten. Kunden finden bei uns keine 300 Produkte, genau genommen nicht einmal 100. Wir sind aber davon überzeugt, dass es das auch gar nicht braucht für eine gezielte, langfristige Geldanlage. Was es braucht, sind Kernbausteine und Disziplin – sowie die Orientierung an unseren Grundprinzipien der erfolgreichen Geldanlage. Außerdem können Anleger die Produkte nicht nur direkt bei uns erwerben, sondern auch direkt bei uns verwahren. Das reduziert die Kosten weiterhin.
Welche Entwicklungen erwarten Sie für 2023 am Finanzmarkt und wie kann der neue Service Anlegerinnen und Anlegern gerade dabei helfen?
Im Vergleich zu den USA führt die kapitalmarktorientierte Altersvorsorge in Europa und speziell in Deutschland ein Schattendasein. Vielfach erscheint ein Blick über den Atlantik geboten, wenn es darum geht, die Menschen stärker als bisher zum Sparen für den Ruhestand zu ermutigen. Das ist dringend notwendig, denn die europäische Bevölkerung altert. Zu einer zunehmend wichtigen Frage wird damit, wann und wie die Bevölkerung für das Rentenalter vorsorgen wird, um im Ruhestand einen angemessenen Lebensstandard aufrecht erhalten zu können. Wünschenswert wäre, dass die EU im Rahmen ihres Aktionsplans zur Kapitalmarktunion einige grundlegende Schritte unternimmt, um das langfristige Wohlergehen der EU-Bürger zu sichern. Zumindest in Teilen kann sie sich dabei am Altersvorsorge-System der USA orientieren.
Leicht verständliche, breit diversifizierte und kosteneffiziente Anlageprodukte sind bereits heute in Europa und Deutschland keine Mangelware mehr. Es geht daher eher darum, die Menschen davon zu überzeugen, sie zu nutzen und die Einstiegshürden weiter zu verringern. Möglicherweise könnte ein breiteres Angebot an Zielfonds wie in den USA die kapitalmarktorientierte Altersvorsorge noch weiter erleichtern. Amerikanische Verhältnisse sind in Deutschland kurzfristig nicht zu erwarten. Aber wenn die politischen Entscheidungsträger die Weichen richtigstellen, könnte der deutsche Altersvorsorgemarkt den bereits eingeleiteten Wandel zügig fortsetzen – zum Wohle aller künftigen Ruheständler.
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Welche Trends sehen Sie in diesem Jahr am ETF-Markt?
Prinzipiell hat die EU durch die geduldige und wohlüberlegte Entwicklung des Ucits-Fonds-Ökosystems eine hervorragende Grundlage für Kleinanleger geschaffen. In dem Maße, wie der Ucits-Fondsmarkt insgesamt gewachsen ist, hat sich auch die Möglichkeit für die Anleger erhöht, von Größenvorteilen, niedrigeren Kosten und höheren Nettorenditen zu profitieren.
Der europäische ETF-Markt wächst weiterhin stetig. Immer mehr europäische Anleger können von niedrigen Kosten und breiter Diversifizierung profitieren. Das wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Darüber hinaus werden Themen wie ESG und Nachhaltigkeit weiter hoch im Kurs bleiben, genauso wie Themen-Investments. Das ist allerdings ein Trend, bei dem wir ganz bewusst nicht mitmischen, da sich Trend- und Themeninvestments nicht mit unseren Grundprinzipien in Einklang bringen lassen.
Was dürfen Anlegerinnen und Anleger in nächster Zeit noch von Vanguard erwarten?
Wir geben weiter Vollgas, denn es gibt noch so viel zu tun! Zentral war erstmal, ein Angebot sowohl für Selbstentscheider als auch für Kunden die Entscheidungshilfe benötigen, zu schaffen. Nun können wir das Bestandsangebot weiter optimieren. Das ist uns immens wichtig und hier wollen wir sowohl mit Bestands-, aber auch potenziellen Neukunden arbeiten und deren Feedback direkt in Verbesserungen einfließen lassen. Unsere Liste ist lang, ob das Funktionalität angeht, oder auch Serviceerweiterungen. Unsere Reise hat schließlich gerade erst begonnen!