Chris Hofmann und Jesper Wahrendorf (Vanguard) über alle wichtigen Neuerungen beim beliebten ETF-Anbieter
Bei Vanguard tat sich jüngst einiges, etwa der Einstieg ins deutsche Robo-Geschäft. Jesper Wahrendorf und Chris Hofmann (jeweils Vanguard) im Interview.
Vanguard ist fast ein Synonym für ETFs. Denn Gründer John Bogle gilt als Vorreiter des passiven Anlegens. Vor noch nicht all zu langer Zeit stieg man in den deutschen Robo-Advisor-Sektor ein. Wir haben bei Jesper Wahrendorf, Leiter von Vanguard Invest und Chris Hofmann, leitender Vertriebsmitarbeiterin für Deutschland und Österreich bei Vanguard nachgefragt.
Herr Wahrendorf, seit einiger Zeit bieten Sie einen Robo-Advisor in Deutschland an. Wie ist das Anlagekonzept dahinter?
Wahrendorf: Der Vanguard Invest Anlageservice ist eine qualitativ hochwertige und gleichzeitig kostengünstige digitale Anlageplattform mit integrierter Finanzplanungs- und Portfoliomanagementlösung für langfristigen Vermögensaufbau. Aktuell bieten wir zwei Lösungen für AnlegerInnen an. Zum einen eine Anlagelösung, bei der Vanguard seinen Kunden einen umfassenden Service bietet und gemäß dem jeweiligen Risikoprofil für die Kunden anlegt, genannt „Vanguard Invest Anlageservice“. Zum anderen bieten wir seit diesem Jahr mit „Vanguard Invest Direkt“ eine auf die Ausführung beschränkte Anlageplattform an, das heißt Kunden legen selbst direkt an.
Unser Anlageservice kommt den Bedürfnissen der traditionell risikoscheuen deutschen Anleger entgegen. Dabei bieten wir denjenigen, die ihre Kapitalanlage selbst in die Hand nehmen wollen, aber nicht das nötige Wissen mitbringen, eine vertrauenswürdige Lösung. Dadurch kann die in Deutschland in vielen Haushalten vorherrschende Scheu in Bezug auf die Geldanlage überwunden werden.
Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen im Robo-Segment?
Wahrendorf: Wie alle unsere Entscheidungen wägen wir diese sorgfältig ab und hüten uns vor überhasteten Aktionen, die auf kurzfristigen Trends fußen. Ein ähnliches Modell wie Vanguard Invest bieten wir bereits seit längerer Zeit erfolgreich im US-amerikanischen Markt an und sehen auch gute Chancen in Deutschland. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen hat ein im internationalen Vergleich überdurchschnittlich großer Teil der Deutschen ein schwieriges Verhältnis zur privaten Altersvorsorge und zur Kapitalanlage allgemein. Dabei spielen Wissenslücken und Unzufriedenheit mit klassischen Beratungsleistungen eine wichtige Rolle. Zum anderen ist der Mehrwert, den digitale Lösungen bieten können, für viele Anlegerkreise bislang nicht immer ersichtlich. Das gilt insbesondere für eine Klientel, die sich in der zweiten Lebenshälfte befindet. Genau hier setzen wir mit unserem Angebot an, das neben einem leicht handhabbaren digitalen Zugang auch den persönlichen Kontakt mit individueller Betreuung beinhaltet.
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Mit dem Vanguard Invest Anlageservice geben Anleger ihr Portfolio in die Hand von Experten. Von besonderer Bedeutung ist dabei auch die jeweilige Risikotoleranz, die in das Anlegerprofil einfließen soll. Der Vanguard Invest Anlageservice ermöglicht es Investoren, ein globales Portfolio aus kostengünstigen Vanguard Aktien- und Anleihenfonds zu führen, ohne es selbst täglich überwachen zu müssen. Denn eine fortlaufende, automatisierte Kontrolle und Anpassung der Gewichtung des Portfolios (Rebalancing) entsprechend des ermittelten individuellen Risikoprofils kann auf Wunsch von uns übernommen und überwacht werden.
Können Sie uns bitte einen Hinweis geben, in welche Richtung weitere Neuerungen gehen werden?
Wahrendorf: Zentral war erstmal, ein Angebot sowohl für Selbstentscheider als auch für Kunden die Entscheidungshilfe benötigen zu schaffen. Nun können wir das Bestandsangebot weiter optimieren. Das ist uns immens wichtig und hier wollen wir sowohl mit Bestands-, aber auch potenziellen Neukunden arbeiten und deren Feedback direkt in Verbesserungen einfließen lassen.
Frau Hofmann, kommen wir zum ETF-Geschäft. Was sind hier Ihre beliebtesten Produkte?
Hofmann: Da würde ich ganz klar den Vanguard FTSE All-World nennen. Ich sage immer, er ist das Schweizer Taschenmesser, oder der McGyver-ETF. Der hat alles und kann alles. Nein im Ernst, dieser ETF ist mit über 4000 Aktien aus entwickelten und Schwellenländern ein echter Allrounder, der den gesamten Markt super abdeckt und langfristig orientiert und kostengünstig ist. Neu dazugekommen ist die ESG Alternative – der ESG Global AllCap hat sogar rund 8000 Werte und dient als weiterer Kernbaustein in ESG-bewussten Portfolios.
Eine weitere Produktreihe, die sich großem Zuspruch erfreut, ist unsere LifeStrategy ETF Familie. LifeStrategy sind Multi-Asset ETFs, was nichts anderes als ein ETF, welcher aus mehreren unterliegenden ETFs zusammengestellt wird. Die vier Vanguard LifeStrategy ETFs bieten einen kostengünstigen und vor allem unkomplizierten Zugang zu den globalen Märkten. Sie haben die Wahl zwischen vier ETF-Portfolios mit unterschiedlichen Gewichtungen von Anleihen und Aktien für verschiedene Risiko-Renditevorstellungen, also in dem Sinn Multi-Asset ETFs. Jedes LifeStrategy Produkt investiert in 14 unterliegende Vanguard ETFs. Damit investieren Sie durch ein Produkt in über 8.800 weltweite Einzeltitel und erreichen so eine besonders breite Diversifikation. Stellen Sie sich vor, Sie müssten so etwas mit einzelnen ETFs oder sogar Einzelwerten nachbauen!
Wie sieht es bei Ihnen mit Themen-ETFs aus?
Hofmann: Themenfonds oder ETFs haben wir bewusst nicht. Wir rennen keinen Trends hinterher, das passt nicht in unsere langfristige Denkweise. Abgesehen davon deckt man zum Beispiel mit einem breit gestreuten ETF wie dem vormals erwähnten FTSE All-World mit seiner weltweiten Streuung und fast 4000 Einzelwerten so ziemlich alle Themen mit ab!