Jannick Broering: "Das Bitcoin-Halving wird ein Non-Event"
Im April steht das Bitcoin-Halving an. Viele Anleger verbinden damit die nächste Kursexplosion. Was ist dran? Jannick Broering, Leiter der Trading-Abteilung bei Teroxx, gibt Antworten.
Welche Auswirkungen wird das Bitcoin-Halving 2024 haben?
Der Markt ist in den vergangenen vier Jahren deutlich gereift. Daher kann man das Bitcoin Halving 2024 kaum mit vorherigen Halvings vergleichen. Mittlerweile haben wir sehr geringe Blockbelohnungen und institutionelle Investoren steigen – mit Rückenwind von Akteuren wie Fidelity und Blackrock – in einen Markt ein, dessen Angebot nicht mehr so rasant wächst wie früher. Über 19,5 Millionen Bitcoin von insgesamt 21 Millionen wurden schon gemined, sodass die neu auf den Markt kommenden Bitcoin bereits jetzt schon keine großen Auswirkungen haben. Es ist lediglich ein Faktor, den Trader beachten müssen. Daher halte ich das Bitcoin Halving, also den Tag bzw. diese Stunde an sich, für ein Non-Event im Markt. Es ändert sich erst einmal nichts. Die Entwicklungen, die sich daraus ergeben, sind eher für die darauffolgenden Monate interessant: Was passiert langfristig bei weniger Angebot, bei gleicher oder stärkerer Nachfrage?
Welche Rolle wird das Stock-to-Flow-Modell in Zukunft spielen?
Das Stock-to-Flow-Modell ist ein Indikator. Trader, die neu in den Markt kommen, „wissen” plötzlich, wie sich der Bitcoin-Preis entwickelt, weil das Modell ihn prophezeit. Das teilen sie dann auf Social Media. Was passiert, wenn das Modell nicht stimmt? Social Silence. Ich würde mich natürlich freuen, wenn das Modell Recht behält und funktioniert. Aber es ist nur ein Indikator, der viel zu einfach – jedoch keineswegs falsch oder abstrus – gedacht ist.
Derzeit steigen traditionelle Banken wie die Commerzbank oder die LBBW in diesen Markt ein. Welche Auswirkungen hat das?
Ich persönlich glaube, dass es ein Versuch der Banken ist, die neue Generation an heranwachsenden jungen Menschen zu erreichen. Neobanken und Fintechs haben den Kunden gezeigt, wie einfach Geld-Investieren sein kann. Mal eben 100 Euro in Bitcoin oder andere digitale Assets anlegen, ist bei einer traditionellen Hausbank gar nicht so einfach bis nahezu unmöglich. Ich sehe diese Entwicklung allgemein sehr positiv, da sie mit regulatorischem Fortschritt einhergeht. Ob die Retail-Produkte, die die etablierten Häuser derzeit aufbauen, in Zukunft tatsächlich genutzt werden, bleibt jedoch zu beobachten.
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Auf Seite der Unternehmenskunden einer Bank sieht das etwas anders aus. Hier sitzen (noch) nicht die Millennials oder die GenZ in den Entscheidungsgremien. Die Entscheidung, ob digitale Assets – in welcher Form auch immer – genutzt werden sollen, wird von Personen im Alter von 40 bis 50 Jahren getroffen. Sie haben eine lange Beziehung zu und hohes Vertrauen in ihre Hausbank. Gefühlte Sicherheit.
Welche Technologien werden 2024 prägen?
KI und digitale Assets haben großes Symbiose-Potenzial. Allerdings braucht es eine gewisse Regulierung in beiden Feldern. Bleibt eine durchdachte Regulierung der KI aus, laufen wir Gefahr, nicht mehr zwischen richtig und falsch, echt und unecht, unterscheiden zu können. Allerdings muss die Regulierung maßgeschneidert sein und darf geniale Ideen nicht im Keim ersticken. Der AI Act ist ein Schritt in die richtige Richtung. Gedankenspiel: Mithilfe einer transparenten und trotzdem anonymisierten Technologie, wie der Blockchain, könnte eine KI nicht nur auf verifizierte Quellen zurückgreifen, sondern diese unveränderbaren Datenpunkte auch hinterlegen. Die Entstehung KI-generierter Inhalte könnten so lückenlos bis auf ihre Quellen zurückverfolgt werden.
Stehen wir am Beginn einer KI-Blase?
Wenn das KI-Hypecycle-Narrativ gut bedient wird, durch ETF-Zulassungen Geld in den Markt strömt und Retailinvestoren auf die neuen Technologien aufspringen, entsteht eine Blase. Kurzfristig. Der Markt wird sich wieder einpendeln. In einer solchen Blasenbildung müssen Trader aufmerksam sein: entweder ganz früh dabei sein, oder nach dem ersten Zyklus investieren. Denn dieser endet oftmals mit einem großen Crash, gefolgt von einem Aufschwung. Wenn man sich nicht sicher fühlt, Hype-Zyklen richtig zu analysieren, ist ein Markteinstieg nach dem ersten Zyklus – nach dem Crash – ratsam.