25. Juli 2024
Steht dieser ETF für europäische Immobilienunternehmen vor einem Comeback?

Sind Immobilienaktien jetzt wieder zurück?

Häuser und Wohnungen sind nicht nur für angehende Eigenheimer spannend, sondern auch für Investoren. Kommt das Comeback der Immobilienaktien?

Durch die Pandemie und den Anstieg der Rohstoffpreise veränderte sich die europäische Immobilienlandschaft in den vergangenen Jahren drastisch und erinnerte nach Ansicht der Experten von Freedom24 zeitweise an die große Krise von 2008. Mit gestiegenen Bauzinsen und erschwerten Kreditbedingungen habe sich der Markt von den Strapazen der letzten Jahre noch nicht gänzlich erholen können. Doch die Bevölkerung wächst weiter und besonders in Metropolen wie Berlin, München, Hamburg oder Köln steigt permanent die Nachfrage nach Wohnraum. Immobilien sind dabei nicht nur für Eigenheimbesitzer spannend, sondern eröffnen auch Anlegeren vielfältige Chancen, wie Hans Selleslagh, Deutschland-Sprecher und Börsenexperte bei Freedom24, meint. Der Fachmach zeigt auf, wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und flexible Arbeitsmodelle die Branche prägen und analysiert, ob Immobilienaktien nun wieder eine Anlageoption sein können.

Das Umfeld für Immobilienaktien 

Eine starke Nachfrage während Corona, dann die steigenden Zinsen und die hohen Baukosten – in keinem anderen EU-Land gibt es so wenige Wohneigentümer wie in Deutschland. Doch wer mietet, muss tief in die Tasche greifen: Um 5,2 Prozent stiegen die Mieten hierzulande im Vergleich zu 2020. Seitens der Unternehmen kam es zu einer Reihe an Insolvenzen, die wohl bekannteste unter ihnen jene der Signa. Dennoch wird dem Immobiliensektor seit jeher eine hohe Stabilität nachgesagt und Investor:innen rechnen nach wie vor mit einer beständigen Wertsteigerung. Doch ist das in Anbetracht der strauchelnden Bau- und Immobilienunternehmen überhaupt noch realistisch?

Seitwärtsbewegung statt Abwärtsspirale

„Der Immobilienmarkt in Deutschland erholt sich derzeit. In Berlin beispielsweise steigt die Nachfrage nach Immobilien wieder an, da viele Menschen zunehmend Wohneigentum anstreben, weil es an Neubauten mangelt,“ erklärt Hans Selleslagh von Freedom24. So wird der Immobilienmarkt in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich einen Wert von 32,6 Billionen Euro erreichen, wobei der Wohnimmobiliensektor mit rund 26,5 Billionen Euro den größten Anteil ausmacht.

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„Zwischen 2024 und 2028 wird ein jährliches Wachstum von 3,55 Prozent prognostiziert, das den Markt bis 2028 auf über 40 Billionen Euro anwachsen lassen könnte“, fährt Selleslagh fort. Die Digitalisierung im Immobiliensektor schreitet ebenfalls voran, sichtbar in der zunehmenden Nutzung von PropTech-Lösungen. Auch der Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen zeigt große Auswirkungen: Wohn- und Arbeitsräume verschmelzen zunehmend, was zu einer erhöhten Nachfrage nach multifunktionalen Immobilien führt. 

Urbanisierung als Schlüsselfaktor für Marktaufschwung

Auch wenn die Mieten gestiegen sind: Die Nachfrage nach Wohnraum ist nach wie vor hoch, was insbesondere am kontinuierlichen Zuzug liegt. Dieser ist in urbanen Gegenden am stärksten, in den 77 deutschen Großstädten fehlen fast zwei Millionen günstige Wohnungen. „Diese Entwicklung kann zu steigenden Immobilienwerten in begehrten Stadtvierteln führen und die Bilanzen von Immobilienunternehmen stärken“, so der Experte. Gleichzeitig wird auch seitens des Staates viel in die Entwicklung, Infrastruktur und Revitalisierung von Großstädten investiert, um den Bedürfnissen einer wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden.

„Immobilienunternehmen, die in stark nachgefragten städtischen Märkten tätig sind, können demnach im Rahmen der langfristigen Urbanisierungstrends für Anleger:innen von Interesse sein. Beispielsweise verwaltet Unibail-Rodamco-Westfield ein Portfolio führender Einkaufszentren und Büroflächen in europäischen Großstädten“, meint Selleslagh. Die Aktie stürzte zu Beginn der Coronapandemie drastisch ab und konnte sich seitdem nicht mehr gänzlich erholen, wenn auch der Kurs seit einem Jahr wieder bergauf verläuft.  

Lohnen sich Immobilienaktien wieder?

Auch Vonovia, das größte private Wohnimmobilienunternehmen in Deutschland, hatte die letzten Jahre zu kämpfen. „Die Immobilien von Vonovia sind strategisch in städtischen Zentren gelegen, wodurch wiederum von einer langfristigen Wertsteigerung ausgegangen werden kann“, erklärt der Börsenexperte. Die Aktie des Bochumer Unternehmens legte zuletzt wieder zu – Hintergrund ist die zurückgekehrte Hoffnung der Anleger:innen auf sinkende Zinsen. Selleslagh führt aus: „Sowohl in Europa als auch in den USA wird zukünftig mit niedrigeren Zinssätzen gerechnet, die voraussichtlich positiven Bewertungen von Immobilienunternehmen zugutekommen werden.“

Zudem verweist er auf das Potenzial einzelner Sektoren, wie Logistikimmobilien, die durch den boomenden Onlinehandel befeuert werden: „Wir sehen, dass Industrieimmobilienwerte wie Segro widerstandsfähiger sind.“ Insgesamt gibt es Anzeichen vorsichtiger Zuversicht am Immobilienmarkt, wenn auch die Nachwehen der letzten Jahre noch zu spüren sind. Die weitere Zinsentwicklung wird mitunter entscheidend sein, wie rasch sich die Branche wieder revitalisieren kann. „Investoren sollten demnach einen geduldigen Ansatz verfolgen und sich auf Sektoren konzentrieren, die Stabilität zeigen, wie Wohnimmobilien und Logistik, während sie auf Nachhaltigkeit und Innovation achten“, rät der Experte abschließend.  

Ein Immobilienaktien-ETF

Wer breit auf den europäischen Immobiliensektor setzen möchte, kann sich ETFs näher ansehen. Ein solches Produkt ist etwa der iShares STOXX Europe 600 Real Estate UCITS ETF (DE) (WKN: A0Q4R4).