Weltspartag? An der Börse machst du jeden Tag zum Spartag
100 Jahre Weltspartag. Diesen Tag verbindest du sicher mit der Sparkasse und der entsprechenden Spardose. Doch an der Börse machst du jeden Tag zum Spartag.
Die ersten Schulwochen oder -Monate – je nach Bundesland – zogen ins Land und eine freundliche Mitarbeiterin der Sparkasse kam in die Grundschule, um Spardosen zu verteilen. Grund: Es war Weltspartag. Ganz uneigennützige war das sicher nicht, schließlich schlummern in jeder Schulklasse die Kunden von morgen, die sich allerdings in neuerer Zeit immer mehr an den günstigen Konditionen der Direktbanken und Neobrokern erfreuen. An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf unseren Depot-Vergleich.
Der Weltspartag und seine Geschichte
„Der Weltspartag kommt ursprünglich aus Italien und geht auf die Cassa di Risparmio di Milano, die Mailänder Sparkasse zurück. Diese hat 1924 zu einem Kongress aller Sparkassen eingeladen“, sagt Ferat Öztürk, Leiter des digitalen Vertriebs der EMEA-Region bei DWS Xtrackers. Den Delegierten aus 27 Ländern ging es vor allem darum, das „sparsame Wirtschaften“ in der Bevölkerung zu fördern. Bei den Sparkassen reagierte man schließlich ein Jahr später – also am 31. Oktober 1925 – mit dem ersten Weltspartag. „Für die 1920er-bis 1940er-Jahren waren Heimsparbüchsen typisch, die aus Gusseisen oder Stahl hergestellt und deshalb auch Tresorspardosen genannt wurden“, berichtet Thorsten Wehber, Abteilungsdirektor Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum, über die Anfänge des Weltspartags. Diese handfesten Utensilien sind heute eher etwas für das Sparkassen-Museum. Die Geldanlage hat sich digitalisiert, vereinfacht und demokratisiert. Die wichtigsten Begriffe lauten ETF und Robo-Advisors.
Der Blick von Sparern geht in die Zukunft
„Sparen heißt, sich zurückzuhalten und auf etwas zu freuen, was in der Zukunft liegt. Denn von nichts kommt nichts“, sagt Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Wer eine Rücklage aufbauen wolle, müsse heute auf Konsum verzichten, um dann morgen auf einen angewachsenen Betrag zurückgreifen zu können – sei es, um sich Wünsche zu verwirklichen, oder weil man die Rücklage braucht.
Das mag nun relativ entbehrungsreich klingen, doch keine Sorge: Die breit gestreute ETF-Anlage ist so effizient, dass du wirkungsvoll ein Vermögen aufbauen kannst und dennoch auf nichts – oder sagen wir fast nichts – verzichten musst. Du solltest nur einmal damit beginnen, auch wenn du keine großen Ziele im Kopf hast. „Ganz wichtig ist es, auch dann anzusparen, wenn man noch gar nicht weiß, welche konkreten Wünsche man in der Zukunft entwickeln wird. Denn irgendwann wird diese Zeit kommen“, meint Reuter.
Sparen ist nicht gleich sparen
Auf dem Tagesgeldkonto solltest du nur Geld parken. Verbraucherschützer empfehlen meist drei Netto-Monatsgehälter dafür – mehr aber nicht, denn eine wirklich ertragreiche Geldanlage ist das nicht. „Täglich fälliges Geld ist dafür sicher keine sinnvolle Anlageform, das sollte nur eine kurzfristige Liquiditätsreserve sein. Über längere Zeiträume bringen Wertpapiere deutlich mehr“, erklärt Reuter.
Tipp: Hier gelangst du zu unserem Tagesgeld-Vergleich. |
So groß ist der Hebel von Aktien
Beim Vermögensaufbau geht es darum einen langen Atem zu haben. „Sparen ist deshalb wichtig und nach wie vor cool. Dabei sind auch Zinsen und Zinseszinsen wichtig, hauptsächlich aber doch der regelmäßige eigene Sparbeitrag“, sagt Reuter. Denn Zinsunterschiede kommen gerade über Jahrzehnte zur Geltung. Sehen wir uns also an, was konservative Geldanlagen wie Sparbuch oder Tagesgeld eingebracht hätten. Es ist natürlich nicht so einfach hierzu verlässliche Daten zu finden, aber wir nähern uns an, es geht ja schließlich an dieser Stelle primär darum, die Größenverhältnisse zu illustrieren. Nach Zahlen von Gerd Kommer Invest haben kurzfristige Staatsanleihen bzw. der Geldmarkt zwischen 1900 du 2016 eine durchschnittliche Jahresrendite von 0,8 Prozent pro Jahr eingebracht. Das nehmen wir vereinfacht als langfristige Tagesgeldzins an.
Der globale Aktienmarkt kommt nach Zahlen des Credit Suisse Research Instituts auf genau 5,0 Prozent. Nun gehen wir davon aus, dass diese Zahlen – zumindest grob – auch im Zeitraum seit Bestehen des Weltspartags, also von 1924 bis 2024, ihre Gültigkeit haben.
Was wäre also passiert, wenn jemand anlässlich des ersten Weltspartags 1924 fortan 100 Euro im Monat auf ein Tagesgeldkonto. Und bevor Beschwerden kommen: Ja, wir wissen auch, dass es damals noch keinen Euro, aber es geht uns schließlich um den Renditeunterschied. Also 100 Euro im Monat, 0,8 Prozent Rendite, 100 Jahre Laufzeit. Ergebnis: Es steht ein Endbetrag von knapp 184.000 Euro. Das reicht in einer Großstadt nicht einmal dafür, eine Studentenwohnung zu kaufen – nach 100 Jahren Ansparzeit.
Ganz anders ist der Hebel beim weltweiten Aktienmarkt – wohl gemerkt nicht bei jedem Einzeltitel. Wir werfen den Sparplan-Rechner erneut an. Die Parameter lauten diesmal: 100 Euro pro Monat, fünf Prozent Jahresrendite und ein Jahrhundert Laufzeit. Jetzt ist statt einem Studentenapartment schon eine Luxusvilla drin. Endsumme: Mehr als 3,2 Millionen Euro.
Der Zinseszins sorgt für den Unterschied
0,8 zu 5,0 Prozent Rendite pro Jahr mag zunächst vielleicht noch so gravierend erscheinen, doch über die Dekaden klafft es immer extremer auseinander. Wenn du die noch wesentlich höheren Aktienmarkt-Renditen der vergangenen Jahrzehnte nehmen würdest, fiele das Ergebnis noch höher drastischer. Zum Vergleich: Falls du für die nächsten 100 Jahre sieben Prozent jährliche Durchschnittsrendite unterstellst, landest du bei etwa 15,4 Millionen Euro. Jeder Prozentpunkt mehr hat also über die Jahre einen enormen Hebel. Mit einem durchschnittlichen Tagesgeldangebot oder einem Sparbuch lässt sich nicht viel bewegen, es müssen also ETFs her. Diese ermöglichen dir den Zugang zum weltweiten Aktienmarkt, ohne jedoch voll ins Risiko gehen zu müssen, wie etwa bei Einzelaktien.
Tipp: Schau dir gleich unsere ETF-Empfehlungsliste für den globalen Aktienmarkt an. |
Umdenken ist nötig
„Deutschland spart sich arm“, sagt Martins Sulte, Geschäftsführer und Mitbegründer der Investmentplattform Mintos. Das verdeutlich der Blick ins Ausland. Denn auch im internationalen Vergleich sehen wir, wie wichtig es für den Vermögensaufbau ist, sich endlich vom Sparbuch und Festgeld zu lösen. So verfügen laut dem Allianz Global Wealth Report deutsche Bürger pro Kopf im Durchschnitt über ein Geldvermögen von rund 95.000 Euro. In den aktienaffinen USA ist es dagegen mit gut 314.000 Euro mehr als dreimal so hoch. „Bei aller Affinität der Deutschen zum Sparen, erzielen sie eine geringe Rendite. Am 100. Weltspartag möchten wir darauf hinweisen, dass mehr Anlage in aktienbasierten Produkten das ändern würde“, sagt Henriette Peucker, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts und rät in diesem Zusammenhang zu aktienbasierten ETFs.
Einen ETF-Sparplan möglichst früh einrichten
Natürlich sind 100 Jahre als Anlagehorizont utopisch. Doch das Beispiel soll motivierend veranschaulichen: „Es ist angezeigt, früh anzufangen und kontinuierlich durchzuhalten“, stellt Reuter fest. Also entweder bist du noch selbst jung und legst mit einem ETF-Sparplan los oder du hast Kinder, für die du einen Sparplan einrichtest, dass diese mit einem komfortablen Polster in das Erwachsenenleben starten können.
Tipp: Schau dir gleich unseren ETF-Sparplan-Vergleich an. |
Übrigens: Die Demokratisierung der Geldanlage wird wohl 2026 ein neues Kapital aufschlagen. Schau dir dazu gleich das nachfolgende Video zum staatlich geförderten Altersvorsorgedepot an.