Vorhaben: Private Altersvorsorge soll grundlegend reformiert werden
16 Millionen Bürger sparen bei geringen Rendite-Aussichten in Riester-Verträge. Reformvorschläge für die private Altersvorsorge eröffnen neue Perspektiven.
Das Bundesfinanzministerium nimmt die private Altersvorsorge in den Blick. „Wir empfehlen, die Private Altersvorsorge grundlegend zu reformieren“, sagte Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) in Berlin. Hierzu hat die eingesetzte Expertengruppe unter seiner Führung erste Vorschläge erarbeitet. Ziel ist ein einfaches, transparentes und effizientes Angebot. Für Personen, denen der finanzielle Spielraum für eine eigene Sparleistung fehlt, ist nach wie vor die Absicherung über die gesetzliche Rentenversicherung entscheidend. „Ich wünsche mir, dass wir im Jahr 2024 das Gesetzgebungsverfahren abschließen können“, sagte Toncar.
Konkret: Die Arbeitsgruppe schlägt Produkte vor, mit denen nach individueller Risikobereitschaft der Anlegenden mehr Rendite möglich ist. Somit können Lösungen mit geringeren Garantien dafür aber höheren Renditechancen angeboten werden. Kern der Betrachtungen ist das Altersvorsorgedepot mit potenziellen Zielinvestments in beispielsweise börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Hierzu merkte der Bundesverband Investment- und Asset Management (BVI) im Rahmen seines Vorschlags im Abschlussbericht der Fokusgruppe an, dass sich auch „ETFs einer großen Beliebtheit erfreuen“. Um allerdings in den Genuss einer staatlichen Förderung für ein Fondspardepot/Altersvorsogedepot zu kommen, müsste es bis zum Erreichen des Rentenalters bestehen bleiben.
Private Altersvorsorge: Was wird aus der Riester-Rente?
Auch bei Versicherungsmodellen soll mehr Risiko zugelassen werden. Bislang müssen die Anbieter von staatlich geförderten Riester-Verträgen 100 Prozent des eingezahlten Kapitals garantieren. Das sorgt für hohe Kosten. Eine Absenkung der Garantie zum Beispiel auf 80 Prozent könnte das Produkt günstiger machen und Zugang zu chancenreicheren Anlagen ermöglichen.
Derzeit besparen die Deutschen etwa 16 Millionen Riester-Verträge. Allerdings ist die Tendenz rückläufig. Vielen Bundesbürgerinnen und -bürgern erscheint die Riester-Rente nicht mehr attraktiv und zeitgemäß – und das trotz staatlicher Förderung. Verwunderlich ist das nicht. So sorgte die lange Niedrigzinsphase für unbefriedigende Renditen und die zusätzlich hohen Kosten und starren Verträge für Verdruss. Geringere Garantien könnten Anbieter in die Lage versetzen, die Sparbeträge gewinnbringender am Kapitalmarkt investieren zu können. Zudem will die Fokusgruppe Anbieterwechsel vereinfachen. Bestehende Riester-Verträge sollen erst einmal gültig bleiben.
Autor Jens Jüttner
Jens Jüttner arbeitet seit 2022 als Redakteur bei extraETF. Durch seine Stationen bei der Funke Mediengruppe, Focus-Money und verschiedenen PR-Agenturen kennt er alle Seiten der Kommunikationsbranche. Er hat ein gutes Gespür für relevante Nachrichten und Geschichten aus der Finanzbranche.
Bei der Altersvorsorge haben mittlerweile viele Bürger erkannt: Es geht nur mit Aktien. Auf staatlicher Ebene können wir aber von anderen Nationen lernen.