9. August 2011
quasol

Variierende Marktparameter – ein Problem zum Vorteil genutzt

In den Ausgaben 1/2011 und 3/2011 wurde dargelegt, dass sich Volatilitäten und Korrelationen über verschiedene Marktphasen drastisch ändern können und dies zu Schwierigkeiten bei der Portfoliooptimierung und im Risikomanagement führt. In diesem Beitrag stellen wir Ansätze vor, wie dieses vermeintliche Problem zum Vorteil genutzt werden kann.

 

In der wissenschaftlichen Literatur gilt schon lange als erwiesen, dass sich die relevanten Marktparameter (z. B. Korrelationen, Volatilitäten) über die Zeit ändern. Eine solche Änderung wird als „Strukturbruch“ bezeichnet. Überraschenderweise gab es lange Zeit keine quantitativen Modelle, um diese Schwankungen zeitnah zu erkennen. Erst in den letzten Jahren entstanden verschiedene Arbeiten, die sich der Fragestellung annahmen. Gemeinsam mit einem Team von Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dortmund war auch quasol auf diesem Gebiet tätig und hat Verfahren entwickelt, um auf Änderungen der Marktparameter zu testen. Trotz der komplexen Mathematik im Hintergrund ist die eigentliche Idee einfach. Auf Basis täglicher Schlusskurse werden die Parameter berechnet und mit historischen Werten verglichen. Sind die Unterschiede signifikant, zeigt der Test eine Änderung der Parameter an. Dabei kann die Toleranz (Konfidenzniveau), mit der der Test anschlägt, frei variiert werden.

Correlation Breakdown

Doch welchen Nutzen bringt solch ein Test für die Praxis? Beinahe jeder Anleger wird wohl während der Finanzkrise leidvoll festgestellt haben, dass sich viele Anlageklassen plötzlich gleichläufig verhielten und die Kursschwankungen größer waren als normal. Dieses Phänomen wird in der Literatur als „Correlation Breakdown“ bezeichnet. So gilt als erwiesen, dass in negativen Marktphasen Korrelationen und Volatilitäten sprunghaft steigen, während sie in positiven Phasen fallen.

Strukturbrüche erkennen

Mit diesen Überlegungen als Grundlage wird schnell deutlich, wie die Tests in der Praxis eingesetzt werden können. Einerseits lässt sich mit ihnen das Timing verbessern. So lassen sich die Fragen „Wann schichte ich um?“ und „Wann optimiere ich mein Portfolio neu?“ mit den Tests relativ einfach beantworten. Nämlich genau dann, wenn sich die Marktbedingungen geändert haben. Andererseits lassen sich die Marktparameter, welche den Input für eine Portfoliooptimierung darstellen, natürlich verlässlicher schätzen, wenn der Kursverlauf sinnvoll in verschiedene Phasen eingeteilt werden kann. Darüber hinaus lassen sich auch vollständige Handelsstrategien auf Basis der Strukturbrüche entwickeln. Dabei wird der Trend, der sich nach einem Strukturbruch einstellt, für die Anlageentscheidung genutzt. Das Resultat sind rein quantitative und dennoch leicht nachvollziehbare Strategien. Im März wurde zum Beispiel ein derartiges Handelssystem von quasol im Rahmen des VTAD Awards 2011, der von der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands e. V. vergeben wird, ausgezeichnet. So kam die Handelsstrategie auf eine durchschnittliche Rendite von 10,16 Prozent p. a., während die Volatilität bei 10,02 Prozent p. a. lag. Im Schnitt betrug die jährliche Rendite der verwendeten Indizes aber nur 6,77 Prozent bei einer Volatilität von 15,07 Prozent. Ein weiterer Vorteil der Strategie ist, dass sie sich leicht und kostengünstig mit ETFs umsetzen lässt.

Fazit:

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass variierende Marktparameter nicht ausschließlich eine Gefahr darstellen, sondern durchaus auch gewinnbringende Informationen enthalten.