16. Oktober 2021

Tagesgeld vs. Staatsanleihen-ETFs: Was ist in der Nullzins-Ära der bessere Sicherheitspuffer?

Viele ETF-Anleger möchten die Marktschwankungen ihres Aktienanteils im Portfolio mit einem Sicherheitspuffer abfedern. Das Mittel der Wahl sind häufig Tagesgelder oder Euro-Staatsanleihen-ETFs. Doch welche Alternative eignet sich wirklich?

Sicherheitsbewusste Anlegerinnen und Anleger haben es heutzutage wahrlich nicht leicht. Während die Inflation in diesem Jahr kräftig in die Höhe schnellt und an der Kaufkraft des Ersparten nagt, knöpfen etliche Banken ihnen für höhere Geldbeträge auch noch sogenannte Verwahrentgelte ab. Verwahrentgelt ist übrigens nichts anderes als der Euphemismus für: Minuszinsen!

Der Ausweg – so ist oftmals in vielen Medien zu lesen – sei ja klar. Man müsse die Gelder von den Konten abräumen und in Anlagen investieren, die ein einigermaßen sicheres äquivalent zu Tagesgeldern darstellen. ETFs auf Euro-Staatsanleihen werden da häufig ins Feld geführt. Doch ist es tatsächlich so einfach? Kann man diese beiden Produkte wirklich in einen Topf werfen? Sind Euro-Staatsanleihen und Tagesgelder ein vernünftiges Äquivalent?

Die Antwort ist: ein klares Nein! Die beiden Anlageformen unterscheiden sich zum Teil erheblich. Hier erfahren Sie, was Sie über beide Produkte im Wesentlichen wissen müssen, um entscheiden zu können, welches der beiden Produkte sich für Sie eignet.

Tagesgelder – das müssen Sie auf jeden Fall wissen 

Tagesgelder sind täglich fällige Einlagen bei einer Bank. Damit geht eine gewisse Sicherheit einher. Denn: Geht eine Bank innerhalb der Europäischen Union (EU) pleite, sind Einlagen wie Guthaben auf dem Girokonto, Tages- und Festgeld bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Bank gesetzlich abgesichert. Bei Gemeinschaftskonten erhöht sich der Schutz auf 200.000 Euro.

Allerdings gilt: Im Falle einer Bankenpleite können Beträge, die über die genannten Grenzen hinausgehen, in die Insolvenzmasse fallen – und damit komplett verloren gehen. Das unrühmliche Beispiel der Bremer Greensill Bank, die im März dieses Jahres in die Pleite gerutscht ist, hat dies vielen Sparerinnen und Sparern vor Augen geführt.

Es hält sich in Privatanlegerkreisen zudem hartnäckig das Gerücht, es existiere kein Zins *änderungsrisiko für Tagesgelder. Dies ist leider falsch. Die Banken sind berechtigt, bei einem allgemein fallenden Zinsniveau ihre Einlagenzinsen nach unten zu korrigieren. Zuletzt haben viele Institute davon Gebrauch gemacht – und Minuszinsen eingeführt. Wer zu hohe Guthaben verwahren lässt, zahlt also drauf.

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Im Gegenzug kann man jederzeit ohne Kurs- bzw. Wertschwankungsrisiken über das Geld verfügen. Das ist für sehr kurzfristig orientierte Anleger ein Vorteil. Wer einen Notfallgroschen in der Hinterhand behalten möchte, für den ist das Tagesgeld unverzichtbar.

Genauso verhält es sich im Wesentlichen mit Geldern, die für größere Investitionen benötigt werden. Das kann zum Beispiel Eigenkapital für einen Immobilienkauf sein oder Liquidität, die für künftige ETF-Käufe angespart wird. Ergo: Der Anlagezweck ist hier in der Regel das Vorhalten von flüssigen Mitteln. Dafür ist das Produkt perfekt geeignet. Man sollte allerdings größere Guthaben über mehrere Banken verteilen, um keinerlei Ausfallrisiko einzugehen. Zum langfristigen Kapitalaufbau sind Tagesgelder natürlich vollkommen ungeeignet.

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Staatsanleihen-ETFs in Euro – das müssen Sie wissen

Staatsanleihen-ETFs (Euro) sind im Gegensatz zu Tagesgeldern durchaus als mittel- bis langfristige Komponente im Vermögensaufbau zu betrachten. Allerdings steht in der Regel auch hier nicht die Generierung von Rendite im Vordergrund, sondern die sinnvolle Verteilung von Vermögenswerten auf verschiedene Assetklassen. Dies nennt sich Diversifikation. Diese Sicherungskomponente kommt vor allem bei Staatsanleihen mit hoher Bonität zum Tragen. Dazu zählen fast alle Euro-Industrieländer wie Deutschland, Niederlande oder natürlich Frankreich.

Allerdings kann es zum Beispiel bei Staatsanleihen von Italien, Portugal oder Griechenland durchaus zu zwischenzeitlichen Wertschwankungen kommen, da diese Länder relativ hohe Schuldenquoten aufweisen und je nach allgemeiner Lage an den Kapitalmärkten immer mal Kursrücksetzer, aber auch kleine Kursrallys entstehen. Da man sich bei diesen Papieren jedoch auf die Heimatwährung – also den Euro – beschränkt, entfällt das Währungsrisiko.

Man sollte allerdings auch die sogenannte Duration, also die durchschnittliche Restlaufzeit dieser Papiere, in einem ETF beachten. Es gibt sowohl ETFs auf Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit als auch ETFs auf Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Der Hintergrund ist das sogenannte Zinsänderungsrisiko. Geht das Zinsniveau nach oben, werden tendenziell die Staatsanleihen-ETFs mit längeren Restlaufzeiten im Kurs nachgeben und die Kurzläufer im Wert gewinnen.

Andersherum gilt dasselbe. Sinkt das Zinsniveau, profitieren die Langläufer und die Kurzläufer sinken im Kurswert. Man sollte also vor einem Investment sehr genau überlegen, mit welcher Zinsentwicklung in den kommenden Jahren zu rechnen ist.

Fazit

Tagesgelder und Staatsanleihen-ETFs in Euro weisen große Unterschiede auf. Tagesgelder eignen sich nicht für den Vermögensaufbau, während Euro-Staatsanleihen ein sinnvolles Instrument zur Diversifikation eines Portfolios sein können. Anlagezweck und -horizont sind für die Auswahl entscheidend.