Solltest du Smart-Beta ins Depot einbauen?

Smart-Beta-ETFs: Das verbirgt sich hinter den schlauen Produkten

Smart heißt nichts anderes als schlau. Hier erklären wir dir, was sich dahinter verbirgt und ob, du Smart-Beta-ETFs ins Depot einbauen solltest.

Sie werden unter den verschiedensten Begrifflichkeiten angeboten: Smart-Beta-, Strategic-Beta- oder Faktor-ETF. Vielleicht etwas sachlicher und damit weniger werblich ist der Begriff der Faktor-ETFs. Hier zeigen legen wir dir alles dar, was du dazu wissen musst.

Was sind Smart-Beta-ETFs?

Anders als Produkte auf klassische marktkapitalisierungsgewichtete Indizes nutzen diese alternative Gewichtungsformen nach Kriterien wie die Höhe der Gewinnausschüttung, die Unternehmensgröße, die entsprechende Kursdynamik einer Aktie (Momentum), die Kursschwankung (Volatilität) oder andere fundamentale Kennzahlen (siehe beiliegende Spezialausgabe). Ziel ist es dabei, Marktanomalien zu nutzen, um mittels identifizierter Renditetreiber den Gesamtmarkt für die jeweilige Anlageregion outzuperformen oder mit defensiven Strategien das Verlustrisiko zu vermindern. Die in der ETF-Industrie angebotenen Produkte beruhen in der Regel auf über Jahre durchgeführte finanzwissenschaftliche Studien. Aktive Investmentmanager nutzen diese bereits seit Jahren als Selektionskriterien. Bei Smart-Beta-Produkten erfolgt die Auswahl jedoch nicht durch einen Fondsmanager, sondern regelbasiert durch entsprechende Computersysteme, welche die Daten analysieren. Das macht solche Auswahlverfahren deutlich kostengünstiger.

Smart-Beta-ETFs: Ein Renditetreiber?

Über den Renditeerfolg entscheiden grundsätzlich drei verschiedene Faktoren: die makroökonomischen Eckdaten, das eigene Wissen zur Vermögensanlage sowie die Nutzung verschiedenster Stilfaktoren, welche sich nachweislich positiv für den Renditeerfolg bezahlbar machen. Nur die zwei letztgenannten Faktoren sind vom Anleger selbst beeinflussbar

Haupteinflussfaktor für den Renditeerfolg ist das makroökonomische Marktumfeld. So gibt es Phasen wirtschaftlichen Aufschwungs, einer Boomphase, des Abschwungs oder der Rezession. Niedrigzinsphasen wechseln Zeitabschnitte hoher Zinsen oder hoher und niedriger Inflation ab. Dieses Marktumfeld ist für jeden Anleger gleich und nicht beeinflussbar. Er muss sich auf sich verändernde Marktbedingungen einstellen.

Tipp: Sieh dir gleich unsere Informationsseite zu Smart-Beta-ETFs an.

Und hier sind wir beim zweiten Renditetreiber, dem Erzielen von Alpha. Letzteres ist die Kennziffer für die Erzielung einer Überrendite gegenüber dem jeweilig abgebildeten Anlagemarkt. Und dies ist nur durch überlegte Anlagetechniken erzielbar. Eines davon ist die breite Risikostreuung über verschiedenste Anlageregionen, -klassen, -strategien (Faktoren) aber auch Branchen bzw. Sektoren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die Produktauswahl und damit die Klärung der Fragen um exakte Indexabbildung des Marktes, die Liquidität des ETFs, die Gebührenbelastung und die steuerlichen Konsequenzen. Auch das notwendige Fingerspitzengefühl für den Markteinstieg kann entscheidend für den Renditeerfolg sein.

Last but not least kommen die sogenannten Stilfaktoren hinzu, auf welche die entsprechenden Smart Beta-ETFs setzen. So wiesen Eugene Fama und Kenneth French nach, dass Aktien kleiner Unternehmen langfristig höhere Renditen erzielen als die von Blue Chips. Ebenso outperformen Value-Aktien, das heißt mittels Fundamentalanalyse verifizierte unterbewertete Aktien, Wachstumstitel (Growth). Weitere Faktoren, die am Anfang erwähnt wurden, kamen im Laufe der Zeit hinzu.

Worauf du achten musst

Auch wenn der Begriff „smart“ suggeriert, dass diese Produkte smarter aufgestellt sind als ETFs auf marktkapitalisierte Indizes, so sind sie bei weitem keine eierlegende Wollmilchsau. Sie sind nur zusätzliche Möglichkeiten, mittels dieser Faktoren gezielt die Rendite oder das Risiko zu beeinflussen. Und nicht jeder Faktor ist für jede der genannten Konjunkturphasen sinnvoll.

Lege dein Anlageziel fest

Am Anfang des Investmentprozesses steht die Überlegung, was will ich überhaupt. Neben Beachtung üblicher Kriterien wie Anlagezeitraum, Anlageziel oder Risikoaffinität muss sich der Anleger bei Smart-Beta-Produkten zusätzlich über das Ziel des Einsatzes von Smart-Beta-ETFs im Klaren sein. Möchte ich also damit eher die Rendite steigern oder Verlustrisiken reduzieren und sind diese Ziele mit den gewählten Strategien auch erreichbar. Während Small Caps. Momentum oder Value-Werte beispielsweise die Rendite erhöhen können, so reduzieren Low Volatility- oder Quality-Strategien eher die Verlustrisiken. Beachten sollte man auch den jeweiligen Konjunkturzyklus. Zuerst erwähnte Strategien erzielen vor allem in einer Konjunkturerholungs- und Boomphase eine überdurchschnittliche Rendite, Low Volatility- oder Quality-Werte fallen in schlechten Börsenzeiten weniger und erwirtschaften auf diese Weise eine Outperformance. Aktien mit hohen Gewinnausschüttungen können Kursverluste leicht abfedern. Die Folge: Nicht in jeder Phase ist mit dem jeweiligen Faktor eine Überrendite zu erzielen. Man muss so genau den Markt beobachten und möglicherweise in einen anderen Faktor umschichten.

Kenne die Einflussfaktoren

Voraussetzung zum gezielten Einsatz von Smart-Beta-ETFs ist auch die Kenntnis der genauen Einflussfaktoren. Der Vermögensverwalter Blackrock hat diese in seinem „Smart-Beta-Leitfaden“ auf Basis des MSCI Asset Pricing-Modells deutlich gemacht. So sollten Anleger in Zeiten steigender Inflation vor allem auf gleichgewichtete ETFs (Equal Weighted), Momentum, High Dividend Yield, Quality, Risk Weighted und Small Cap setzen. Bei sinkender Inflation empfehlen sich Minimum Volatility-ETFs. In Zeiten starken Wirtschaftswachstums outperformen vor allem Momentum-, Risk Weigted-, Value- oder Small Cap-ETFs (Size), bei schwachem Wachstum hingegen High Yield, Quality und Minimum-Volatility-Produkte.

Gesamtportfolio beachten 

Wichtig ist auch die Betrachtung des ausgewählten ETFs und dessen Auswirkung auf das Gesamtportfolio. Blackrocks Frageempfehlungen:

  • Wie fügt sich diese Strategie in die übrigen Bestandteile des Portfolios eines Anlegers ein?
  • Welche Strategien/Investments innerhalb des bestehenden Port-
    folios ließen sich unter Umständen durch ein Faktor-Produkt ersetzen?
  • Soll die gewählte Strategie anstelle eines bestehenden aktiven oder passiven Investments eingesetzt werden?

Eine pauschale Empfehlung lässt sich hierbei nicht treffen, sie hängt mit der zu Beginn festgelegten Anlageentscheidung zusammen. Eine Möglichkeit: Ich stelle mir ein breit diversifiziertes Basis-Portfolio aus kostengünstigen marktkapitalsierungsgewichteten ETFs zusammen, mit dem ich an den wesentlichen Anlageregionen und -klassen partizipiere. Als zusätzliche Renditetreiber nutze ich dann als Beimischung zum Beispiel Smart-Beta-ETFs wie Value- oder Momentum-ETFs. Möchte ich hingegen eher das Risiko reduzieren, ersetze ich einen ETF auf eine bestimmte Anlageregion durch einen Low-Volatiltiy-ETF oder setze diesen zusätzlich zum bestehenden ETF-Portfolio ein. Wichtig bei der Beurteilung des ETFs in Bezug auf das Gesamtportfolio ist die entsprechende Korrelation zu bereits bestehenden Depotbestandteilen. So macht es wenig Sinn, einen ETF mit einer Korrelation von +1 zu einem anderen zu ersetzen. Denn dies würde bedeuten, dass sie genauso auf Kursveränderungen reagieren. Wenig miteinander korrelierende ETFs senken hingegen das Verlustrisiko.

Da es für den Privatanleger nicht einfach ist, zu wissen, welcher Faktor gerade besonders sinnvoll ist, emittieren Anleger auch vermehrt Multifaktoren-ETFs. Da diese in der Regel wenig zu marktkapitalisierten Indizes korrelieren, können solche Einzelprodukte auch eine sinnvolle Beimischung im Portfolio sein.

Fazit: Smart-Beta-ETFs setzen auf Indizes mit alternativen Gewichtungsformen. Vor dem Kauf sollte man sich über sein Anlageziel einig sein, mit wichtigen Einflussfaktoren, Gewichtungskriterien oder der Auswirkung auf das Gesamtportfolio vertraut machen und Kosten vergleichen.