Silber überzeugt mit starker Outperformance gegenüber Gold
In den vergangenen Wochen zeigte sich der Silber-Preis ausgesprochen freundlich und entwickelte sich deutlich besser als sein „großer Bruder Gold“. Dies könnte der Startschuss für eine anhaltende Outperformance sein.
Aktuell haben Investoren wenig Interesse an den beiden monetären Edelmetallen Gold und Silber, was sich vor allem an den Abflüssen im ETF-Sektor und am nachlassenden Optimismus der Terminspekulanten ablesen lässt. An den Silbermärkten verhinderte eine robuste Industrienachfrage Schlimmeres. Diese repräsentiert derzeit mehr als die Hälfte der Gesamtnachfrage, während sich bei Gold der industrielle Bedarf laut aktuellen Daten des World Gold Council auf lediglich sieben Prozent beläuft. Auf Zwölfmonatssicht verteuerte sich der Silberpreis um 31,5 Prozent, während beim Goldpreis ein Plus von lediglich 11,7 Prozent zu beobachten war. Diese Outperformance belief sich somit auf fast 20 Prozentpunkte und schlug sich beim Gold/Silber-Ratio in einem Rückschlag von 92 auf 79 nieder.
Wie steht Silber da?
Diese Kennzahl zeigt an, wie viele Silberunzen zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Ein hoher Wert lässt den Silberpreis (gegenüber Gold) relativ preiswert erscheinen, während ein niedriger Wert Silber relativ teuer aussehen lässt. In den vergangenen zwölf Monaten schwankte die unter Silberinvestoren stark beachtete Kennzahl zwischen 75 und 96. Unter Umständen könnte man somit zu der Ansicht gelangen, dass man in der aktuellen Marktphase statt Silber lieber Gold erwerben sollte. Aus historischer Sicht gab es in der Vergangenheit allerdings deutlich niedrigere Werte beim Gold/Silber-Ratio zu vermelden. Im Februar 2021 rutschte dieses zum Beispiel auf 62 ab und im Mai 1980 war sogar ein Wert von weniger als 20 registriert worden. Übertragen auf den aktuellen Goldpreis von 1.900 Dollar würde dies einen Silberpreis von 30,64 bzw. 95 Dollar nach sich ziehen.
Zukunftsmärkte benötigen viel Silber
Colin Hamilton, Analyst bei BMO Capital Markets, prognostizierte Mitte des Monats, dass wir auf lange Sicht ein Ratio von 71 sehen werden. Insbesondere die starke Nachfrage im Photovoltaik-Sektor, wo er pro Jahr eine zusätzliche Nachfrage von 100 Millionen Unzen erwartet, sei ein potenzieller Preistreiber. Laut SolarPower Europe, einem Interessenverband der europäischen Solarindustrie, soll sich bis zum Jahr 2026 die Solarstromerzeugungs-Kapazität von 208,9 Gigawatt (2022) auf über 484 Gigawatt mehr als verdoppeln.
Tipp: Hier erfährst du mehr über das Investieren in Silber. Dort findest du sogenannte ETCs auf das begehrte Edelmetall. Der nachfolgende Podcast klärt dazu auf.
Weitere Nachfragefantasie kommt aus einem anderen Zukunftsmarkt – der Elektromobilität inkl. autonomes Fahren, wo in den kommenden Jahren der Silberbedarf ebenfalls stark steigen dürfte. Und sollten sich Finanzinvestoren und Terminspekulanten in Zukunft wieder an die wohltuende Wirkung eines Silberinvestments (-> Diversifikation, Vermögensschutz, Inflationsschutz, fehlendes Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiko) wieder erinnern, könnte dies den Silberpreis in deutlich höhere Regionen treiben. Da 2011 die Marke von 50 Dollar nur knapp verfehlt wurde, kann man dem „kleinen Bruder von Gold“ somit erhebliches Nachholpotenzial attestieren.
Silber-ETCs sind von der Mehrwertsteuer befreit
Der Besitz von physischem Silber in Form von Barren oder Münzen bringt allerdings einige Nachteile mit sich. Zum einen fällt nämlich beim Kauf Mehrwertsteuer an, was zu einem exorbitanten Geld/Brief-Spread von über 20 Prozent führen kann. Dieser schmilzt bei Silber-ETCs deutlich, wodurch Käufe auch bei relativ kurzfristigem Anlagehorizont Sinn machen.
Zwei Silber-ETCs sind physisch besichert und weisen aktuell einen Marktwert von mehr als einer Milliarde Euro aus. Dabei handelt es sich um den WisdomTree Physical Silver (WKN: A0N6XJ) und den ZKB Silver ETF (WKN: A1JXTF). Letzterer weist mit 0,6 Prozent p.a. zwar etwas höhere Gebühren aus, als Ausgleich kann er allerdings mit seinem Lagerort punkten. Die Zürcher Kantonalbank verwahrt nämlich sämtliche Silberbestände im „besonders sicheren Hafen Schweiz“.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Krisen und anstehende Zinssenkungen. Gold steht wieder im Fokus. Michael Geister, Vertriebsleiter der deutschsprachigen Region bei HANetf, gibt Antworten.