4. September 2025
Regierungskrise in Frankreich: Kommt jetzt der Absturz französischer Aktien?

Regierungskrise in Frankreich: Kommt jetzt der Absturz französischer Aktien?

Frankreich steuert auf eine Regierungskrise zu. Müssen sich jetzt Anleger mit französischen Aktien warm anziehen? Setze lieber auf diesen Welt-ETF.

Frankreich steht vor politischen Turbulenzen. Dazu kommen ausufernde Staatsschulden. Unsicherheit ist in der Regel Gift für die Börse. Die Situation könnte am 8. September ausarten. Denn dann stellt Premier François Bayrou die Vertrauensfrage. Sein politisches Überleben gilt als unwahrscheinlich. „Sollte die Regierung scheitern, müsste sie zurücktreten. „Das ist ein durchaus wahrscheinliches Szenario“, sagt Jan Schippmann, stellvertretender Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. „Das könnte kurzfristig die Marktvolatilität verstärken – und schwächt die französische Wirtschaft langfristig noch weiter“, sagt Jan Schippmann, stellvertretender Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. Drohen nun Neuwahlen, Generalstreik und erneute Turbulenzen an den Finanzmärkten? „Für Anleger mit französischen Papieren können harte Zeiten anbrechen“, meint auch Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM.

Frankreich steht vor einer ungewissen Zukunft

Frankreichs Premierminister Bayrou steht unter massivem Druck. Am 8. September will er im Parlament die Vertrauensfrage stellen – ein riskantes Manöver, das über seine politische Zukunft entscheidet. „Die Überlebenschancen der Regierung sind in etwa so groß wie die Begeisterung der Franzosen über gestrichene Feiertage“, kommentiert Fischer. Während die Regierung auf den Zusammenbruch zusteuert, kündigt sich in der Bevölkerung Protest an.

Die Schuldenlast drückt

Das grundsätzliche Problem Frankreichs: Die Schulden sind zu hoch. Die staatlichen Gesamtschulden liegen bereits bei 114 Prozent der Wirtschaftsleistung. In der EU bieten nur Italien und Griechenland noch mehr. „Das französische Haushaltsdefizit ist von 5,4  im Jahr 2023 auf 5,8 Prozent des BIP im Jahr 2024 gestiegen. Die Zinszahlungen dürften weiter auf 2,5 Prozent des BIP im Jahr 2025 und 2,9 Prozent im Jahr 2026 ansteigen. Unterdessen wird wohl das Defizit 2026 auf 5,7 Prozent des BIP steigen, da einige Maßnahmen zur Erhöhung der Einnahmen aus dem Jahr 2025 auslaufen“, sagt Vincent Mortier, Group CIO von Amundi.

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An der EU-Spitze lag Frankreich zuletzt beim Haushaltsdefizit: 5,8 Prozent der Wirtschaftsleistung und damit weit über der EU-Norm. Angesichts absehbar zusätzlicher Staatsausgaben unter anderem für Verteidigung zog Bayrou daher die Reißleine. Sein Sparpaket von 44 Milliarden Euro entspricht 1,5 Prozent der französischen Wirtschaftsleistung – stößt aber auf massiven Widerstand. Opposition und Gewerkschaften formieren sich, statt Zustimmung herrscht Frustration.

Frankreich droht wirtschaftlicher Stillstand

Für Präsident Emmanuel Macron birgt Bayrous mögliche Niederlage erheblichen Sprengstoff. Fällt der Premier, bliebe Macron kaum eine Alternative zur Auflösung der Nationalversammlung. Doch Neuwahlen versprechen keine klare Lösung: Umfragen deuten darauf hin, dass die politische Fragmentierung bestehen bliebe und stabile Mehrheiten in weiter Ferne lägen. „Für notwendige Reformen bedeutet das einen Stillstand auf unabsehbare Zeit“, so Fischer. „Frankreich bleibt im fiskalischen Wartesaal.“

Belastung für den Finanzmarkt

Die Turbulenzen schlagen auf die Finanzmärkte durch. Französische Staatsanleihen (OATs) weiteten nach Beobachtungen von Moventum AM ihren Zinsaufschlag zu deutschen Bundesanleihen zuletzt deutlich aus – von 65 auf 77 Basispunkte. Im Fahrwasser folgten demnach Italien und Spanien mit eigenen Aufschlägen. „Nach dem schnellen Anstieg könnte kurzfristig eine Beruhigung einsetzen“, sagt Fischer. „Die Märkte legen gerne mal eine Atempause ein.“ Doch nach einem Sturz Bayrous dürfte die Unsicherheit erneut wachsen. Ein politisches Patt bedeute höhere Risikoaufschläge.

Dabei könnte das Marktgeschehen rund um die Vertrauensfrage von Ex-Premier Barnier im vierten Quartal 2024 als Blaupause dienen: Vor der eigentlichen Abstimmung kam es zu Rücksetzern am französischen Aktienmarkt von bis zu fünf Prozent. Am Anleihenmarkt erhöhte sich der Risikoaufschlag der französischen 10-Jahres-OAT gegenüber deutschen Anleihen auf rund 90 Basispunkte. Nach der eigentlichen Abstimmung kam es jedoch zu einer Stabilisierung, gefolgt von erhöhter Unsicherheit und Volatilität wegen der politischen Instabilität. „Ein vergleichbarer Ablauf muss aktuell als möglicher ‚Best Case‘ für die anstehende Vertrauensfrage dienen“, so Fischer.

Französische Anleihen sind aktuell riskant

So oder so: „Französische Anleihen sind vorerst mit erhöhter Volatilität verbunden“, so Fischer. Wer in OATs investiert sei, müsse mit unruhigen Kursverläufen leben. Politische Ereignisse sind als Preistreiber zurück – und dürften die Renditeaufschläge noch länger begleiten. „Ein Entspannungsszenario ist aus heutiger Sicht kaum absehbar.“

Französische Aktien sind im Vergleich zu den USA attraktiv bewertet

„Der französische Aktienmarkt reagierte negativ auf die Ankündigung des Vertrauensvotums durch den Premierminister und löste Gewinnmitnahmen bei inländischen Aktien wie Finanzwerten aus, die sich in den letzten Monaten überdurchschnittlich entwickelt hatten“, meint Mortier.  Da jedoch das politische Risiko weitgehend eingepreist sei und mehr als 80 Prozent der französischen Aktienumsätze international erzielt werden, könnten nach Ansicht der Amundi-Experten zuvor betroffene internationale Titel zur Stabilisierung des Marktes beitragen.

Mit einem großen Absturz französischer Aktien ist nicht unbedingt zu rechen. Und auch, wenn bekanntlich politische Börsen kurze Beine haben, solltest du dich nicht zu sehr auf ein Land konzentrieren. Wenn du einen globalen Aktien-ETF wählst, bist du weit weniger von einem Land abhängig. Die Ausnahme ist jedoch die USA. Von den Vereinigten Staaten kann man sich natürlich aufgrund der schieren Größe des Kapitalmarkts und damit auch der Gewichtung in Welt-ETFs nicht komplett freischwimmen. Doch im Fall von Frankreich ist das anders. Das gegenwärtige Gewicht unseres Nachbarlandes im MSCI All Country World IMI Index beträgt gerade einmal 2,2 Prozent. Da sollte also selbst eine Regierungskrise in Frankreich – egal mit welchen Auswirkungen an der Börse – deinem Portfolio wenig anhaben können. Nachfolgend zeigen wir dir einen ETF, der auf dem genannten Welt-Index basiert.