Beinahe täglich ist in den Medien von Panzer-Lieferungen die Rede. Ist das ein Anlagethema für die Zukunft und ist es ethisch vertretbar?
Wer in den vergangenen Wochen die Zeitungen und Online-Medien im Finanzbereich durchforstet hat, wird immer wieder auf Hinweise zu thematischen Investments in Rüstung und in die Luxusbranche gestoßen sein. Das Säbelrasseln rund um Taiwan und insbesondere der Krieg in der Ukraine haben in ihrer Folge die Auftragsbücher der Rüstungshersteller förmlich explodieren lassen. Nicht nur Deutschland hat mit seinem 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr viel Geld für Panzer und Rüstung im Allgemeinen bereitgelegt. In ganz Europa sehen wir die höchsten Verteidigungsausgaben seit über 30 Jahren. Die USA, das Land mit den weltweit höchsten Militärausgaben, sendet Unmengen an Kriegsmaterial in die Ukraine, welches perspektivisch ersetzt werden muss. Mit rund 200 Milliarden Euro Ausgaben für das eigene Militär rangiert China auf Platz zwei im weltweiten Ranking. Und es kündigt an, die Militärausgaben um weitere 7,2 Prozent zu erhöhen.
Panzer ein Tabu für Anleger?
Vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine waren Investments in Rüstungsfirmen für die meisten Anleger ein klares Tabu. Nach Kriegsbeginn haben sich die politischen Meinungen aber auch die Meinungen von Investoren verändert. Die Experten streiten sich, ob Waffen todbringende Instrumente oder notwendige Güter zur Freiheitsverteidigung sind. Unter den derzeitigen Definitionen von ESG sind Rüstungsunternehmen nicht nachhaltig und fallen somit in vielen Nachhaltigkeitsfonds bereits durch das Raster der Ausschlüsse. Ob Anleger trotzdem in Rüstung investieren möchten, müssen sie individuell entscheiden.
In Deutschland zieht insbesondere der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall, der für die Produktion des Kampfpanzers Leopard 2 bekannt ist, die Blicke der Investoren auf sich. Mit 6,41 Milliarden Euro Umsatz und 754 Millionen Euro Ebit vermeldete das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2022 Rekordzahlen. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen hat sich der Kurs der Rheinmetallaktie seit Beginn des Ukrainekriegs bereits verdreifacht. Rüstungsunternehmen haben keine private Nachfrage und sind somit vollständig von staatlichen Aufträgen abhängig. Sollte der Krieg in der Ukraine ein schnelles Ende finden, könnte dies zu sinkenden Militärbudgets führen. Verkäufe in andere Länder insbesondere außerhalb der EU bedürfen einer staatlichen Genehmigung, diese könnten im Zuge einer restriktiveren Politik schwieriger werden. Es bleibt also abzuwarten, ob sich die Auftragsbücher weiter füllen und den Kurs antreiben oder die beschriebenen Risiken den Kurs drücken.
Was ist mit Luxus?
In der Ukraine werden die Menschen derzeit wenig Sinn und Möglichkeiten für die Beschäftigung mit Luxusgütern haben. Diese Themen treiben die Menschen um, die keine akuten Kriegsängste haben müssen. Aber sind Luxusgüter in Zeiten hoher Inflation die richtige Anlageentscheidung?
Exklusive Marken und Luxusgüter sind auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr begehrt. Die Produkte von Premiumherstellern sind wertbeständig und auf Grund von beschränkter Verfügbarkeit auch bei Sammlern beliebt. Im derzeitigen Inflationsumfeld können die Luxusmarken den Inflationsdruck über die Preisgestaltung weitergeben und bei der treuen Kundenbasis relativ problemlos durchsetzen.
Unter Nachhaltigkeitsaspekten lässt sich der Kauf von Luxusgütern durch deren erhoffte Langlebigkeit begründen. Namenhafte Marken verzichten auf den Einsatz von Echtpelz und nutzen zunehmend auch recycelte Materialien. Fraglich ist, ob unter strengen Nachhaltigkeitsüberlegungen einige Produkte der Hersteller überhaupt hergestellt werden müssten, da sie nicht die elementaren Grundbedürfnisse bedienen.
Das Investment in Luxusgüterhersteller kann auf Grund von wachsenden mittleren und oberen Einkommenssegmenten – insbesondere auch in China – in Zukunft weiter attraktiv bleiben. Mit 46,3 Milliarden US-Dollar ist China hinter den USA auf Platz zwei der größte Absatzmarkt von Luxusgütern und verspricht nach Ende der strikten Coronaauflagen die höchsten Wachstumschancen. Eine weltweite Rezession und sinkende Kaufkraft könnte bei sinkenden Einkommen zu schrumpfenden Kauffrequenzen führen.
Der weltweite Branchenführer der Luxusindustrie ist Moet Hennessy-Louis Vuitton, kurz LVMH mit rund 15 Prozent Markanteil, gefolgt von L’Oreal und Kering. Mit einem Umsatz von 79,18 Milliarden Euro und einem Nettogewinn von 14,08 Milliarden Euro vermeldete der französische Konzern Rekordergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr. Fraglich ist, ob trotz der hohen Preissetzungsmacht und der starken Position im Markt nicht bereits Bewertungsniveaus erreicht sind, die sich kaum weiter steigern lassen?
Wer ethisch und ideologisch ein Investment in Rüstung und Luxus vertreten kann, der sollte die genannten Risikofaktoren und eine breite Diversifikation im Portfolio nicht außer Acht lassen, da Trends sich bei Investments bekanntermaßen schnell ändern können.
Über den Autor: Johannes Kroos
Johannes Kroos, Kroos Vermögensverwaltung AG in Münster
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