9. November 2022
Palantir: Mehr Umsatz, mehr Verlust, mehr Aufträge – mehr Kursverluste

Palantir: Mehr Umsatz, mehr Verlust, mehr Aufträge – mehr Kursverluste

Die Software von Palantir Technologies ist vor allem bei Staaten gefragt. Auch in Deutschland. Doch aktuell läuft es weniger rund. In der Bilanz und auf dem Kurszettel türmen sich die Verluste.

Ein Fünftel mehr Umsatz im dritten Quartal. Mehr als von Analysten erwartet. Und doch der geringste Anstieg seit dem Börsengang im Jahr 2020. Und Palantir muss – wie so viele andere Unternehmen auch – mit Blick in die Zukunft zurückrudern. 30 Prozent mehr Umsatz im Jahr bis 2025 – daraus werde nichts.

Für 2022 seien 23 Prozent Steigerung auf 1,9 Milliarden US-Dollar möglich. Immerhin will das Datenanalyse-Software-Unternehmen, das unter anderen von Investor Peter Thiel mitgegründet worden war, im vierten Quartal mehr umsetzen als bislang gedacht. Neue Regierungsaufträge und Vertragsverlängerungen vom US-Militär sollen das möglich machen.

Mehr kommerzielles Geschäft

Von den Verträgen im vergangenen Quartal im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar stammt eine Milliarde von US-Regierungsaufträgen. Doch da gerade Regierungsaufträge nicht in Stein gemeißelt und damit schwer vorherzusehen sind, setzt Palantir mehr auf das kommerzielle Geschäft. Es wuchs per 30. September in den USA bereits um 53 Prozent im Jahresvergleich.

Dennoch fuhr das Unternehmen erneut hohe Verluste ein: 123,88 Millionen US-Dollar Minus sind eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 102 Millionen US-Dollar Verlust. Von 14 Analysten, die die Aktie covern, sind die meisten neutral auf „Halten“ eingestellt. Das mittlere Kursziel auf Sicht von 12 Monaten steht bei 10,56 US-Dollar.

Software hui  – Aktie ?

Die Nachrichten schickten die Aktie von Palantir Technologies Inc (WKN: A2QA4J) erneut auf Talfahrt. Sie brach nach den Zahlen um gut 11 Prozent auf 7,02 US-Dollar ein. Damit setzt sich ein langer Negativtrend fort. Auf Jahressicht beträgt das Minus rund 73 Prozent.

Auch Analysten äußern sich skeptisch: Die Citigroup bestätigte ihre „Sell“-Einstufung und ein Kursziel von 6 US-Dollar. Begründung: Die Sorge vor weiter verlangsamtem Wachstum bei zugleich hoher Bewertung. Morgan Stanley bestätigte ein „Equal-Weight“ und 10 US-Dollar Kursziel.

Palantir-Software auch in Deutschland im Einsatz

Seit dem Frühjahr nutzt die Polizei in Nordrhein-Westfalen Fahndungssoftware von Palantir. Im Vorfeld hatte es eine heftige Debatte um den Datenschutz gegeben, weil das Unternehmen Personendaten aus Einwohnermeldeämtern, Polizeiregistern und anderen Quellen nutzen kann. Zugleich seien die Kosten höher als erwartet. Das Innenministerium hatte allerdings auf verschiedene Fahndungserfolge nach Implementierung der Software verwiesen.

US-Partner sind Palantir-Kunden

Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben nur mit Staaten zusammen, die Partner der USA sind. Das ist zugleich eines der Risiken in der Geschäftsentwicklung, zumal auch der kommerzielle Bereich davon betroffen ist: Wenn Palantir Zusammenarbeiten mit Ländern wie China ausschließt bzw. dort nicht engagiert wird, dürfte in diesen Länder eine Zusammenarbeit mit „ihren“ Unternehmen schwierig sein. Gleichzeitig sehen Analysten Potential bei Palantir, da bei Staaten wie Unternehmen die Anforderungen an Sicherheit steigt.

Einen seiner ersten Aufträge nach Gründung hatte das Unternehmen von der CIA 2004 erhalten: Palantir hatte Geheimdienstinformationen mit Künstlicher Intelligenz ausgewertet. Inzwischen zählen auch die Air Force und das FBI zu den Kunden.

In Deutschland ist Palantir Technologies vor allem durch den Investor Frank Thelen bekannt geworden. Palantir ist eine Position in seinem Technologiefonds.