Nach Dax-Rally und EuroStoxx 50-Gewinnen: Ist die Krise vorbei?
2023 hat einen unerwartet guten Start hingelegt. Durchweg alle Hauptindizes konnten in den ersten Tagen des Jahres viel verbrannte Erde wettmachen, so legte der DAX um 7,7 Prozent zu und der EuroStoxx 50 um knapp neun Prozent. Ist die Krise beendet?
Als ob die Börsianer am 2. Januar 2023 auf den Reset-Knopf gedrückt hätten, sind plötzlich die Krisen aus den Vorjahren, wie die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg, wie auch die Inflationsängste wie weggeblasen. Verständlicherweise, denn nachdem sich China dazu entschieden hat, seine rigorose Lockdown-Politik zu beenden, keimt Hoffnung auf, was Produktions- und Lieferengpässe angeht, vom wiederauflebenden Konsum eines ganzen Kontinentes ganz zu schweigen. Und auch überall anders fallen die Corona-Maßnahmen weg und die Pandemie wird offiziell für beendet erklärt.
Ist die akute Krise vorbei?
Und so schlimm es sich auch anhören mag, auch an den Krieg hat man sich irgendwie „gewöhnt“ und die Rohstoffpreise sind wieder brutal zurückgekommen. Der Gaspreis verlor seit seinem Hoch Ende August 2022 bei 310 Euro insgesamt fast 80 Prozent und liegt nun bei unter 70 Euro, der Ölpreis lag in der Spitze bei über 120 US-Dollar pro Barrel und liegt aktuell wieder bei 80 US-Dollar, das lässt sich auch an den Tankstellen erkennen.
Und bei fallenden Energiepreisen ist es natürlich auch naheliegend, dass die Inflation ihr Peak erreicht hat oder zumindest nicht weiter steigen dürfte. Bereits in den USA ist die Inflationsrate schon auf dem absteigenden Ast und konnte bereits zweimal in Folge reduziert werden. Die Hoffnung der Aktienanleger macht sich daher breit, dass die Zinsen nicht weiter steigen werden bzw. ggf. sogar wieder sinken könnten. Auch wenn die europäischen Märkte und die EZB noch nicht so weit sind, wird an den Börsen die Zukunft gehandelt und die sieht nicht mehr so trübe und dunkel aus, wie noch vor einem Jahr.
Anleger drängen wieder in die Märkte und sind gewillt sich für die kommenden Monate und Jahre zu positionieren. Und auch, wenn durch steigende Zinsen bei soliden Zinspapieren wieder eine „überschaubare“ Rendite zu erwarten ist, so kann mit diesen Investments immer noch kein Inflationsausgleich erzielt werden, da der Realzins weiterhin negativ ist.
Es gilt, abzuwarten
Ob die ersten 20 Tage im Jahr nachhaltig sein werden ist fraglich. Sicherlich werden wir noch im Laufe des ersten Halbjahres einige Schwankungen sehen und die Entwicklung einzelner Branchen und Unternehmen wird auch sehr unterschiedlich ausfallen. Die Bilanzzahlen sollten vor allen Dingen Unternehmen aus dem Segment Konsum Aufwind geben; auch Touristik und die Energiewerte dürften gute Zahlen melden.
Einige Unternehmen werden noch ein bis zwei Jahre unter den Auswirkungen von Produktions- und Lieferengpässen zu leiden haben, so wie die Halbleiterindustrie. Mittelfristig betrachtet, führt kein Weg an dieser Branche vorbei, daher können kurzfristige Schwankungen zu einem langfristigen Einstieg genutzt werden.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass kurzfristige Spekulationen a) nicht zielführend sind und b) keinen Spaß machen. Sie haben uns vielmehr gezeigt, dass die Qualität und Größe von Unternehmen entscheidend ist, um langfristig solide ein Vermögen aufzubauen und vor allen Dingen zu stabilisieren. Daher gilt auch in diesem Jahr Qualität vor Quantität unter der Berücksichtigung, dass nicht jedes gute Unternehmen auch eine gute Aktie ist. Die gute Kauffrau und der gute Kaufmann wissen, dass der Gewinn auch im Einkauf liegt.
Petra Ahrens ist Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln
Autor Redaktion
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