29. August 2020

Finanzielle Freiheit: Ist Rente mit 40 möglich – oder nur eine Illusion?

Viele träumen davon: finanzielle Freiheit und Rente mit 40! Doch wie realistisch ist das? Können Normalverdiener es tatsächlich schaffen? Welche drei Dinge Sie dafür tun müssen. 

Der Wecker klingelt, schnell noch das Frühstück und schon geht es in die vollgestopfte Bahn. Im Anschluss wartet ein kompletter Arbeitstag. Viele möchten dieser Mühle möglichst früh entgehen. In den USA ist gar eine Bewegung rund um das Thema entstanden. Ihr Ziel ist die finanzielle Freiheit, um so früh wie möglich in Rente zu gehen.

Die Bewegung bezeichnet ihre Marschrichtung kurz als „FIRE“, also „Financial Independence and retiring early“. Vorreiter war ein amerikanischer Blogger, der unter dem Pseudonym Mr. Money Mustache über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangte.

In Deutschland ist die Szene noch klein. Der Grund, weshalb die Bewegung in den USA wesentlich größer ist, liegt auch daran, dass dort die Bürger generell eine höhere Eigenverantwortung für die spätere Rente haben. Auch ist dort die Abgabenlast geringer, was für gewisse Spielräume sorgen kann.

Die Philosophie der Frugalisten

Die Voraussetzung für „FIRE“ ist der sogenannte Frugalismus. Dahinter verbirgt sich die Lebensphilosophie des bescheidenen Lebens und lukrativen Investierens der Ersparnisse. Hierzulande nennen sich die Anhänger entsprechend Frugalisten. Sie streben danach, finanzielle Freiheit zu erreichen.

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Eine Festanstellung dient eher als Sprungbrett dorthin als eine Beschäftigung bis zum Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters. Dabei soll es aber nicht um schmerzhaften Konsumverzicht gehen, sondern um einen bewussten Konsum.

Bei der Frugalisten-Philosophie geht es vor allem darum, das Beste aus sich selbst und seinem Leben zu machen. Bewusster durch den Alltag zu gehen, die Konsumgesellschaft kritisch zu hinterfragen und mehr persönliche Freiheit und Wahlmöglichkeiten zu gewinnen“, sagt Oliver Noelting, Betreiber der Website frugalisten.de.

Frugalisten stellen sich also etwa solche Fragen: Brauche ich den neuen Kühlschrank wirklich oder macht es der alte noch oder reicht ein gebrauchter? Benötige ich den neuesten Laptop oder genügt auch ein günstiges Modell meinen Ansprüchen? Frugalisten denken ein Stück weit nachhaltig. Im Wesentlichen haben sie zwei Stellschrauben, ihre monatliche Sparrate zu erhöhen: ein höheres Einkommen erzielen oder unnötige Ausgaben zurückfahren.

So werden Sie ein (kleiner) Frugalist

Dreh- und Angelpunkt ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Konsumgewohnheiten. Hier beginnt der Frugalismus. Denn Ausgaben und Einnahmen sind ewige Gegenspieler. Da es vielen Menschen leichter fällt, Ausgaben zu senken, als Einkommen zu erhöhen, bietet sich das sogenannte „Lean Fire“ an. In diesem Fall bedeutet „lean“ auf Deutsch „schlank“, die Ausgaben werden schlicht verschlankt, um die finanzielle Freiheit zu erreichen.

Das Frugalisten- Herz fängt erst so richtig ab einer monatlichen Sparquote von 50 Prozent an zu schlagen, besser sind aber 60 bis 75 Prozent. Nun kann das „Fat Fire“, also das „Fettmachen“ der Rendite beginnen. Ein höheres Risiko kann den Prozess beschleunigen. Dabei sollten Frugalisten aber stets Einnahmen und Ausgaben im Griff haben. Hier können mittlerweile dank Digitalisierung auch zahlreiche Apps helfen, den Überblick zu behalten.

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Doch wie viel muss ich nun sparen?

Als Richtwert für die Höhe der Ersparnisse gilt Folgendes: Die jährlichen Ausgaben sollten bei rund vier Prozent des anfänglichen Vermögens liegen. Umgekehrt ergibt sich daraus, dass das 25-fache der jährlichen Ausgaben ausreicht, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Mit dieser Vier-Prozent-Regel ist es demnach möglich, auf unbestimmte Zeit seine Ausgaben zu bestreiten, ohne dass die Ersparnisse jemals aufgebraucht werden.

Vorausgesetzt, sie erwirtschaften in Form von Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen auch nach dem Ausstieg aus der Berufstätigkeit kontinuierlich Einkünfte. Ob Sie sich schon bald als Frugalist bezeichnen wollen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Selbstverständlich muss niemand seinen Konsum derart reduzieren.

„Aber ich würde jedem empfehlen, sich einmal mit den dahinter liegenden Grundprinzipien zu beschäftigen. Dann kann man schauen, wie man diese für sich selbst umsetzt, um sein eigenes Leben zu verbessern“, gibt Noelting zu bedenken.

Finanzielle Freiheit mit ETFs

Für das Ziel, sich mit 35, 40 oder 45 aus der Arbeitswelt verabschieden zu können, muss das monatlich gesparte Geld renditeträchtig, aber nicht waghalsig angelegt werden. Das Sparbuch ist damit genauso wenig eine Option wie Tages- oder Festgeld. Daher fällt in aller Regel die Wahl auf ETFs. Gerade in guten Börsenzeiten oder bei Frugalisten, die zu günstigen Kursen eingestiegen sind, kann das dem Ziel, die finanzielle Freiheit zu erreichen, einen wahren Schub verpassen.

Egal wie konsequent Sie der Idee nacheifern wollen, zu viel Ehrgeiz beim Investieren kann das Ziel des frühen Ruhestands natürlich auch gefährden. Aus unserer Sicht bieten sich in erster Linie aktienlastige Weltportfolios an. Ein kleinerer Teil kann auch aus globalen Anleihen bestehen, da dann das Risiko abgefedert wird, falls kurz vor dem Eintritt in die „Genussphase“ die Börsen plötzlich taumeln und die Kurse purzeln.

Sehen Sie sich in jedem Fall am besten unter extraETF.com unsere Musterportfolios an. Wichtig auch: Nutzen Sie auf der gleichen Website auch den ETF-Sparplan-Vergleich und halten Sie nach kostenfreien Aktions-ETFs Ausschau. Denn jeder gesparte Euro kann den Vermögensaufbau beschleunigen.

Fazit

Die „Fire“-Anhänger aus den USA oder die Frugalisten-Freunde im deutschsprachigen Raum kombinieren bewussten Konsum und Geldanlage mit hohen Renditeerwartungen. Wem der übermäßige Konsumverzicht schwerfällt, kann sich dennoch als „kleiner“ Frugalist versuchen. Auch eine Sparquote von zehn Prozent hat langfristig einen Hebel.