14. April 2022
Kommt jetzt die Stagflation? Was du als Anleger wissen musst

Kommt jetzt die Stagflation? Was du als Anleger wissen musst

Über sieben Prozent Inflation – schlimmer geht’s nicht? Leider doch. Einige Experten fürchten, dass wir jetzt in die sogenannte Stagflation rutschen. Doch was bedeutet das überhaupt?

Die Coronakrise und der Krieg in der Ukraine haben die Wirtschaft ordentlich durcheinandergebracht. Im März lag die Inflation in Deutschland bei 7,3 Prozent. So hoch war sie seit 1981 nicht mehr. Dazu kommt die gesunkene Wirtschaftswachstumsprognose, die der Sachverständigenrat für 2022 von 4,6 Prozent auf 1,8 Prozent nach unten korrigiert hat. Keine guten Aussichten also. Selbst Finanzminister Christian Lindner warnt in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt vor Stagflation.

Das bedeutet Stagflation

Das Wort Stagflation ist eine Kombination aus Stagnation und Inflation. Die Preise steigen deutlich an, gleichzeitig kommt es aber zu keinem Wirtschaftswachstum, im schlechtesten Falle ist das Wachstum sogar rückläufig. Auslöser sind sogenannte Angebotsschocks in Folge von Preiserhöhungen – wie derzeit etwa bei den steigenden Energiepreisen, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurden. Das Angebot ist verknappt, die Produktion niedriger.

Gleichzeitig bleibt die Nachfrage aber auf demselben Niveau. Das wiederum erhöht die Preise. Die Inflation wächst – und früher oder später werden Forderungen nach ausgleichenden Lohnerhöhungen laut, was die Kosten für Unternehmen in die Höhe treibt. Infolge müssen einige Betriebe ihre Produktionen zurückfahren, da sie die Kosten nicht mehr decken können oder sich die Produktion nicht mehr lohnt. Auch steigende Arbeitslosigkeit ist eine Folge.

Auf der anderen Seite schränken immer mehr Menschen ihren Konsum aufgrund der steigenden Preise ein – was die Konjunktur schwächt. Bei steigenden Preisen stagniert also die Wirtschaft. Eine solche Situation gab es in Deutschland bereits in den 1970er Jahren während der Ölkrise.

Rutschen wir in eine Stagflation?

Die Lage ist derzeit schwer einzuschätzen, Analysten und Finanzexperten sind sich uneins. Manche glauben, soweit werde es nicht kommen. Doch dafür muss eine Entspannung an den Märkten erfolgen, um die Energiepreise nicht weiter steigen zu lassen. Deutschland und andere Länder müssten dafür also sehr schnell unabhängig von russischer Energie werden.

Bankenpräsident Christian Sewing rechnet damit, dass die Inflation weiter steigen und möglicherweise kurzzeitig sogar zweistellig werden wird, sofern sich die Regierung für ein Energieembargo gegen Russland entscheidet. Sollte das passieren, droht eine Rezession – und in Folge möglicherweise auch eine Stagflation.

Rettung durch Zinserhöhungen?

Christian Sewing ist nur einer der Experten, die eine Reaktion der EZB fordern. Nur wenn diese den Leitzins erhöhen, kann eine weiter steigende Inflation verhindert werden. Das Problem: Derzeit scheint die EZB keine Anstalten zu machen, die Nullzinspolitik tatsächlich zu beenden. Dazu kommen die steigenden Staatsausgaben für Militär und Energiewende. Diese Ausgaben treiben die Inflation weiter voran, denn der Staat braucht das „billige“ Geld. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass es zu keinen deutlichen Gegensteuerungsmaßnahmen kommen wird.

Was bedeutet das für Anleger?

Eine Stagflation ist auch für Privatinvestoren keine einfache Situation. Ein stagnierendes Wirtschaftswachstum drückt natürlich auf die Gewinne der Unternehmen und beeinflussen somit auch die Kurse. Wer langfristig in einen diversifizierten ETF investiert ist, muss sich jedoch keine allzu großen Sorgen machen, denn auch diese Situation wird nicht ewig andauern.

Wer ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit braucht, kann sein Portfolio um einen Konsum-ETF ergänzen. Denn insbesondere bei Lebensmitteln und anderen notwendigen Gütern gehen Verbraucherinnen und Verbraucher – wenn auch zähneknirschend – Preiserhöhungen mit.  Der Xtrackers MSCI World Consumer Staples UCITS ETF (WKN: A113FG) umfasst 111 Unternehmen aus dem Sektor Basiskonsumgüter. Dazu zählen Lebensmittel, aber auch Haushalts- und Pflegeprodukte.

Im laufenden Jahr konnte der ETF 2,74 Prozent zugewinnen, die Wertsteigerung in einem Zeitraum von drei Jahren liegt bei 37,16 Prozent.

Sicherheit geht vor

Generell gilt aktuell für viele Anleger: Sicherheit vor hoher Rendite. Achte darauf, dass dein Portfolio möglichst breit aufgestellt ist. Setze nicht zu stark auf volatile Assets, die vielleicht hohe Gewinne versprechen, aber auch ein hohes Verlustrisiko bieten. Als krisensicher gelten etwa Gold oder Staatsanleihen mit sehr hoher Bonität. Hierbei solltest du aber vor allem die Laufzeitenrisiken beachten.

Tipp: Mit unserem Risikorechner kannst du anhand von zehn Fragen die optimale Aktienquote für dein Portfolio ermitteln.