14. September 2024
Ist Trump doch nicht der Wunschkandidat der Börsianer?

Ist Trump doch nicht der Wunschkandidat der Börsianer?

Donald Trump gilt eher als wirtschaftsfreundlicher Kandidat. Ein Experte meldet nun Zweifel an, ob der US-Präsidentschaftskandidat tatsächlich hilfreich wäre.

Der zentrale Begriff der kommenden Wochen lautet „Swing State“. Das sind jene Staaten, die hin und herschwanken, also schwingen. Hier werden grundsätzlich die Wahlen entschieden. Insgesamt liegen Ex-Präsident Donald Trump (Republikaner) und Kamala Harris (Demokraten) gleichauf. Zumal Prognosen zu den „Swing States“ noch mit Vorsicht zu betrachten sind. Nach heutigem Stand dürfen sich beide Kandidaten berechtigte Hoffnungen auf den Einzug ins Weiße Haus machen.

Trump als Präsident für die Wirtschaft?

Bis zum Rückzug von Noch-Präsident Joe Biden (Demokraten) schien die Wahl bereits zugunsten von Donald Trump gelaufen zu sein. Der eine oder andre Aktionär dürfte sich schon im Sinne seines Portfolios gefreut haben: Niedrigere Steuern, Zoll-Schutz für die einheimische Industrie, schärfere Migrationskontrolle – eigentlich könnte man meinen, Donald Trumps Pläne seien günstig für die Kapitalmärkte. Allerdings zöge jede seiner Maßnahmen unerwünschte – und zwar massive – Nebenwirkungen nach sich. „Ein Wahlsieg Trumps würde von den Märkten daher nicht positiv aufgenommen“, sagt Carsten Gerlinger, Geschäftsführer und Leiter der Vermögensverwaltung bei Moventum AM.

Trumps Maßnahmen unter der Lupe

US-Präsidentschaftskandidat Trump hat für den Fall seines Wahlsieges verschiedene Maßnahmen angekündigt, unter denen drei für die Wirtschaft von besonderer Bedeutung sein könnten. Gehen wir diese nun im Einzelnen durch.

Erstens: Steuersenkungen. Die 2018 von der Regierung Trump 1 eingeführte Absenkung der Einkommensteuer, die eigentlich Ende 2025 ausläuft, soll dauerhaft werden, zudem brachte er einen Rückgang der Körperschaftsteuer von 21 auf 15 Prozent ins Spiel. „Das aber müsste über höhere Schulden finanziert werden“, erklärt Gerlinger. Und das, obwohl das US-Haushaltsdefizit bereits dieses Jahr bei 6,7 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen dürfte und auch in den nächsten zehn Jahren bei gut sechs Prozent bleiben wird. „Für zusätzliche Schulden werden die Kapitalmärkte eine Risikoprämie in Form höherer Renditen verlangen“, so Gerlinger. 

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Trumps zweite Maßnahme: Zölle sind ein weiterer wesentlicher Aspekt. Zum Schutz der US-Industrie soll der Einfuhrzoll auf chinesische Güter auf 60 Prozent steigen, flankiert mit einem allgemeinen Außenzoll in Höhe von zehn Prozent. „Ob das der US-Industrie hilft, steht in den Sternen“, sagt Gerlinger. Relativ sicher ist: Die Inflation zieht an, da Zölle auf die Preise aufgeschlagen werden. „Schon die Zollerhöhungen aus Trumps erster Präsidentschaft wurden am Ende von den US-Konsumenten bezahlt und nicht von den ausländischen Exporteuren“, erklärt Gerlinger. Die Zölle würden also dem Konsum schaden und über die höhere Inflation tendenziell zu höheren Zinsen führen.

Dritte Maßnahme: verschärfte Grenzkontrollen und das laut Trump „größte Abschiebeprogramm der amerikanischen Geschichte“. Die Folge wäre ein massiver Rückgang der Einwanderung und der Anzahl illegaler Migranten in den USA. „Auch diese Maßnahme dürfte die Inflation nach oben treiben“, so Gerlinger. Schließlich sind laut Schätzungen beispielsweise über acht Prozent der texanischen Erwerbsbevölkerung illegale Einwanderer. Die zu erwartende Arbeitskräfteknappheit im Zuge der Abschiebungen ließe nach Ansicht Gerlingers die Löhne und damit die Preise steigen, was ebenfalls die Zinsen nach oben drücke.

Das erwartet der Experte

Insgesamt erwartet Gerlinger für den Fall eines Wahlsieges von Trump einen schnellen und starken Anstieg der Renditen der zehnjährigen US-Anleihen. „Der Dollar könnte dadurch deutlich aufwerten“, so Gerlinger, „obwohl Trump eigentlich einen schwächeren Dollar will.“ Sollte der US-Präsident zu diesem Zweck am Devisenmarkt eingreifen lassen, droht eine gefährliche Spirale. „Längerfristige Folge wäre ein Vertrauensverlust in die US-Devise, der Dollar schmiert ab – auch das wäre Gift für die Kapitalmärkte.“