1. Juli 2010

iPath V-Stoxx ETN: Mut zur Angst

Volatilität ist eine Anlageklasse mit zunehmender Bedeutung. Barclays bietet seit kurzem einen ETN an, der Anlegern die Volatilität des europäischen Aktienmarktes rolloptimiert zugänglich macht.

Zu den wichtigsten Risikokennziffern an der Börse gehört bekanntlich die Volatilität, also die Schwankungsintensität der Kurse. Nimmt an den Märkten die Unsicherheit und Nervosität zu, steigt die Volatilität normalerweise an, und zwar umso mehr, je stärker die Börsen durchgerüttelt werden. Das jüngste Beispiel für ein solches Beben lieferte die Griechenlandkrise. Der Volatilitätsindex VDAX-NEW – gelegentlich auch als Angstbarometer bezeichnet – schnellte Anfang Mai, als die Schlacht um den Euro zu eskalieren drohte, innerhalb weniger Tage von 23 Punkten auf rund 37 Zähler empor.

Vola: Risiko als Chance

Solche Phasen sind für Anleger meistens mit schmerzlichen Kursverlusten verbunden. Aber wie jedes Risiko lässt sich auch die Volatilität in eine Chance ummünzen. Eine traditionelle Plattform hierfür bieten Short-Investments. Eine Alternative, um von einem Anstieg der Volatilität zu profitieren, stellen Anlageprodukte dar, die unmittelbar an Volatilitätsindizes gekoppelt sind. Allerdings sind diese nur über Futures investierbar. Und das hat ähnlich wie bei futurebasierten Rohstoffanlagen seine Tücken. Denn um eine fortlaufende Partizipation zu ermöglichen, muss regelmäßig vom auslaufenden in den nächstfolgenden Future umgeschichtet werden.

Problem mit Rollverlusten

Das Problem: In Zeiten niedriger Volatilitäten befindet sich die Futurekurve zumeist in Contango, das heißt, die weiter in der Zukunft liegenden Kontrakte notieren höher als die aktuellen. Das führt beim Wechsel von einem zum nächsten Termin zu Rollverlusten. Nicht selten sind diese Rollverluste größer als der Anstieg der Volatilität. Genau unter diesem Manko leiden klassische Vola-Endloszertifikate, wie etwa das von Goldman Sachs angebotene Produkt auf den Vix (der Vix misst die Volatilität von Optionen auf den US-Leitindex S&P 500). Das Zertifikat hat seit seiner Emission vor rund fünf Jahren schon mehr als 90 Prozent an Wert eingebüßt.

Optimiert investieren

Mit Blick auf die Rollproblematik hat Barclays vor kurzem ein Produkt emittiert, mit dem Anleger einfacher auf steigende Volatilitäten setzen können. Die Rede ist vom iPath VStoxx Short- Term Future ETN, der die Entwicklung des Euro Stoxx 50 Volatility Short-Term Futures Index abbildet. Neuartig ist der Rollmechanismus: „Während die meisten Endloszertifikate Monat für Monat in den nächstfälligen Vola-Kontrakt rollen, basiert der iPath VStoxx Short- Term Future ETN auf einem hypothetischen Portfolio, das durch faktisch tägliches Rollen immer einen VStoxx- Future mit exakt einmonatiger Restlaufzeit erzeugt“, sagt Uwe Becker, der den Bereich Investor Solutions für Barclays Capital in Europa verantwortet. Auf diesem Weg sollen Rollverluste reduziert beziehungsweise geglättet werden. Das Rollen erfolgt zudem zu durchschnittlichen Marktpreisen, so dass sich der Spread im VStoxx-Future nicht negativ auf die Performance auswirkt. Dass mit dieser Systematik die Entwicklung der Volatilität des Euro Stoxx 50 ziemlich genau abgebildet werden kann, zeigt eine von Barclays vorgenommene Rückrechnung über fünf Jahre. Demnach liegt die Korrelation des VStoxx Short-Term Future Index zum VStoxx bei knapp 81 Prozent.

Aktien absichern

Bleibt die Frage, für welche Anlegertypen sich das Produkt eignet. „Der iPath VStoxx ETN bietet versierten Anlegern eine innovative Lösung, um Risiken zu managen und ihre Aktienpositionen abzusichern“, sagt Becker. Eine Zielgruppe stellen dabei Investoren dar, die Long-Positionen auf den Euro Stoxx 50 halten und die das Verlustrisiko durch eine Beimischung des ETNs reduzieren wollen (siehe Chart). Der Absicherungseffekt ergibt sich aus dem Umstand, dass der VStoxx Short-Term Future Index naturgemäß eine deutlich negative Korrelation zum Euro Stoxx 50 aufweist.

Auf steigende Vola setzen

Auch für taktisch-spekulative Investments kommt der ETN in Betracht. Gewöhnlich steigt die Volatilität in kurzen Schüben steil an, um dann wieder zurückzufallen. Mit dem ETN können markterfahrene Trader auf solche „Angstausbrüche“ spekulieren, was allerdings ein gewisses Gespür für das richtige Timing voraussetzt. Keinen Sinn macht das iPath-Produkt dagegen für Anleger, die damit eine isolierte Buy-and-hold-Strategie verfolgen möchten. Die Volatilität bewegt sich auf lange Sicht immer um einen Mittelwert. Auch die Rollrisiken lassen sich nicht ganz ausschalten, sodass das Produkt über einen längeren Horizont keine Erträge abwerfen wird, wenn nicht gar tendenziell an Wert verliert.

Fazit: gelungende Anlage

Der iPath VStoxx Short-Term-Future ETN ermöglicht es Investoren, bequem und rolloptimiert in die Volatilität des europäischen Aktienmarktes zu investieren – sei es zu Absicherungsoder zu Tradingzwecken. Die Konditionen des Produkts sind fair bemessen. So werden Zinserträge in Höhe des EONIA-Satzes aus den Future-Transaktionen dem Produkt hinzugerechnet (Total Return). Auf der Kostenseite fällt eine jährliche „All-inclusive“-Gebühr von akzeptablen 0,89 Prozent an. Für institutionelle Investoren bietet das Produkt noch ein weiteres Argument: Sie haben die Möglichkeit, durch einen Leerverkauf des ETNs auch von sich beruhigenden Märkten zu profitieren.

Hier finden Sie weitere Informationen zum iPath V-Stoxx Volatility Short-Term ETN:

Anbieter: Barclays
ISIN: DE000BC2KTT9
Index: Euro Stoxx 50 Volatility
Short-Term Futures TR Index
Laufzeit: 27.04.2020
Verwaltungsgebühr: 0,89 %
Währung: Euro
Kurs: 46,10 Euro