28. Dezember 2024
Investieren in Luftschlösser: Zombie-Unternehmen und Green-Bleaching

Investieren in Luftschlösser: Zombie-Unternehmen und Green-Bleaching

Bei Zombies denkst du vielleicht gleich an Horror-Filme. Doch auch für Anleger können sogenannte Zombie-Unternehmen im reinsten Horror enden. Erfahre außerdem, was es mit Green-Bleaching auf sich hat.

Das Wachstum der Zombie-Unternehmen schreitet ungebrochen voran, seit 2010 jährlich um rund neun Prozent. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Kearney. Beinahe sechs Prozent der weltweit börsennotierten Unternehmen seien Zombies. Doch bevor wir tiefer einsteigen sollten wir klären, was mit Zombie-Unternehmen gemeint ist. Die Rede ist von hoch verschuldeten Unternehmen, die aufgrund ihres unprofitablen Geschäfts nicht oder kaum in der Lage sind, die Kredite zu bedienen. Um es dies doch noch zu stemmen, werden dann wieder neue Kredite aufgenommen. Durch das jahrzehntelang rückläufige Zinsniveau wurden diese „totkranken“ Unternehmen noch relativ schmerzfrei am Leben gehalten, was ihre Anzahl jedoch erhöht hat. Durch die anhaltende Inflation, die Kreditkosten auf das höchste Niveau seit einem Jahrzehnt getrieben hat, ist die Anzahl der akut bedrohten Unternehmenszombies auch im Jahr 2023 weltweit erneut angestiegen. Am Ende steht für Anleger das Risiko darin, in nicht überlebensfähige Unternehmen zu investieren mit entsprechenden Aussichten für den Aktienkurs.

Fast sechs Prozent aller Titel sind Zombie-Unternehmen

Mittlerweile sind laut der Kearney-Studie 5,8 Prozent aller börsennotierten Unternehmen weltweit bereits als Zombies einzustufen. „Allein im letzten Jahr kamen 827 solcher Unternehmen dazu, was die 534, die durch verbesserte finanzielle Situationen wiederbelebt wurden, und die 127 Unternehmen, die von der Börse genommen wurden, übertrifft“, sagt Nils Kuhlwein, Partner bei Kearney.

Der kritische Punkt kommt erst noch

Dazu kommt, dass die nächste Finanzierung in vielen Fällen die Firmen noch stärker belasten dürfte. „Laut unseren Stresstests zu den Zinssätzen wird der Anstieg der Zombie-Unternehmen ziemlich sicher so weitergehen – besonders, da sich viele Unternehmen vor Corona zu niedrigen Zinsen finanziert haben und nun eine Refinanzierung ansteht“, erklärt Kulhwein und liefert gleich noch ein Beispiel dazu: Wenn ein Unternehmen derzeit jährliche Zinszahlungen von einer Million Dollar hat, würde eine 1,5-fache Zinserhöhung die jährliche Zahlung auf 1,5 Millionen Dollar erhöhen – und vorausgesetzt, es gibt keine weiteren Veränderungen in der Ertragslage – würde dies 6,6 Prozent der weltweit börsennotierten Unternehmen in Zombies verwandeln.

Eine Verdoppelung der Zinssätze könne diese Zahl auf 7,7 Prozent ansteigen lassen – unwahrscheinlich sei das laut dem Experten nicht. Denn wenn die Zinsen vor Corona noch bei 1,5 Prozent standen, müssen Unternehmen aktuell häufig Zinssätze von sechs Prozent tragen, was sogar einer Vervierfachung entspricht.

Nebenwerte sind besonders gefährdet

Kleinere Börsenunternehmen bieten Chancen, aber auch Risiken. Zu letzterem Aspekt lässt sich festhalten, dass sich gerade unter den „Kleinen“ überproportional viele Zombies tummeln. Zombies nähmen bei Firmen aller Größen zu, wobei der bedeutendste Anstieg im vorigen Jahr bei mittelgroßen Unternehmen zu verzeichnen gewesen sei. Nach wie vor sind allerdings solche mit einem Jahresumsatz von 500 Millionen Dollar oder weniger am meisten betroffen. Damit sind Nebenwerte besonders bedroht. Wir haben dir bereits die enormen Chancen von Nebenwerten erläutert. Allerdings gilt das, wie du auch hier wieder siehst, nur für die Gesamtgruppe, aber niemals für jedes einzelne Unternehmen. Wenn du auf Nebenwerte (Small Caps) setzen möchtest, sind ETFs die erste Wahl.

Tipp: Schau dir gleich unseren Seite zu Small-Cap-Aktien an. Danach solltest du auch einen Blick auf die allgemeine Smart-Beta-ETF-Seite werfen.

Mit ETFs vermeidest du das Zombie-Fiasko

Mit Einzelaktien kannst du immer Gefahr laufen, auf ein Zombie-Unternehmen hereinzufallen. Besonders bei Nebenwerten droht dieses Damoklesschwert. Ob bei Neben- oder Standardwerten, setze am besten auf ETFs. Natürlich kann da vielleicht auch mal der eine oder andere Zombie dabei sind, aber du investierst derart breit, dass diese nicht weiter ins Gewicht fällt, da sie im schlimmsten Fall einen sehr kleinen Anteil ausmachen und ihnen gegenüber auch die Kursraketen dabei sind, die gut gegensteuern können.

Grüner Etikettenschwindel?

Ein harter Themenwechsel, aber dennoch in der Kategorie „Investieren in Luftschlösser“, passt der Komplex rund um „Green-Bleaching“. Das Wort „Bleaching“ kennst du vielleicht vom Zahnarzt. Die Zähne werden aufgehellt und sollen damit weißer aussehen, das ist aber reine Optik, hat also keine tiefere Bedeutung. Beim „Green-Bleaching“ geht es um die Farbe Grün und der „Zahnarzt“ ist in diesem Fall ein Vermögensverwalter oder Asset Manager.

Der Begriff „Green Bleaching“ stammt aus der Finanzbranche und beschreibt das Verhalten von Vermögensverwaltern und Asset Managern, die Nachhaltigkeitsmerkmale ihrer Produkte nicht offen zu legen, um regulatorische Anforderungen zu umgehen und damit potenzielle rechtliche Risiken (Greenwashing) zu vermeiden.

Tipp: Erfahre mehr über nachhaltige Welt-ETFs.

Doch nicht dunkelgrün?

Wem nachhaltige Geldanlage besonders am Herzen liegt, für den dürften Artikel-9-Fonds in Frage kommen, denn jene gelten als „dunkelgrüne“ Fonds – also als besonders nachhaltig. Diese Fonds sollen dazu beitragen, dass Nachhaltigkeitsziele der UN nicht verletzt werden. Das Problem: Es hat sich gezeigt, dass einige dieser Fonds ihre Einstufung zu Artikel-8-Fonds („hellgrüne“ Fonds, die nicht so strenge Kriterien erfüllen müssen) geändert haben, nachdem die Regulierungsanforderungen und die Marktpraxis präzisiert wurden. Da die Anbieter dieser Fonds diesen Vorgaben nicht nachgehen konnten oder wollten, haben sie die Rolle rückwärts eingelegt. Wir haben also etliche Fälle von „Green Bleaching“ gesehen.

Wie kann ich echt nachhaltig anlegen?

Wenn du wirklich sicher gehen willst, streng nachhaltig anzulegen, dann kommen für dich sogenannte Impact-Investing infrage. Gemeint sind Investitionen in Unternehmen, Organisationen und Fonds, mit der gezielten Absicht, neben einer positiven finanziellen Rendite messbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft zu erzielen. Soziale und ökologische Aspekte stehen beim Impact-Investing ganz unmittelbar im Mittelpunkt des Interesses.

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Fazit: Vermeide Luftschlösser beim Investieren

Durch Green-Bleaching läufst du Gefahr, dass dein ETF doch nicht ganz so „dunkelgrün“ ist, wie zunächst angenommen. Hier wird sich der Markt sicher noch selbst aussieben. In wenigen Jahren sollte es also kein Problem sein, sich auf Artikel-9-Einstufungen verlassen zu können. Möchtest du in Sachen Nachhaltigkeit auf Nummer sicher gehen, bietet sich Impact-Investing an. Denn dann soll mit deinem Kapital gezielt etwas Positives im Sinne der Nachhaltigkeit geschaffen werden. Aber aus rein finanzieller Sicht, musst du dir keine Sorgen machen, wenn dein ETF von Artikel 9 auf 8 heruntergestuft wird. Ganz anders bei Zombie-Unternehmen, denn hierbei kann es dir richtig ans Geld gehen. Solche Unternehmen stehen so schlecht da, dass sie nur niedrige Kreditzinsen am Leben halten. Gerade einzelne Nebenwerte sind besonders von diesem Phänomen bedroht. Ob Nebenwerte oder Großkonzerne, mit breiten ETFs schaltest du das Risiko von Zombie-Unternehmen aus.