Gold entwickelte sich im ersten Quartal deutlich besser als andere Edelmetalle
Die ersten drei Monate des Jahres 2023 sind Geschichte und haben unter den Edelmetallen Gold, Silber, Platin und Palladium einen klaren Favoriten hervorgebracht. Mit 7,9 Prozent hat sich das gelbe Edelmetall am besten entwickelt.
Die Angst vor einer Rezession hat die Weißmetalle im ersten Quartal stark ausgebremst. Während Silber dank seines monetären Charakters noch ein Mini-Plus von 0,5 Prozent verbucht hat, haben die beiden Schwestermetalle Platin (-7,3 Prozent) und Palladium (-18,6 Prozent) im selben Zeitraum herbe Verluste erlitten. Dies war vor allem auf deren starke Abhängigkeit vom Automobilsektor zurückzuführen, schließlich wird viel Platin und Palladium vor allem in den Katalysatoren von Diesel- bzw. Benzinfahrzeugen verarbeitet. In besonders hohem Maße hängt der Palladiumpreis vom Wohl und Wehe der Autobranche ab, während Platin auch in anderen Branchen wie zum Beispiel Schmuck eine wichtige Rolle spielt.
Was macht Silber – die kleine Schwester von Gold?
Bei Silber können die Rezessionssorgen etwas gelassener betrachtet werden, da ungefähr die Hälfte der Silbernachfrage von Investoren generiert wird, die im Zuge der internationalen Bankenkrise das Edelmetall verstärkt als „sicheren Hafen“ schätzen dürften. Außerdem kann die industrielle Silbernachfrage als ausgesprochen vielschichtig eingeordnet werden, schließlich kommt dieses Edelmetall dank seiner physikalischen und antibiotischen Eigenschaften in den unterschiedlichsten Branchen zum Einsatz. Darunter befinden sich einige mit markantem Wachstumspotenzial. So kommt zum Beispiel in Elektrofahrzeugen deutlich mehr Silber zum Einsatz als in Autos mit konventionellem Antrieb. Auch in der Photovoltaikbranche stellt Silber eine wichtige Komponente dar. Diese beiden Anwendungsgebiete verzeichnen aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und dem Streben demokratischer Industrienationen, ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern – die meist in autokratisch geführten Staaten gefördert werden – zu reduzieren, eine steigende Nachfrage.
Gold und Silber bevorzugen
Geldanleger sollten in der gegenwärtigen Nachrichtenlage aus folgenden Gründen die beiden Edelmetalle Gold und Silber bevorzugen. Aufgrund der nach wie vor schwelenden Bankenkrise haben Gold und Silber den großen Vorteil als globale Krisenwährungen zu fungieren – die eine mehr (Gold) und die andere weniger (Silber). Insbesondere Gold überzeugt zudem durch seine enorme Liquidität und seine relativ geringe Volatilität. Dies lässt sich besonders gut an der historischen Kursschwankungsintensität (Vola) der vergangenen 250 Tage ablesen. Während diese Risikokennzahl bei Silber, Platin und Palladium Werte zwischen 37 und 58 Prozent aufweist, gilt der Goldpreis mit 18,4 Prozent als erheblich risikoärmer. Ein Vermögensschutz mit relativ geringen Schwankungen spricht daher vor allem für ein Goldinvestment, zumal in der gegenwärtigen Marktlage selbst breit diversifizierte Aktienindizes wie der S&P-500 mit 28 Prozent eine erheblich höhere 250-Tage-Volatilität aufweisen als Gold.
Als besonders interessanter Begleitumstand sind aber vor allem folgende Eigenschaften des gelben Edelmetalls anzusehen. Erstens: Seine negative Korrelation gegenüber Aktienmärkten und dem Dollar. Zweitens: Sein nicht existierendes Kontrahentenrisiko, wodurch Diskussionen um die Sicherheit von Bankguthaben oder die Notwendigkeit von Einlagensicherungssystemen überflüssig werden.
Fazit: Auf Goldinvestments sollte daher kein Anleger verzichten, schließlich vertrauen auch immer mehr Notenbanken auf diese Form der Absicherung. Physisch besicherte Gold-ETCs wie Euwax Gold II (WKN: EWG2LD) stellen eine kostengünstige Möglichkeit dar, physisch hinterlegtes Gold mit Lieferanspruch zu erwerben. Einziger Wermutstropfen: Mit Blick auf das Kontrahentenrisiko verbleibt ein gewisses Restrisiko, schließlich muss man darauf vertrauen, dass Gold auch korrekt hinterlegt wird und das Lieferversprechen bei Bedarf auch tatsächlich eingelöst wird.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Krisen und anstehende Zinssenkungen. Gold steht wieder im Fokus. Michael Geister, Vertriebsleiter der deutschsprachigen Region bei HANetf, gibt Antworten.