KI-Aktien konnten in der jüngeren Vergangenheit ordentlich abräumen, man denke nur an Nvidia. Ist jetzt Vorsicht geboten?
In den USA nimmt die Gesamtinflation derweil ab, Zinssenkungen im Jahr 2023 sind aber äußerst unwahrscheinlich. Die Einigung bezüglich der Schuldenobergrenze in den USA hat an den Finanzmärkten nur zu begrenzten Reaktionen geführt, da sie weitgehend erwartet worden war. Der Wegfall der Unsicherheit wird jedoch positiv bewertet.
KI-Aktien im Mittelpunkt
An den Aktienmärkten stand die jüngste Rallye bei Aktien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) im Fokus. Sie ließ die Marktkapitalisierung von Nvidia auf eine Billion US-Dollar steigen und machte das Unternehmen zum fünftgrößten US-Wert. Die Kursentwicklung von KI-Aktien war in den vergangenen Wochen blasenartig. Der Hype ist aber so groß, dass eine gegenteilige Meinung riskant erscheint.
Auf makroökonomischer Ebene könnte der zunehmende Einsatz von KI zum Wegfall einiger Arbeitsplätze führen. Wie bei anderen Technologien werden aber wahrscheinlich auch neue Jobs entstehen. Mittel- bis längerfristig wird die Technologie als inflationshemmend angesehen. Kurzfristig scheint die Preisentwicklung jedoch eher von den Aussichten für die Löhne und andere Kostenfaktoren bestimmt zu werden.
In diesem Zusammenhang ist eine weitere Abschwächung der Gesamtinflation im Mai wahrscheinlich. Die Prognosen für das Wachstum der US-Kernpreiseliegen aber weiterhin bei über fünf Prozent. Sollte dies der Fall sein und der US-Arbeitsmarkt nur wenige Anzeichen einer Verlangsamung aufweisen, dürfte der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) den Leitzins im Juni oder Juli erneut anheben und den effektiven Leitzins auf 5,35 Prozent erhöhen.
Im Moment scheinen Zinssenkungen im Jahr 2023 äußerst unwahrscheinlich. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Straffung der Geldpolitik im weiteren Jahresverlauf allmählich auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken wird. Dadurch dürfte sich der Preisdruck weiter abschwächen. Wenn die Inflation unter drei Prozent sinkt, könnte es 2024 zu bedeutenden Zinssenkungen kommen. Denn die Geldpolitik ist jetzt schon sehr restriktiv.
In den vergangenen Monaten tendierten die Kurse vieler Vermögenswerte seitwärts. In einem solchen Umfeld ist es wichtig, strukturelle Themen zu identifizieren und sich entsprechend zu positionieren. So haben wir eine Short-Position bei japanischen Renditen, eine bearishe Einschätzung des britischen Pfunds und Long-Positionen in vorrangigen Bankschuldtiteln der Eurozone und ausgewählten Staatsanleihen wie Rumänien.“
Über den Autor: Mark Dowding
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
Autor Redaktion
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