6. April 2021
ESG und Emerging Markets – zwei Megatrends mit gemeinsamer Zukunft.

ESG und Emerging Markets – zwei Megatrends mit gemeinsamer Zukunft

Experten sind sich sicher: Das Thema Nachhaltigkeit (ESG) soll ein treibender Faktor der kommenden Jahre sein. Dies gelte gerade in Bezug auf Schwellenländer.

Die Summe des nach ESG-Kriterien – also mit Fokus auf Umweltschutz, sozialen Belangen sowie der Unternehmensführung – verwalteten weltweiten Vermögens ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen, und wird in diesem Jahr weiter an Fahrt aufnehmen. Da sich Aktien aus Schwellenländern nach den langfristigen Erwartungen von J.P. Morgan Asset Management deutlich dynamischer als Aktien aus Industriestaaten entwickeln dürften, bieten diese für Anleger wichtige Anlagechancen.

So ist nach Ansicht von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt, die Frage des nachhaltigen Investierens in Schwellenländern genau der Punkt, wo sich die zwei Megatrends des kommenden Jahrzehnts, also Nachhaltigkeit und Emerging Markets, treffen. „Für Anleger wird die Frage zunehmend relevant, ob sie angesichts der derzeit noch niedrigeren ESG-Standards in den Schwellenländern trotzdem in dieser Wachstumsregion investieren können“, erklärt der Kapitalmarktexperte, der in der Kombination beider Trends gute Renditechancen für langfristig orientierte Anleger sieht. 

Zwei Megatrends nehmen weiter Fahrt auf

Politische und regulatorische Initiativen haben insbesondere in Europa in diesem Jahr den Grundstein dafür gelegt, dass sich die Entwicklungen im Bereich nachhaltiger Anlagen beschleunigen. Dabei hat sich auf globaler Ebene die Summe der nach ESG-Kriterien beeinflussten Vermögen bereits in den letzten vier Jahren verdoppelt. Die Portfolios der Investoren dürften sich nach Einschätzung von Tilmann Galler in den kommenden Jahren massiv in Richtung Nachhaltigkeit verändern.

Auch die Schwellenländeraktien werden eine zunehmende Relevanz in den Anlegerportfolien bekommen. „Durch das dynamische Wachstum der Region rechnen wir in den nächsten zehn Jahren mit einem jährlichen Mehrertrag von 2,3 Prozent gegenüber Industrieländeraktien“, erklärt Tilmann Galler. 

Grafik: Veränderung der Sektorgewichtung im MSCI Emerging Markets
Gewichtung 2020 minus Gewichtung 2010 in Prozent

Quelle: MSCI, J.P. Morgan Asset Management. Stand der Daten 31. Dezember 2020

Nicht nur den Status Quo in Sachen ESG beachten

Investoren sollten bei ESG-Investments in Emerging Markets jedoch nicht nur auf den Status Quo schauen, sondern auch das Verbesserungspotential beachten. Ein gutes Beispiel hierfür seien die Umweltpolitik und Sozialstandards. Demnach kommen zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen inzwischen aus den Emerging Markets. Trotz Ankündigung zahlreicher Schwellenländer, in 30 bis 40 Jahren die CO2-Neutralität zu erreichen, bleibe die Gefahr, dass Regierungen sich gegen Veränderungen sträubten, wenn sie diese als Hindernis für das BIP- und Einkommenswachstum wahrnehmen. Schwellenländerunternehmen hingegen, die Teil einer internationalen Lieferkette seien, würden ihre Standards jedoch verbessern müssen, weil die großen multinationalen Unternehmen beginnen, ihre Wertschöpfungsketten nach ESG-Kriterien zu optimieren. „Unternehmen, die sich nicht anpassen, haben im globalen Wettbewerb einen erheblichen Nachteil. Wir erwarten daher, dass der Übergang in vielen Fällen auf Unternehmensebene schneller vonstattengehen wird als in der Regierungspolitik“, analysiert Galler.  

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Ein weiterer Aspekt sei der Strukturwandel. Durch den wachsenden Wohlstand steige auch der Anteil der Dienstleistungen an der Wertschöpfung. Das werde bereits durch den deutlichen Rückgang der Gewichtung von CO2-intensiven Sektoren wie Energie, Rohstoffe und Industrie im MSCI Emerging Markets Index in den letzten 10 Jahren reflektiert.

Intensiver Austausch mit Unternehmen nötig

Governance-Themen wie Regulierung, Korruption, Transparenz und die Rechte der Aktionäre stellen aus Sicht des Marktexperten seit langem wichtige Erwägungen für Anleger in Schwellenländern dar. Eine Aktienanlage in Schwellenländern bedeute in der Regel, dass Investoren eine Minderheitsbeteiligung halten. Der Streubesitz-Anteil im MSCI Emerging Markets beträgt lediglich 50 Prozent, im Vergleich zu fast 90 Prozent in den Industrieländern. „Das Risiko für Anleger besteht darin, dass die Unternehmensführung nicht nur wirtschaftliche Ziele verfolgt. Enge Beziehungen zu Regierungsvertretern beispielsweise beeinträchtigen die Bemühungen, wettbewerbswidrige Praktiken, Korruption und Bestechung zu bekämpfen und Aktionärsrechte zu schützen. Ein intensiver Austausch mit den Unternehmen ist deshalb von entscheidender Bedeutung, um ein klareres Bild in Bezug auf den Einsatz des Managements zur Verbesserung der Unternehmensführung zu erhalten“, kommentiert Galler. 

Bei der Anlage kommt es auf die aktive Auswahl an

Schwellenländer seien demnach weder auf Länder- noch auf Unternehmensebene homogen. „Selektivität ist letztendlich das Gebot der Stunde. Wachstum und Nachhaltigkeit können jedoch durch sorgfältige Unternehmensanalysen in Einklang gebracht werden“, erklärt Tilmann Galler. Es gebe inzwischen eine große Anzahl von Unternehmen, die von schnellem Wachstum in ihren lokalen Märkten profitierten, jedoch gleichzeitig im Bewusstsein agierten, globale ESG-Standards erfüllen zu wollen. „Der Spielraum für Verbesserungen in Bezug auf nachhaltige Ergebnisse ist erheblich. Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren in dieser Anlageklasse bietet umfangreiche Renditechancen für langfristig orientierte Anleger“, sagt Galler.

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