Digitale Gesundheit – ein Wachstumsmarkt?
Die Coronapandemie hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung auch im Bereich der Gesundheit ist. Doch auch darüber hinaus ist der Sektor E-Health ein Wachstumsmarkt. Wie Anleger profitieren können – in doppelter Hinsicht.
Es war 2013, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama den inzwischen historischen Satz „Das Internet ist für uns alle Neuland“ sagte. Hohn und Spott waren ihr sicher, doch was den Zustand der Digitalisierung in Deutschland anging, hatte sie damit ins Schwarze getroffen.
Und daran hat sich auch bis heute, wir schreiben Ende 2022, längst nicht so viel geändert, wie es möglich wäre. Noch immer müssen wir insbesondere bürokratischen Papierkram analog erledigen, uns Zeit und Ressourcen nehmen, die wir mit digitalen Prozessen einsparen könnten. In einigen Bereichen sind wir seit 2013 ein gutes Stück vorangekommen, in anderen herrscht noch immer Nachholbedarf.
Coronapandemie als Treiber der Digitalisierung
2020 hat mit dem Ausbruch der Coronapandemie eine Katastrophe globalen Ausmaßes gesehen, die uns auch jetzt noch nachhaltig beschäftigt. Die Welt ist nicht mehr dieselbe wie 2019 – das klingt polemisch, ist aber wahr. Nicht alle Veränderungen sind aber negativ. Die Digitalisierung ist in einem Tempo vorangeschritten, das wir ohne die Pandemie in Deutschland so wohl nicht erlebt hätten. Das gilt vor allem im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens – immerhin Dreh- und Angelpunkt der vergangenen drei Jahre.
Doch was bedeutet Digitalisierung des Gesundheitswesens oder E-Health?
Und wie kannst du nicht nur als Patient, sondern auch als Anleger davon profitieren?
Zunächst erscheint die Vorstellung, die Gesundheit zu digitalisieren, recht abstrakt. Wir sind schließlich keine Roboter. Doch vielleicht hast du selbst während der vergangenen drei Jahre schon davon profitiert – etwa von einer Videosprechstunde oder einer elektronischen Krankschreibung, ohne dass du erst bei deinem Arzt in der Praxis vorstellig werden musstest. Wer mit Covid-19 in Isolation musste, hatte auch keine andere Wahl – und so führte auch kein Weg mehr an der elektronischen Krankschreibung vorbei.
Unsere Krankenkassenkarte ist schon länger digital und auch die elektronische Patientenakte ist seit Anfang 2021 Realität. So können Ärzte und anderes medizinisches Fach- personal schnell auf wichtige Daten von Patientinnen und Patienten zugreifen und relevante Informationen er- halten. Insbesondere in Notfallsituationen ein Riesenvorteil. Hinzu kommt die Tatsache, dass wir eine alternde Gesellschaft sind und immer mehr Menschen an chronischen Krankheiten wie etwa Diabetes oder Migräne leiden. Sie brauchen die notwendigen Strukturen, um auch im Notfall ihre Medikamente erhalten zu können. Und das auch ohne erst einen Termin beim Arzt zu vereinbaren oder einen Weg in Kauf nehmen zu müssen, der im Ernstfall nicht gemacht werden kann – dafür wird seit dem 1. September 2022 stufenweise das E-Rezept in Deutschland eingeführt.
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Prävention von Krankheiten
Doch das ist längst nicht alles. Ärzte und Forscher versprechen sich von der Digitalisierung der Gesundheit auch einen Fortschritt bei Prävention und Bekämpfung vieler Krankheiten – und das sogar mit Ihrer indirekten Mithilfe. Hast du beispielsweise eine Smartwatch? Für viele von uns dient sie als Verlängerung des Smartphones – zum Annehmen von Telefonaten, Lesen von Nachrichten oder Hören von Musik, vielleicht auch zum Pulsmessen und Schrittzählen. Moderne Geräte können aber längst mehr – etwa den Blutdruck messen oder ein ganz einfaches EKG schreiben. Natürlich sind diese Funktionen nicht vergleichbar mit denen der Geräte beim Arzt – aber einen ersten Hinweis auf ein mögliches Problem können sie liefern und so im Ernstfall sogar Leben retten. Laut der Deutschen Herzstiftung hat etwa die Apple Watch bei Patienten mit Vorhofflimmern und mit Sinusrhythmus eine 95-prozentige Übereinstimmung zwischen dem EKG der Ärzte und dem der Smartwatch gezeigt. Eine ärztliche Betreuung ersetzen die Uhren natürlich nicht und wer mit der Watch ein Problem erkennt, sollte sich unbedingt ohne zu zögern mit einem Arzt in Verbindung setzen.
Auch Gesundheitsapps kommen in immer größerer Zahl auf den Markt. Mit ihnen können Patientinnen und Patienten beispielsweise Blutzuckerwerte dokumentieren oder sich daran erinnern lassen, Medikamente einzunehmen. Bei Apps, die als „digitale Gesundheitsanwendungen“, kurz „DiGA“ gelten, bezahlt die Nutzung dank des Digitale- Versorgung-Gesetzes sogar die Krankenkasse. Dazu müssen jedoch einige Bedingungen erfüllt sein.
Gesundheit für das Portfolio
Kein Wunder also, dass auch die Finanzbranche den Sektor Digitale Gesundheit für sich entdeckt hat. Hier steckt noch viel unausgeschöpftes Potenzial, nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern auch global gesehen.
Ein junger ETF, der diesem Trend Rechnung trägt, ist der Fidelity Digital Health UCITS ETF (WKN: A3DNZJ). Der ETF enthält 50 Positionen, die auf die Verwaltung von Gesundheitsdaten, vernetzte Gesundheitsausrüstungen, chirurgische Robotik, Telemedizin und andere technologiegestützte Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen setzen. Mit 77,33 Prozent liegt der Schwerpunkt der enthaltenen Unternehmen ganz klar auf den Vereinigten Staaten von Amerika, Europa ist mit 9,54 Prozent vertreten, der Rest teilt sich auf die Pazifikregion und Asien auf. Der ETF wurde erst im August 2022 aufgelegt, hatte also noch keine Zeit, sich zu beweisen. Mit einer Fondsgröße von 4,64 Millionen Euro ist er derzeit auch noch überschaubar.
Etwas älter, aber ähnlich klein ist der Global X Telemedicine & Digital Health UCITS ETF (WKN: A2QKQ1), dessen 38 Positionen zur Digitalisierung des Gesundheitssektors beitragen. Hier ist der USA-Schwerpunkt mit 88 Prozent noch deutlicher, es folgen Asien mit 9,93 Prozent und Europa mit 1,91 Prozent. Der ETF wurde im Dezember 2020 aufgelegt und hat seitdem 25,87 Prozent an Wert verloren.
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Fazit
Dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens wichtig ist, ist längst bei allen angekommen. In den nächsten Jahren wird hier noch viel passieren. Derzeit müssen Anlege- rinnen und Anleger noch Geduld haben und auf das Wachstum des Sektors vertrauen.