Die Suche nach Alternativen zu China
Die Investoren, die vor ein paar Jahren auf günstige Bewertung von russischen Aktien gesetzt hatten, mussten schmerzlich erfahren, wie sich das sogenannte Länderrisiko für eine Investition in der Praxis auswirken kann. Was sind die Alternativen zu China?
Nach den Sanktionen der westlichen Welt wurden die Wertpapiere Russlands mit direkten und/oder teils indirektem Bezug zu Russland nach deren Einmarsch in die Ukraine sanktioniert. Oder direkter ausgedrückt: Einfach nicht mehr gehandelt. Bei vielen Investoren liegen die Papiere seitdem wertlos im Portfolio – Totalverlust wahrscheinlich. Dabei lagen schon damals die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Gazprom und Co. in einem augenscheinlich sehr attraktiven, teils im einstelligen Bereich – günstige Schnäppchen auf den ersten Blick. Dies gilt aktuell auch für viele chinesische Aktien.
So stehen die Aktien in China
Der Hang Seng Index ist aktuell mit einem KGV von 7,9x bewertet und hat in den letzten fünf Jahren 35 Prozent verloren, seit Jahresbeginn allein knapp 13 Prozent. Der SSE Composite Index, also der wichtigste chinesische Index ohne Hong Kong, legte zwar immerhin 13,7 Prozent in den letzten fünf Jahren zu, aber der Shanghaier Index hat seit Anfang 2022 tendenziell auch eher verloren und muss auch im laufenden Jahr ein Minus von aktuell 2,25 Prozent verkraften. Mit einem KGV von 12,1x ist die Bewertung deutlich attraktiver als die 17x aus dem Frühjahr 2022. Die Bewertung fiel, weil die Kurse der meisten Aktien fielen, nachdem ausländische Investoren China aufgegeben haben.
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Das lag zum einen daran, dass der Aufschwung des Landes nach der Corona-Pandemie schnell wieder verpuffte und dass der geopolitische Druck, insbesondere aus den USA auf China stieg. Das Säbelrasseln um Taiwan zwischen den USA und China hatte wesentlich zur Verunsicherung der Investoren beigetragen, und da Kapital „ein scheues Reh ist“, reduzierten immer mehr internationale Investoren und Firmen ihre Engagements in China und suchten nach neuen Standorten für Ihre Investitionen in der asiatischen Region außerhalb Chinas / Taiwans.
Die Alternativen zu China
Alternativen fanden die Investoren zum Beispiel in Indien, Pakistan oder Vietnam. Das gilt sowohl für die Unternehmen, die Ihren Produktionsstandort verlegen, als auch für Kapitalanleger. Die meisten Aktienmärkte in den genannten Regionen reagierten bis dato freundlich. Entsprechend wird der indische Sensex zwar auch schon mit einem KGV von 24,3x bewertet, das heißt ein Teil des zukünftigen Wachstums ist dort bereits ordentlich eingepreist. Der Bombay Stock Exchange Index (SENSEX) konnte seit Jahresanfang 6,25 Prozent, der pakistanische Karachi Stock Index 100 sogar deutlich zweistellig (KGV 24.5x) und der Vietnam HoChiMinh Stock Index (KGV 15,2x) konnte seit Jahresanfang sogar 9,2 Prozent gewinnen.
Die entsprechenden Möglichkeiten mit ETFs in den genannten Märkten zu investieren haben wir nachfolgend zusammengestellt, wobei die Übersicht keine Empfehlung zum Kauf darstellen soll, sondern u.E. einen guten Überblick über die Investmentmöglichkeiten aufzeigt. Beim Blick auf die unterschiedlichen Performanceentwicklungen zeigt sich u.E. bereits, dass hier deutlich höhere Schwankungen in Kauf genommen werden müssen, was sich auch in den Bewertungen widerspiegelt. Zudem ist die Ausgestaltung der ETFs teilweise synthetisch, das heißt mit Swaps strukturiert (Stand: 13. November 2023).
Über den Autor Marc Gabriel
Marc Gabriel, CIIA®, CESGA® und Kundendirektor, Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve