Die Deutschen und die Börse: So verändert sich unser Verhältnis zum Investieren
Die Deutschen gelten als risikoscheues Volk von Sparern. Wir parken unser Vermögen lieber auf Konten und Sparbüchern, anstatt uns mit der Börse, Wertpapieren und anderen Anlageformen zu befassen. Ist das wirklich so?
Laut der DZ Bank ist das private Vermögen in Deutschland im vergangenen Jahr auf satte 7,7 Billionen Euro gewachsen und konnte somit im Vergleich zu 2020 um sieben Prozent zulegen. Einen Teil davon gab es an der Börse – 130 Milliarden Euro haben Privathaushalte in Deutschland in Form von Aktien, Fonds und Zertifikaten „verdient“.
Bewusstsein verändert sich
Laut der Studie liegt der Großteil des Vermögens allerdings immer noch in Bargeld und Einlagen mit 39,1 Prozent des Gesamtvermögens, darauf folgen Versicherungen mit 27,9 Prozent. In Investmentfonds sind 13 Prozent investiert, in Aktien 8,8 und in Zertifikate gerade mal ein Prozent. Der Rest verteilt sich auf Rentenpapiere und weitere Anlagen.
Dennoch nimmt die Anzahl der Börseninvestoren immer weiter zu. Im Jahr 2020 etwa waren laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts so viele Deutsche an der Börse investiert, wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Verglichen mit 2019 stieg die Anzahl der Aktionäre um 2,7 Millionen auf insgesamt 12,4 Millionen Menschen in Deutschland.
Junge Leute stürmen den Aktienmarkt
Eins sticht dabei besonders ins Auge: Insbesondere die Generation U30 wendet sich immer mehr Spar- und Investitionsmöglichkeiten jenseits von Tagesgeldkonto und Sparbuch zu. 2020 stiegen knapp 600.000 junge Menschen in den Börsenhandel ein – 67 Prozent mehr als noch 2019. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Für Sparguthaben gibt es keine Zinsen mehr, ab einem bestimmten Betrag fallen sogar Strafzinsen an. Es ist schlicht unmöglich, das Vermögen auf diese Art noch zu vermehren.
Dazu kommt die Sorge um die Altersvorsorge. Insbesondere ETFs haben sich als gute Möglichkeit erwiesen, um sich langfristig ein kleines oder auch größeres Vermögen aufzubauen und sind daher eine sinnvolle Ergänzung zur Rentenplanung.
Investieren wird Mainstream
Während Corona konnte weit weniger Geld für Urlaube, Restaurantbesuche und andere Vergnügen ausgegeben werden, laut der DZ Bank lag die Sparquote in Deutschland dadurch bei 16 Prozent – ein historischer Wert. Ein Teil dieses Geldes floss auch in Aktien und Co. Einfach gemacht wird der Börsengang durch Neobroker und Apps, die mit niedrigen Gebühren und simpler Handhabung vor allem bei den jüngeren Generationen punkten können.
Dazu kommt die Zunahme an Finanz-Influencern in den sozialen Medien. Sie bereiten komplexe Themen zielgruppengerecht auf, informieren und geben Nutzerinnen und Nutzern auf Plattformen wie YouTube und Instagram den Austausch mit Gleichgesinnten.
Börse: Kein Home Bias mehr
Doch auch die Aktienauswahl hat sich verändert. Während Anleger über 66 fast ausschließlich auf deutsche Unternehmen setzen, schauen jüngere Investorinnen und Investoren über die Grenzen hinaus in den Rest Europas, die USA und nach China. Laut Börse Online gehören zu den Top-Aktien der Ü66 die Deutsche Telekom, Daimler, BASF und die Allianz, erst auf Platz 15 folgt schließlich Apple. Bei Anlegerinnen und Anlegern zwischen 18 und 25 hingegen liegt Apple auf Platz 1, gefolgt von SAP, Microsoft und BASF.
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ETFs werden immer beliebter
Ebenfalls steigt aber das Bewusstsein, dass Investments in Einzelaktien risikoreich und aktiv gemanagte Fonds teuer sind. Keine Überraschung also, dass ETFs in Deutschland immer beliebter werden. Laut einer Untersuchung von Statista lag das verwaltete ETF-Vermögen in Deutschland 2020 bei über 168 Milliarden Euro – im Vergleich dazu lag es zehn Jahre zuvor noch bei 68 Milliarden.
ETFs sind preiswert und einfach handelbar und halten Verlustrisiken durch die breite Streuung in viele Unternehmensanteile gering. Anlegerinnen und Anleger müssen keine Börsenprofis sein, um von ihr zu profitieren. Und so ist zu erwarten, dass das Interesse an ETFs auch in diesem Jahr weiter steigt und mehr Menschen in Deutschland somit den Sprung an die Börse wagen.
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