Deshalb gilt es für den Finanzmarkt, die Hausaufgaben zu machen
Es bringt gar nichts, wenn einer seine Hausaufgaben macht, der Rest aber nicht und dann alle nachsitzen müssen. Ähnliches ist am Finanzmarkt geschehen.
Aber fangen wir dort an, wo alles begann – im Jahr 2008, als uns Gier, mangelnde Aufsicht und Fehlverhalten in der Politik in die bisher größte Finanzkrise der jüngsten Zeit stürzten. Eine Finanzkrise, die sich „eigentlich“ über Jahre anbahnte und mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte. Hierzu kam es primär, da in einem bereits völlig überhitzten Immobilienmarkt Banker jede Finanzierung ohne jegliche Bonitätsprüfung gelten ließen und sich vielfach Banken diesem Procedere angeschlossen haben. Am Ende musste das Finanzministerium, die Fed und auch andere Banken aushelfen, um weitere Pleiten abzuwenden. So übernahm damals JP Morgan die angeschlagene Investmentbank Bear Stearns, mit nicht unerheblicher finanzieller Unterstützung der Regierung.
Finanzmarkt im Brennpunkt
Die Auswirkungen dieser Finanzkrise sind bis heute zu spüren. Mal ganz davon abgesehen, dass vielfach Anleger geschädigt wurden, gerieten die Märkte in eine tiefe Rezession. Es folgten Jahre von zunächst sinkenden Zinsen, bis hin zu einer langen Phase der Nullzinspolitik und sogar Negativzinsen. Es prägte sich die Bedeutung von „too big to fail“ ein, wonach Marktteilnehmer, also Banken, Versicherungen und andere Finanzinstitute bezeichnet werden, deren Insolvenz derartig gravierende Auswirkungen auf die internationale Wirtschaft haben, dass deren Ausfall zu verhindern ist.
Die Europäische Kommission legte infolgedessen 2016 umfassende Reformvorschläge vor, die unter anderem als Basel III bekannt wurden, um sich zukünftig vor derartigen Ausfällen zu schützen. Dabei ging es beispielsweise um die Quote für die stabile langfristige Refinanzierung, die verbindlichen Mindestwerte für die Eigenmittelquote im Bankwesen und natürlich auch um Vorgaben zu Markt- und Kontrahentenausfallrisiken.
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EU bemüht in Sachen Finanzmarkt
Die EU war bemüht ihre Hausaufgaben zu machen, um vor einer erneuten Finanzkrise im Bankensystem zu schützen. Im Ausland wurde Europa dafür fast belächelt, da die regulatorischen neuen Anforderungen die kleinen und mittelgroßen Institute gleichermaßen belasteten. Es mangelte an Flexibilität, die mit anderen Geschäftsmodellen, wie sie wahrscheinlich in der EU nicht möglich gewesen wären, in den USA jedoch über längere Zeit ausgeübt wurden. So das reine Kryptogeschäft der Signatur Bank und die Finanzierung von Start-up-Unternehmen der Silicon Valley Bank, wodurch eher von einer Vertrauenskrise als von einer Bankenkrise auszugehen war.
Die Fall der Credit Suisse
Doch mit der „Rettung“ der Credit Suisse wiederholen sich schon eher Strukturen und Abläufe, die Parallelen von „too big to fail“ aufweisen. Die Schieflage der Credit Suisse war ebenfalls über viele Jahre bekannt und die Stützung durch die Schweizer Regierung sowie die binnen weniger Stunden durchgewunkene Übernahme durch die UBS erinnern an die Bear Stearns JP Morgen „Fusion“. Somit entsteht in Europa eine Multi-Großbank namens UBS mit einem kranken Patienten auf der Intensivstation, der Credit Suisse heißt.
Wir können nur hoffen, dass auch das Ausland zügig beginnt seine Hausaufgaben zu machen, damit ein weltweites Banken-Beben ausbleibt und wir nicht alle nachsitzen müssen.
Über die Autorin: Petra Ahrens
Petra Ahrens ist Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln
Autor Redaktion
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