Auswirkungen der Wahlen – das sollten Anleger nun beachten
Frankreich und Großbritannien haben schon gewählt. In den USA stehen die Wahlen noch an. Das sollten Anleger jetzt dazu wissen.
In den USA lagen die Gesamt- und die Kerninflation im Juni mit 3,0 Prozent bzw. 3,3 Prozent unter den Erwartungen, aber immer noch über dem 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Marktteilnehmer gehen aktuell von zwei Zinssenkungen in diesem Jahraus, während sie vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten mit „höchstens“ zwei Zinsschritten gerechnet hatten.
Wir sind der Meinung, dass sie zu stark auf die guten Inflationsdaten reagieren. Sie könnten leicht politische sowie globale Handelsrisiken übersehen, die den Rückgang der Teuerung zurück auf 2 Prozent erheblich beeinträchtigen können. Die Arbeitslosenquote ist im historischen Vergleich nach wie vor niedrig und die Aktivitäten im Dienstleistungssektor sowie im verarbeitenden Gewerbe deuten weiterhin auf Wachstum hin. Die derzeitige Wirtschaftslage rechtfertigt unserer Meinung nach weder dringende noch aggressive Zinssenkungen.
Unterschätzte Risiken für die Lieferketten
Sollte die Fed zu dem Schluss kommen, dass die wirtschaftlichen Bedingungen einen niedrigeren Leitzins als die derzeitigen 5,25 bis 5,50 Prozent rechtfertigen, könnte sich das Zeitfenster für eine solche Senkung bald schließen. Donald Trump dürfte im Falle eines Sieges bei den Präsidentschaftswahlen im November mit seiner Agenda einer protektionistischeren Politik und höheren Zöllen den Abwärtstrend bei der Inflation umkehren. Ein solches Szenario würde die Lieferketten weiter beeinträchtigen. Seit November 2023 haben sich die Frachtkosten bereits fast vervierfacht.
Die Märkte unterschätzen möglicherweise die Risiken dieser höheren Frachtkosten, die durch geopolitische Spannungen rund um den Suezkanal verursacht werden. Hohe Transportkosten führen zu steigenden Produktionskosten und schließlich zu Aufwärtsdruck auf die Einzelhandelspreise. Die Situation erinnert an die inflationären Auswirkungen der pandemiebedingten Lieferkettenprobleme. Die Inflation könnte daher bis zum Jahresende wieder ansteigen.
Kurzfristig suchen die Märkte nach neuen Katalysatoren, da eine sanfte Landung und ein geldpolitischer Lockerungszyklus bereits eingepreist sind. Es könnte jedoch schwierig werden, diese zu finden, wenn sich die Inflationsrisiken als wesentlich erweisen und einen Schwenk der Fed zu deutlich niedrigeren Zinssätzen hinausschieben.
Der Blick auf die US-Wahlen
Sollten die Demokraten die US-Präsidentschaftswahl gewinnen, dürfte das Thema „saubere Energie“ längerfristig Chancen für Anleger bieten. Die Demokraten setzen sich konsequent für die Energiewende ein. Es ist zu erwarten, dass der Trend zu umfangreichen staatlichen Investitionen und Anreizen für eine saubere Energieinfrastruktur anhalten wird, der bereits während der aktuellen Amtszeit Joe Bidens zu beobachten war. Ein Beispiel dafür ist der Inflation Reduction Act (IRA), mit dem 369 Milliarden US-Dollar für Initiativen im Bereich sauberer Energie bereitgestellt wurden. Der IRA zielt darauf ab, Treibhausgasemissionen zu senken, Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen und eine nachhaltige Energiewirtschaft zu fördern.
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Andererseits würde ein Sieg der Republikaner zu verstärkten Investitionen in die Infrastrukturführen, um das Reshoring und die Verteidigung weiter zu fördern. Historisch gesehen bevorzugen republikanische Regierungen höhere Verteidigungsausgaben. Das zeigen Vorschläge wie der Plan von Senator Roger Wicker, der eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorsieht und den Verteidigungshaushalt im Fiskaljahr 2025 um 55 Milliarden US-Dollar erhöhen würde.
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Auch jenseits von Wahlszenarien und über längere Zeiträume hinweg dient der Technologiesektor weiterhin als Katalysator für die Märkte. Die jüngsten Fortschritte, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI), haben das Potenzial, Produktivitätssteigerungen und Effizienz in verschiedenen Sektoren zu fördern.
Wahlen in Frankreich und Großbritannien – Auftrieb für saubere Energien und Infrastruktur
In Europa sind eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben, eine strengere Einwanderungspolitik sowie ein verstärkter Fokus auf Technologie und Energiesicherheit die Folgen der jüngsten Wahlen in Großbritannien und Frankreich.
In Frankreich könnte der überraschende Sieg der linken Nouveau Front Populaire (NFP) bei den Parlamentswahlen den Bereich Infrastruktur fördern und das Thema Klimaschutz stärker in den Vordergrund stellen. Die NFP unterstützt einen umfassenden Ansatz für die Infrastrukturentwicklung, einen starken Vorstoß für erneuerbare Energien und eine vorsichtige, aber strategische Nutzung der Kernenergie zur Erreichung der Klimaziele. Zu den wichtigsten Initiativen gehören die Modernisierung des Schienennetzes, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und eine deutliche Erhöhung der Investitionen in Solar- und Windenergiekapazitäten.
Im Vereinigten Königreich sorgt der Wahlsieg von Keir Starmer von der Labour Party für ein stabil scheinendes politisches Umfeld, das von den Märkten als eher positiv wahrgenommen wird. Die Mitte-Links-Labour-Regierung plant erhebliche Investitionen in saubere Energie durch die Gründung von Great British Energy, einem neuen Unternehmen in öffentlichem Besitz. Darüber hinaus hat die Labour-Regierung öffentliche Investitionen in Höhe von bis zu 500 Millionen Pfund pro Jahr in kohlenstoffarme Industrien wie Wind- und Solarenergiesowie Kohlenstoffabscheidung ab 2026 angekündigt. Auch Infrastrukturreformen stehen auf der Tagesordnung. Es ist geplant, den Bau von Infrastrukturen für saubere Energien und von Wohnungen zu beschleunigen.
Über die Autorin: Morgane Delledonne
Morgane Delledonne, Head of Investment Strategy von Global X