Trump wird wohl wieder US-Präsident: Wie reagiert die Börse?
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Donald Trump wieder US-Präsident. Was bedeutet das für dich als Anleger?
Glaubt man den Buchmachern, ist die US-Wahl schon gelaufen. So makaber es klingen mag, aber das Attentat auf Donald Trump dürfte seine Favoritenrolle stärken. Denn Instinktpolitiker Trump hat ein Bild geschaffen, das ihm mit großer Wahrscheinlichkeit die notwendigen Stimmen sichert, um US-Präsident zu werden, wie viele Beobachter kommentieren.
Wie wird die Börse auf Trump reagieren?
„Die Börse wird eine erneute Präsidentschaft Trumps wie schon beim ersten Mal wenig emotional, sondern sehr pragmatisch beurteilen“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest. „Und da stehen die Chancen auf einen gut laufenden Aktienmarkt nicht schlecht.“ Bei der letzten Wahl Trumps kletterten auch die Aktienkurse. Auch der Bitcoin ist jüngst wieder angesprungen, auch aufgrund Trumps positiver Einstellung zur Kryptowährung.
Ist die Trump-Wahl nur noch Formsache?
Bis zu den Wahlen am 5. November fließt noch viel Wasser den Mississippi herunter. Und auf Seiten der Demokratischen Partei ist noch nicht einmal hundert Prozent klar, wer antreten wird, am wahrscheinlichsten wird es Joe Biden weiterhin probieren. Doch die jüngsten Ereignisse rund um das Attentat auf einer Wahlkampfveranstaltung hat Trumps Position gestärkt. „Wo andere sich weggeduckt hätten, hat er ein ikonisches Bild geschaffen, das sicherlich mit wahlentscheidend werden wird“, so Bente.
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„Wir waren schon längere Zeit der Auffassung, dass seine Wahlchancen bedeutend besser sind als die von Biden.“ Doch jetzt ist die Sache ausgemacht: „Wir legen uns jetzt fest: Die Wahl ist entschieden, Donald Trump wird Präsident“, sagt Bente. „Dementsprechend ist es wichtig zu schauen, welche Konsequenzen dies für Wirtschaft und Aktienmarkt haben wird.“
Was wissen wir über Trump?
Die erste Präsidentschaft von Trump war eine positive Überraschung für den Aktienmarkt: „Die Steuerreform war aus Wirtschafts- und Aktienmarktsicht sehr vorteilhaft“, so Bente. „Und auf der anderen Seite hat er keinen großen Krieg angezettelt, was viele erwartet hatten.“ Und auch wenn dies für die zweite Amtszeit ebenfalls nicht zu erwarten sei: „Es gibt es zwei Problembereiche, die potenziell zu Gefahren für den Aktienmarkt führen können“, sagt Bente.
Kann keiner Trump einschätzen?
So werde ein Präsident Trump den zentralen bullishen Faktor mit der Steuerreform nicht wiederholen können. „Zudem steigt aus unserer Sicht die Gefahr potenzieller Unfälle, etwa Fehleinschätzungen anderer Regierungen und Diktatoren zu seinem Verhalten“, sagt Bente: Es wird wohl unter keinem US-Präsidenten der Beistand für Taiwan so fraglich sein wie unter Trump. Das wiederum könnte den chinesischen Präsidenten Xi ermutigen, den Versuch einer Wiedereingliederung Taiwans zu starten.
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„Wie auch immer sich die USA am Ende entscheiden würden, hätte das sicherlich sehr dramatische Konsequenzen für die Volkswirtschaften weltweit und für die Aktienmärkte“, sagt Bente. „Selbst eine Seeblockade Taiwans würde aufgrund der hohen Bedeutung im Halbleiterbereich zu weltweiten Konsequenzen führen, rezessive Tendenzen wären dann wohl unvermeidbar.“ Das ist als das große Risiko der zweiten Präsidentschaft Trumps zu sehen.
Das Twitterrisiko und die Vola
Ansonsten liege die Gefahren vor allem in der Persönlichkeit Trumps: Seine erste Präsidentschaft war von vielen emotionalen Eruptionen geprägt, die über Twitter in die Welt gesendet wurden und die regelmäßig zu Volatilität an den Aktienmärkten, wenn auch nicht zu großen Zusammenbrüchen, geführt haben. „Dies wird sicher zu deutlich höherer Volatilität am Aktienmarkt führen als unter Biden“, sagt Bente. Damit steigt die Notwendigkeit zu aktivem Risikomanagement, zumal drittens auch der Weg der Deglobalisierung weiter forciert werden wird. „Diese Entwicklung wird sich unter Trump beschleunigen und die strukturellen Inflationskräfte fördern“, sagt Bente. „Deshalb wird es unter einem Präsidenten Trump eine zweite Inflationswelle geben.“ Das wiederum birgt die Gefahr steigender Zinsen und damit wieder mehr Unsicherheit an den Aktienmärkten, mehr Volatilität.
„Wir sehen also gleich zwei volatilitätsbegünstigende Faktoren“, sagt Bente. „Zum einen die Persönlichkeit Trumps, sein Twitterrisiko.“ Dazu kommt das weitere Begünstigen der strukturellen Inflation. „Und wir sehen einen großen schwarzen Schwan, ein großes Risiko, wenn nämlich China sich durch Trump ermutigt fühlen sollte, Taiwan zu attackieren“, so Bente. „Wenn das ausbleibt, besteht durchaus die Chance für eine volatile Entwicklung, die vielleicht doch wieder auf einem höheren Aktienmarktniveau schließt als zu Beginn seiner Präsidentschaft.“ Im Falle des schwarzen Schwans ist das eher unwahrscheinlich.
US-Unternehmen wären die Gewinner unter Trump
Für Europa könnte es unter Trumps „America First“-Politik schwieriger werden. Die finanziellen und militärischen Risiken des Ukraine-Krieges dürften sich mehr nach Europa verlagern. Damit könnten erneut Handelsstreitigkeiten zwischen Washington und Brüssel geben, was der zarten Pflanze der aufkeimenden europäischen Wirtschaft abträglich sein könnte. „Gewinnt Trump die Wahl, wird er mit seiner Politik dort fortfahren, wo er vier Jahre zuvor aufgehört hat“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Das bedeutet weniger Multilateralismus, Deglobalisierung und vielleicht sogar ein regelrechter Handelskrieg mit Europa.“
Anleger sollten sich entsprechend positionieren: „US-Unternehmen dürften zu den Gewinnern gehören, den US-Aktienmarkt halten wir daher für attraktiv“, so Gerlinger. „Schon aus den vergangenen Krisen sind die Vereinigten Staaten besser herausgekommen als Europa, die Lücke weitet sich.“