Ausblick 2025: Was bietet das kommende Jahr für Anleger?
Nur noch wenige Wochen im alten Jahr, das neue steht in den Startlöchern. Das gibt uns den Anlass, in die Glaskugel zu blicken und den Ausblick 2025 zu wagen.
Ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. In den USA als auch in Deutschland stehen aber bereits in den ersten Monaten des neuen Jahres Regierungswechsel an. Sehen wir uns also die Aussichten für den US-amerikanischen, europäischen Aktienmarkt mit Schwerpunkt auf Deutschland sowie für Schwellenländer an. Wir schließen mit Anleihen.
2024 sei wohl das zweite Jahr, in dem die Aktienmärkte ein Plus von mehr als 20 Prozent sehen würden. Dennoch geht Vincenzo Vedda, Chief Investment Officer bei DWS, nicht von einer Blase an den Märkten aus. „Ich erwarte, dass es weiter aufwärts gehen wird.“ Allerdings sei die Gefahr für negative Überraschungen gestiegen. Der globale Wachstumstrend scheint intakt zu sein. Allerdings drohen auch Ereignisse, die alle samt Prognosen zur Makulatur machen können. „Die zunehmende Fragmentierung der Weltwirtschaft im Zuge geo- und handelspolitischer Auseinandersetzungen dürfte sich fortsetzen. Aus dem Ukraine- und auch dem Israelkonflikt entsteht das Risiko für weitere Eskalationen mit möglicherweise massiv negativen Auswirkungen auf Energiepreise, Konjunktur und Kapitalmärkte“, sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel. Sehen wir uns nun an, was Finanzexperten über die Aussichten in den großen Regionen denken.
Ausblick 2025: Die USA strotzen vor Kraft
„Höhere Gewinne, aber auch höhere Risiken für negative Überraschungen“ – so schätzt David Bianco, Chief Investment Officer USA bei DWS, die Aussichten für US-Aktien ein. Die Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump – insbesondere die angestrebten Maßnahmen zur Deregulierung und die Steuersenkungen – würden gut für die Entwicklung der Unternehmensgewinne sein. Das Gewinnwachstum für Unternehmen des S&P 500 dürfte 2025 bei zehn bis fünfzehn Prozent liegen. Technologieaktien dürften weiterhin zu den Kurstreibern gehören, aber auch Finanztitel, energieintensive Unternehmen und Versorger seien aussichtsreich. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die angekündigten Zölle nicht ausuferten und nur gezielt erhoben würden. „Per Saldo könnten sich die Effekte von Zöllen und Steuersenkungen in etwa ausgleichen“, so Bianco.
Den S&P 500 sieht er auf Sicht von zwölf Monaten bei 6.500 Punkten liegen. Die Bewertungen von US-Aktien dürften damit nach wie vor sehr hoch bleiben – ein erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,5, sei aber angesichts der Gewinndynamik und einer lang anhaltenden Expansion der Wirtschaft zu rechtfertigen: „Wir erwarten ein starkes, langanhaltendes Wachstum“, so Biancos Fazit.
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Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka Bank sieht außerdem eine geringere Konzentration der „Glorreichen Sieben“ – also der sieben großen US-Tech-Konzerne. Erst in der Extra-Magazin Ausgabe 6/2024 haben wir berichtet, dass diese 2024 mehr als die Hälfte der Wertentwicklung des S&P 500 beigetragen haben. Hier geht es übrigens zum Shop.
Ende 2025 sieht Schallmayer den Beitrag bei rund 20 Prozent. Das heißt, das Wachstum des US-Aktienmarkts wird breiter. Die unterschiedlichen Experteneinschätzungen gehen in den USA mit einem BIP-Wachstum im kommenden Jahr von um die zwei Prozent aus. Die USA dürften damit innerhalb der Industrieländer in Sachen Unternehmensgewinne, Aktienmarktrendite und Wirtschaftswachstum das Maß aller Dinge bleiben. Langfristig zeigt sich, dass sich die Aktienrenditen stark am nominalen Wirtschaftswachstum orientiert. Und das ist mit mehr als zehn Prozent sehr solide in den USA. Da die USA in Welt-ETF weit mehr als die Hälfte ausmachen, hat das entsprechende Implikationen für solche Produkte.
Europa wächst etwas
In Europa dürfte das Wirtschaftswachstum nach Ansicht vieler Experten deutlich geringer ausfallen als in den USA. Für Europa erwartet Johannes Müller, Chief Economist bei DWS, eine Normalisierung des Wirtschaftszyklus, vor allem deshalb, weil der Tiefpunkt im Produktionszyklus erreicht sein dürfte. Die Aussichten bleiben aber verhalten, vor allem in zwei großen Ländern: „Italien und Deutschland bilden mit gut 0,5 Prozent das Wachstumsschlusslicht. In Deutschland wird die Wirtschaft durch einen leichten zyklischen Aufschwung angekurbelt. Dieser wird vor allem durch die steigenden privaten Konsumausgaben – nach zuletzt deutlich steigenden Reallöhnen – getrieben“, so Mumm.
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Ein zaghaftes Ende der seit rund zwei Jahren andauernden globalen Industrierezession könnte folgen, wenngleich Dienstleistungs-segmente weiterhin die stärker zulegen werden. Die Bauwirtschaft dürfte sich nach Ansicht Mumms im Zuge sinkender Zinsen stabilisieren. Zusätzliches positiveres Momentum könnte entstehen, wenn vonseiten der Politik ein Pfad klarer Strukturreformen und Investitionsförderungen angegangen wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür steige mit der neuen Bundesregierung. Kurzfristig wird aber das Wachstum in der Eurozone durch zu hohe Kosten, zu viel Bürokratie und langwierige Verfahren, mangelnde Planungssicherheit, ein zu niedriges Innovationspotenzial, den Fokus auf Mitteltechnologien sowie fehlendes privates Risikokapital ausgebremst. Die Aussichten sind also verhalten positiv.
Ähnlich sehen das die Experten der Deka Bank. Sie sehen auch ein moderates Wachstum im Euroland. Sie rechnen 2025 mit einem Wachstum um 1,2 Prozent. In Deutschland rechnen sie nur mit 0,4 Prozent. „Mehr Wachstum kann in Europa nur durch eine Reform der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erreicht werden“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank. Für Deutschland bedeuten die angenommenen handelspolitischen Maßnahmen eine Verschärfung der ohnehin schwierigen Situation wichtiger Bereiche der Industrie – der Automobil-, der Stahl- und der Aluminiumindustrie. „Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist ein Sanierungsfall“, so Kater. Das zeige sich an der mangelnden Fähigkeit zum Wachstum, die sich nun schon im zweiten Jahr hintereinander auftue. Gerade in Infrastruktur und Technologie gelte es aufzuholen.
Ein wesentlicher Aspekt ist in Deutschland auch die Migration der vergangenen Jahre. Diese sollte nach Ansicht vieler Experten künftig wesentlich mehr in den Arbeitsmarkt, als in den Sozialstaat geschehen. Nach Auffassung der DWS-Experten könnte der Beitrag der Migration zum Wachstum erhöht werden, wenn geeignete Maßnahmen zur Integration der Migranten in den Arbeitsmarkt ergriffen würden, beispielsweise leichtere Erteilung von Arbeitserlaubnissen, bessere Anerkennung ausländischer berufsqualifizierender Abschlüsse und ähnliche Maßnahmen. „So arbeiteten nach Angaben des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) nur rund ein Viertel der geflüchteten Ukrainer in Deutschland, während es in Dänemark oder Großbritannien über die Hälfte waren. Hier könnte Deutschland also noch besser werden. Das würde die wirtschaftlichen Aussichten verbessern helfen“, sagt Vedda.
Chance für europäische Nebenwerte beim Ausblick 2025
Es gibt aber auch aussichtsreiche Aspekte am europäischen Aktienmarkt. Denn die Experten der Deka Bank stellen eine Unterbewertung europäischer Nebenwerte fest. Das Gewinnwachstum habe sich aber in den vergangenen Jahren auf ähnlichem Niveau bewegt wie das der Großkonzerne. Das kann anders als bei US-Nebenwerten für Aufholpotential sorgen. „Bei europäischen Small Caps ergibt sich in den kommenden zwei Jahren ein positives Chance-Risiko-Verhältnis, deswegen empfehlen wir, diese spürbar im Portfolio beizumischen“, so Schallmayer.
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Und was machen die Schwellenländer?
Wenn wir über Schwellenländer sprechen, sind im Wesentlichen die asiatischen Staaten China, Taiwan und Indien relevant. In Asien zeigt sich ein zwiegespaltenes Bild. Unisono sehen Beobachter in Asien den größten Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum, für die Börse ist man dennoch zurückhaltend. So dürfte nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zwar auch im kommenden Jahr 2025 mit 3,2 Prozent im historischen Kontext schwach ausfallen, dennoch dürfte die Gruppe der Schwellenländer, vor allem aus Asien, erneut der Wachstumstreiber sein, sind sich etliche Beobachter sicher.
„China dürfte es trotz diverser geld- und fiskalpolitischer Stützungsmaßnahmen jedoch nicht gelingen, den Wachstumspfad der Vor-Coronazeit wieder aufzunehmen. Zu stark wiegen anhaltende strukturelle Bremsfaktoren wie die Konsolidierung des Immobiliensektors, die stagnierende bzw. perspektivisch sinkende Bevölkerung, die zunehmende politische Unsicherheit sowie fehlende Konsumlaune“, meint Mumm. Auch Deka-Mann Schallmayer bleibt bei Aktien aus Schwellenländern zurückhaltend.
„Durch die Fokussierung von Donald Trump auf das Wohl der USA (Handelszölle, Deregulierung, Steuersenkung) werden die anderen Anlageregionen Europa, China, Emerging Markets mit einem grundsätzlich schwierigeren Umfeld konfrontiert werden“, stellt Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland, fest.
Solltest du also einen globalen ETF haben, der sowohl Industrie- als auch Schwellenländer beinhaltet, musst du dir keine Sorgen machen. Schwellenländer machen darin nur etwa zehn Prozent aus. Ohnehin solltest du nicht allzu viel auf kurzfristige Änderungen geben. Breite Streuung und langfristige Orientierung ist auch 2025 der Schlüssel.
Ausblick 2025: Wie sind die Aussichten für Anleihen?
„Die Renditeaussichten für Zinsanlagen sind in allen Bereichen positiv, die Anlageklasse nach wie vor sehr attraktiv“, sagt Thomas Höfer, Head europäische Unternehmensanleihen EMEA bei DWS. Für zehnjährige Staatsanleihen erwartet er für die USA auf Sicht von zwölf Monaten eine Rendite von 4,5 Prozent, für Bundesanleihen 2,2 Prozent. Damit läge der erzielbare Gesamtertrag bei 4,6 (USA) und 4,3 Prozent (Bundesanleihen). Bei Unternehmensanleihen seien die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen inzwischen auf einem historisch niedrigen, aber noch akzeptablen Niveau. Der Markt habe ein schwaches Wachstum, keine Rezession und ein stabiles Finanzsystem eingepreist.
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Höfer favorisiert Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität, bei denen Gesamtrenditen von 4,7 Prozent möglich seien. Bei Hochzinsanleihen sei es beim Ausblick 2025 wahrscheinlicher, dass es zu einer Ausweitung der Zinsaufschläge und damit zu Kursverlusten kommen könne. Allerdings entschädige die höhere Verzinsung für diese Risiken. Höfers Fazit: „Zinsanlagen bieten attraktive Renditen und positive Ertragsaussichten. Der Appetit nach der Assetklasse lässt weitere Mittelflüsse erwarten und wirkt sich unterstützend auf die Bewertung aus.“
Fazit: Der US-Aktienmarkt steht beim Ausblick 2025 am besten da
Eine wirtschaftsfreundliche Politik, satte Unternehmensgewinne und eine sinkende Abhängigkeit von den „Glorreichen Sieben“ – all das spricht für den US-Aktienmarkt. In Europa sind die Wirtschaftsaussichten verhalten optimistisch. Deutschland sieht die Deka Bank als „Sanierungsfall“ an. In Europa erscheinen aber aufgrund von günstigen Bewertungen, bei dennoch soliden Unternehmensgewinnen und einem sinkendem Zinsniveau gerade Nebenwerte interessant. Nebenwerte reagierten zudem in der Rückschau meist positiv auf Zinssenkungen – und genau die sind 2025 zu erwarten. Bei Anleihen lohne sich laut DWS-Experten ein Blick auf Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität.