Japan scheint seine wirtschaftliche Krise langsam überwunden zu haben und bietet Chancen zur Diversifizierung des Portfolios.
Eine Reform der Aktiensegmente kann zu einer Neubewertung des Marktes führen. Damit lohnt sich der Blick auf die drittgrößte Volkswirtschaft und einen der größten Aktienmärkte der Welt. In den 80er wuchs die japanische Wirtschaft schneller als in vielen anderen Industriestaaten. Parallel entwickelte sich eine Blase am Kapitalmarkt. Die Immobilienpreise stiegen so stark, dass ein Grundstück in zentraler Lage teurer war als ganz Kalifornien. Der japanische Aktienindex Nikkei stieg auf knapp 40.000 Punkte. Um diese extreme Entwicklung zu beenden, erhöhte die Zentralbank die Leitzinsen Anfang der 1990er Jahre. Die relevanten Aktienindizes verloren rund 60 Prozent und haben sich bis heute nicht vollständig erholt. Die Phase der Japan-Krise begann. Noch 2021 blieb die Wertentwicklung am japanischen Aktienmarkt hinter anderen bedeutenden Anlageregionen zurück.
Neue Börsensegmente in Japan
Um den Aktienmarkt für ausländische Investoren attraktiver zu machen, wurde 2022 eine Reform beschlossen. Davor notieren mehr als 2.000 Unternehmen im obersten Segment der Tokioter Börse. Darüber hinaus gab es vier weitere Bereiche. Die Neuregelung soll nun für mehr Klarheit sorgen, indem die fünf Sektionen in drei aufgeteilt wurden. Der Prime-Markt soll 85 Prozent der Unternehmen umfassen, die mit Hilfe von strengeren Kriterien ausgewählt werden. Damit verringerte sich die Zahl der Unternehmen von 2.185 auf 1.841. Darüber hinaus gibt es einen Growth-Markt mit 459 Firmen. Die Standard-Sektion umfasst die restlichen 1.477 Unternehmen. Solche Reformen bieten häufig eine Gelegenheit für die Neubewertung eines Marktsegmentes.
Fundamental ist schon jetzt vieles gut. Japan verfügt über einen großen Anteil stabiler und gut geführter Unternehmen. Besonders im Nebenwerte-Segment gibt es nach einer starken Abwärtsbewegung aktuell gute Investmentchancen. Aus unternehmerischer Sicht lassen die positive Entwicklung der durchschnittlichen Dividendenrendite, eine verbesserten Unternehmenskommunikation, überdurchschnittliche Cash-Bestände und die Erhöhung der ESG-Datenqualität auf eine stabile Entwicklung hoffen. Zudem steht die japanische Bevölkerung grundsätzlich hinter der Regierung, was die Steuerung eines Landes tendenziell erleichtert.
Aktien und Fonds
In Deutschland sind japanische Aktien wie Sony, Suzuki, Japan Post, Shimano, Nintendo, Toyota oder Daikin Industries handelbar und in vielen internationalen Aktienfonds integriert.
Für stärker kapitalisierte Werte lohnt sich ein Blick auf die aktiven Fonds Comgest Growth Japan (ISIN IE00BQ1YBP44), Goldman Sachs Japan Equity Partners (ISIN: LU1217871059) und JPM Japan Equity (ISIN: LU0053696224). Bei Nebenwerten sind der Janus Henderson Horizon Japanese Smaller Companies (ISIN: LU0011890265), der Swisscanto Equity Small and Mid Caps Japan (ISIN: LU0123487463) oder der Atlantis Japan Opportunities (ISIN: IE00B5TB9J06) interessant. Letzterer hatte höhere Wertschwankungen und etwas stärkere Abschläge zu verarbeiten, bietet nun aber mit neuem Management und auf niedrigem Niveau günstigere Einstiegschancen.
Über den Autor: Andreas Görler
Andreas Görler ist Senior Wealthmanager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments bei der Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH in Berlin
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