Gegen Ende des nervenaufreibenden Jahrs 2022 mit teils saftigen Verlusten sind viele Anleger verunsichert: Krieg in Europa, hohe Inflation, zusammengebrochene Lieferketten – kann man in einem solchen Umfeld denn noch Aktien kaufen? Man sollte nicht nur, sondern muss sogar. Doch es kommt auf die richtige Auswahl an.
Dieses Mal ist alles anders – das ist an der Börse einer der teuersten Sprüche überhaupt. Doch leider glauben auch nach dem Jahr 2022 viele Privatanleger, dass die jetzige Situation mit keiner vorherigen vergleichbar sei. „Die Zeiten der Globalisierung sind definitiv vorbei“, heißt es nun. In der Tat unterscheidet sich die Lage von früheren Situationen. Doch für die Börse wichtig ist weniger die Situation an sich, sondern die Frage, ob sie sich (überraschend) zum Positiven oder zum Negativen verändern wird. Und da bereits viele negative Erwartungen an der Börse eingepreist sind, liegt das Potenzial zur Veränderung vorrangig im Positiven.
Börsen-Statistik sorgt für Rückenwind bei Aktien
Inzwischen werden solche positive Überraschungen mit kräftigen Kurssprüngen honoriert. Das hat sich gezeigt, als die Inflationsdaten der USA unter den Erwartungen blieben und der Aktienmarkt an einem einzigen Tag um sechs Prozent stieg. Es ist durchaus möglich, dass es bald noch mehr Überraschungen geben wird, die die Börse befeuern – etwa wenn der Krieg Russlands in der Ukraine endet. Zudem gibt es von Seiten der Börsenstatistik klaren Rückenwind:
Zum einem vom Wahlzyklus: Die für die globalen Kapitalmärkte tonangebende US-Börse findet ihr Tief in der Regel rund um die Zwischenwahlen in den USA, bei denen Repräsentantenhaus und Senat gewählt werden. Das folgende Jahr ist im Schnitt das beste im gesamten vierjährigen Wahlzyklus, wie eine Citigroup-Studie zeigt. Demnach hat der S&P 500 seit Beginn der 1960er-Jahre um durchschnittlich 20 Prozent zugelegt. In Jahren mit einer Rezession war es noch etwas mehr.
Zum anderen vom Jahreszyklus: Mit dem November beginnt statistisch betrachtet die lukrativste Sechs-Monats-Phase an der Börse. Strategien, die seit Jahrzehnten von November bis Ende April investierten, erzielten ein Vielfaches dessen, was von Mai bis Ende Oktober erwirtschaftet wurde. Seit 1950 hat der US-Markt nach den Midterm-Wahlen in jenen sechs Monaten im Schnitt 15 Prozent gewonnen, so der anerkannte „Stock Trader’s Almanac“.
Mit nachhaltigen Aktien haben Anleger die besseren Aussichten
Aktien wirklich nachhaltiger Firmen dürften sich vor diesem Hintergrund im kommenden Jahr erneut positiv vom breiten Markt absetzen. Seit Jahren schon bestechen Unternehmen, die in glaubwürdigen Nachhaltigkeits-Indizes versammelt sind, durch relativ stete Outperformance. 2022 war eine Ausnahme, weil Aktien aus der (fossilen) Energiebranche aufgrund der Energie-Verknappung stark abgeschnitten hatten.
Doch wenn nun die Energiepreise und damit die Inflation zurückgehen, dürften die langfristig wirksamen Trends erneut in den Fokus rücken. Zu diesen Trends gehört definitiv, dass wir auf Dauer ökologisch und sozial nachhaltig wirtschaften müssen. Daher werden nachhaltig orientierte Anleger 2023 nachts besser schlafen können als andere.
Andreas Enke ist Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg
Autor Redaktion
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