21. Juli 2020

„Firmen müssen über zukunftsfähige Geschäftsmodelle verfügen“

Deka hat kürzlich im Rahmen einer Klimawandel-ETF-Serie ein weltweit anlegendes Produkt mit Fokus auf Nachhaltigkeit herausgebracht. Wir haben dazu mit Georg Kayser, Leiter ETF-Vertrieb institutionelle Kunden bei der Deka, gesprochen.

Sie haben eine Klimawandel-ETF-Serie aufgelegt. Wie kam es dazu?

Mit den Deka MSCI Climate Change ESG UCITS ETFs unterstützen wir unsere Anleger beim Erreichen ihrer Klimaziele, dem Aufbau klimarobuster Portfolios und der systematischen Integration einer messbaren CO2-Reduktion in ihre Strategien.

Der Klimawandel gehört zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Im Dezember 2019 haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU zum Ziel der Klimaneutralität bis 2050 bekannt. Im aktuell verschärften Entwurf des Klimaschutzgesetzes ist bis 2030 eine CO2-Reduktion von 50 bis 55 Prozent vorgesehen. Diese Ziele können nur erreicht werden, wenn Unternehmen und Anleger ihren Beitrag dazu leisten: Firmen müssen anpassungsfähig sein und über zukunftsfähige Geschäftsmodelle verfügen. Bei der Geldanlage wurde der Klimaschutz durch die Taxonomie- und Benchmark-Verordnung als oberstes Ziel verankert. Entsprechend deutlich hat die BaFin Ende letzten Jahres alle institutionellen Anleger aufgefordert, sich mit dem Thema Nachhaltigkeitsrisiken, insbesondere Klimarisiken, zu beschäftigen und diese für 2020 zum Regulierungsschwerpunkt ausgerufen.

Nach welchen Kriterien werden Unternehmen hierbei ausgeschlossen?

Das Indexkonzept von MSCI definiert in seinem ESG-Filter sehr klare Vorgaben, welche Unternehmen zur Indexbildung herangezogen werden können. Oberstes Ausschlusskriterium sind schwere Verstöße gegen die Prinzipien des UN Global Compact, die beispielsweise den Schutz der Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption umfassen. Die Ausschlusskriterien umfassen zudem nukleare sowie kontroverse Waffen und Rüstungsgüter, Atomenergie, Kohle und unkonventionelle Öl- und Gasförderung sowie Tabak. Automatisch nicht qualifiziert sind zudem alle Unternehmen, die kein oder ein sehr schlechtes ESG-Rating aufweisen.

In einem zweiten Schritt vergibt MSCI einen Low Carbon Transition Score für jedes verbleibende Unternehmen. Dieser LCT-Score ist das Herzstück des Indexkonzepts. Er beinhaltet nicht nur die aktuelle, sondern auch die künftige CO2-Emissionstätigkeit für das Unternehmen sowie die Qualität des Managements in Bezug auf Transitionsrisiken und Zukunftsfähigkeit. Danach werden die Unternehmen einer von fünf Kategorien zugeordnet: Solution, Neutral, Operational Transition, Product Transition und Asset Stranding. Die Unternehmen der erstgenannten Kategorie – echte Lösungsanbieter, die aktiv am Klimaschutz partizipieren – beispielsweise erhalten im Index die höchste Gewichtung, gefolgt von den klimaneutralen Unternehmen. Dadurch erreichen wir im Vergleich zum Mutterindex in allen fünf ETFs eine Reduktion der CO2-Emissionen von mehr als 50 Prozent und das bei hoher Diversifikation.

Gibt es Branchen oder im Falle des globalen ETFs auch Länder, deren Gewichtungen stark von der herkömmlichen Herangehensweise abweichen? Wie können Anleger sicher sein, dass ausreichend Diversifikation gewährleistet ist?

Durch den zweistufigen Ansatz im Indexkonzept von MSCI weisen unsere Climate Change ETFs eine hohe Diversifikation und nur einen geringen Tracking Error gegenüber dem traditionell kapitalisierungsgewichteten Mutterindex auf. Und das trotz der klaren Fokussierung auf nachhaltige, klimarobuste Unternehmen.

Beziehen sich die neuen ETFs ausschließlich auf Umweltaspekte oder spielen auch weitere Aspekte eine Rolle?

Viele klassische SRI-Ansätze (Social Responsible Investments) können nur 25 Prozent des Marktes abbilden – wenn Sie aber auf 75 Prozent der Unternehmen keinen Einfluss nehmen können, sind die Klimaziele kaum zu erreichen.

Deshalb setzt die Deka neben dem ESG-Filter, der zusätzlich zu ökologischen Kriterien auch soziale und unternehmensethische Parameter erfasst, auf eine aktive Corporate Governance. Das heißt, wir nehmen auch für unsere passiven Fonds unsere Mitspracherechte auf den Hauptversammlungen der Unternehmen aktiv wahr und machen unsere Abstimmungspolitik öffentlich. Darüber hinaus suchen wir regelmäßig den Dialog mit den Unternehmen. Denn wir sind davon überzeugt, dass eine gute Unternehmensführung und nachhaltiges Wirtschaften der Schlüssel für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens sind.

Tipp: Für weitere Informationen zum Thema „Nachhaltigkeit“ sollten Sie auch unseren Anlageleitfaden „Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs“ lesen.