Commerzbank-Chef Martin Zielke fand zuletzt deutliche Worte: Es sei höchste Zeit für ein Ende der Wertpapierkäufe der Europäischen Notenbank. „Ich habe vor der EZB großen Respekt. Mit ihren Anleihekäufen hat sie der Politik in Europa Spielräume verschafft, um Reformen einzuleiten“, sagte er im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. „Die Medizin hat gewirkt. Aber wie bei jedem Medikament gibt es Nebenwirkungen, und die werden größer. Irgendwann müssen Sie die Medikamente absetzen, und dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“
Niedrigzinsumfeld drückt auf die Margen
Zielke bekräftigte zugleich, dass sein Haus dank des Sparkurses und der Digitalisierung auch längerfristig mit den niedrigen Zinsen leben kann. „Wir haben uns darauf eingestellt und kommen zurecht“, sagte er. Dieser Optimismus in allen Ehren: Branchenweit ist die Durststrecke längst noch nicht überstanden: Das Niedrigzinsumfeld drückt auf den Gewinn und die Kapitalrentabilität der Banken. Laut einer aktuellen Erhebung der Bundesbank sind mittelgroße Kreditinstitute in Deutschland in Bezug auf die Gesamtkapitalrentabilität zwar nicht mehr so pessimistisch wie vor zwei Jahren. Dennoch rechnen die Geldhäuser im Schnitt damit, dass ihr Jahresüberschuss vor Steuern im Jahr 2021 um neun Prozent unter dem Wert von 2016 liegen wird. Der Druck auf die Notenbank nahm zuletzt zu, angesichts einer gesunden Wirtschaft und leicht anziehender Inflationsraten eine Normalisierung der Geldpolitik einzuleiten. Ende dieses Jahres laufen die Anleihekäufe aus, eine Fortsetzung im jetzigen Volumen von 60 Mrd. Euro monatlich dürfte EZB-Chef Mario Draghi kaum durchsetzen können.
Bankensektor insgesamt stabiler
Den widrigen Umständen zum Trotz – sei es von Seiten der Geldpolitik oder den Nachwirkungen der Finanzkrise – ist der Bankensektor in Europa insgesamt stabiler geworden, wie die Landesbank Hessen-Thüringen in einer aktuellen Studie feststellt. Die Institute hätten ihre Geschäftsmodelle angepasst, die Risikopositionen reduziert und ihre Bilanzsummen zurückgefahren. Nicht überlebensfähige Institute seien geschlossen oder übernommen worden. Der Konsolidierungskurs habe in Frankreich zu einem Rückgang der Bankhäuser um 45 Prozent geführt, konstatieren die Analysten. Die Säuberungswelle hat sich auch der Börse ausgewirkt. Der Aktienkurs mehrerer Geldhäuser hat sich in den vergangenen zwölf Monaten fast verdoppelt. „Insgesamt dürften Europas Banken ihre Gewinne in den kommenden Jahren deutlich steigern, schätzt Uwe Eilers, Geschäftsführer der Frankfurter Vermögensverwaltung. Damit werde das Vertrauen in die Institute zurückkehren, und Anleger könnten wieder ohne zu große Angst in Banken investieren.
Abnehmende Phobie gegenüber Bankaktien
ETF-Anleger, deren Phobie gegenüber europäischen Bankaktien sich gelegt hat, sollten sich den breit aufgestellten iShares STOXX Europe 600 Banks UCITS ETF (DE) (WKN: A0F5UJ) näher anschauen. Der Fonds bietet Zugang zum Bankensektor aus Industrieländern in Europa. Unter den Top-Ländern befinden sich das Vereinigte Königreich, Spanien, Frankreich und die Schweiz. Der Fonds kostet pauschal 0,46 Prozent im Jahr, in 2017 konnte der ETF bislan um 9,10 Prozent an Wert zulegen.
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Autor Redaktion
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